Immer wieder gab es Hinweise, jetzt ist der Beweis da: Erstmals wurde ein Wolf auf Aargauer Boden fotografiert. Oberhalb von Erlinsbach in der Nähe von Aarau, rund 30 Kilometer von Bad Säckingen entfernt, tappte das Tier Ende Februar in eine private Fotofalle der lokalen Jäger, wie die Aargauer Zeitung unter Berufung auf "Schweiz Aktuell" berichtet.
Die Aargauer Jagdverwaltung bestätigt den Vorfall. Seither sei das Tier aber nicht mehr gesichtet worden. Dass sich der Wolf im Aargau niederlassen könnte, bezweifelt Thomas Stucki, Leiter der Sektion Jagd und Fischerei des Kantons: "Wir gehen nicht von einer Dauerpräsenz von Wölfen aus. Unsere Landschaft ist sehr stark besiedelt, es hat viele Verkehrsachsen."

Das Foto zeigt das Tier ganz deutlich. Das sei nicht selbstverständlich, erklärt Thomas Stucki: "Manchmal entstehen die Fotos der Wildtiere im Dunkeln und man erkennt die Tiere nicht so schön wie auf diesem Foto."
Fünfte Sichtung eines Wolfes
In den vergangenen Jahren hatte es vier Meldungen zu Sichtungen von Wölfen im Aargau oder an der Kantonsgrenze gegeben. Einer dieser Wölfe war im Jahr 2014 in Schlieren im Kanton Zürich unter die S-Bahn geraten und dabei gestorben. Kurz davor war er bei Oberwil-Lieli gesichtet worden.
Die anderen drei Meldungen (zwei davon im unteren Fricktal) registrierte der Kanton anhand von plausiblen Beschreibungen, konnte diese aber nicht überprüfen, erklärt Thomas Stucki. Dieses Foto ist der erste fotografische Beweis dafür, dass der Wolf den Weg in den Kanton Aargau gefunden hat.

Eine Dauerpräsenz von Wölfen im Kanton Aargau ist aufgrund des Lebensraumes, der Siedlungsdichte und der Verkehrsachsen aktuell wenig wahrscheinlich: "Der Wolf sucht große und weite Gebiete, in denen er sich zurückziehen kann und genügend Beutetiere findet. Der Wolf ist ein eher scheues Tier, das Menschen meidet", erklärt Thomas Stucki. Trotz genügend Beutetieren hätte der Aargau aber zu viele Verkehrsachsen und überbaute Siedlungsgebiete, in denen der Wolf nach einem ruhigen Ort suchen müsste.
Besondere Vorkehrungen für Tierhalter seien aktuell nicht nötig, sei der Wolf im Aargau doch primär auf der Durchreise: "Im Gegensatz zu den alpinen und voralpinen Regionen ist die Nutztierhaltung im Aargau in den meisten Fällen siedlungsnah und die Tiere sind umzäunt", so Stucki.
Über den Jura in den Aargau
Woher der Wolf nach Erlinsbach gekommen ist, könne man nicht feststellen. Es ist bekannt, dass der tote Wolf in Schlieren aus dem Calanda-Wolfsrudel stammte. "Bei diesem Tier geht man aber davon aus, dass es dem Jurabogen entlang gezogen ist. Dort findet er größere Wildräume", sagt Stucki und ergänzt: "Je mehr er in Richtung Osten zu uns gezogen ist, desto mehr ist er auf Räume gestoßen, die von Menschen stark beeinflusst sind."
Der Leiter Sektion Jagd des Kantons ist erfreut über den Fotobeweis: "Es ist schön, dieses Foto zu sehen, weil wir bisher nur Vermutungen über temporäre Wolfspräsenzen hatten." Schön sei auch die Feststellung, dass der Wolf in einem so dicht genutzten Teil der Schweiz war, ohne dass ihn jemand bemerkt hat. "Das zeigt, dass das Konfliktpotenzial klein ist", so Thomas Stucki.