Der in Italien gebräuchlichste Familienname ist Rossi, in Großbritannien und in den USA lautet er Smith, in Frankreich Martin, in der Türkei Yilmaz und in China Li – 93,5 Millionen Menschen heißen dort so. Der deutscheste aller Familiennamen ist Müller, den hierzulande etwa 0,7 Millionen Personen tragen. Manche ortsüblichen Familiennamen sind in anderen Regionen oder sogar bereits im Nachbardorf so selten, dass sofort klar ist, woher der Träger kommt oder seine Familie usprünglich herstammmt.
Einige Namen tauchen häufiger auf
Ein Faschian beispielsweise ist typisch Todtmoos. Laut Fachportal www.namenforschung.net taucht der Familienname in ganz Deutschland nur 66 Mal im Telefonbuch auf. Doch in Todtmoos heißen nach Auskunft der Gemeindeverwaltung aktuell 20 Personen so. Es ist der fünfthäufigste Familienname in der Gemeinde. Nur 884 Anschlüsse auf Mutter zählt namenforschung.net in ganz Deutschland, 115 für Mutterer.
Doch im Hotzenwald und am Hochrhein sind die beiden Nachnamen weit verbreitet. Unter den Einwohnern der Gemeinde Görwihl steht Mutter nach Kaiser (162), Eckert (114), Huber (95) und Matt (62) an fünfter Stelle. In Görwihl heißen 61 Personen so, davon leben 28 in Görwihl selbst. Auch in Todtmoos ist Mutter mit 24 Trägern nach Kaiser (83), Maier (50), Schmidt (45) und Müller (34) der fünfthäufigst vorkommende Familienname.
Mutter und Matt sind miteinander sprachlich verwandt
Der Nachname Mutter hat nichts mit dem weiblichen Elternteil zu tun, wie Professor Konrad Kunze 2003 in "Der Hotzenwald. Natur und Kultur einer Landschaft im Südschwarzwald" schreibt: "Er leitet sich von einem alten Holzmaß her, dem Mutt, mit dem man im südalemannischen Raum im Mittelalter das Getreide gemessen hat. Der Mutter stellte solche Maße her, benutzte oder eichte sie.
Direkt verwandt mit den vielen Mutters im Hotzenwald sind die hier kaum selteneren Matts. Auch ihr Familienname rührt von dem alten Getreidemaß her. Matt heißen 62 Personen in der Gemeinde Görwihl, 25 Personen in der Gemeinde Herrischried und 12 in der Gemeinde Todtmoos. Die meisten Matts wohnen in Strittmatt (22), Bergalingen (13) und Willaringen (11). Und auch der Ort Mutterslehen zwischen Todtmoos und St. Blasien hat laut Kunze seinen Namen von dem alten Maß, beziehungsweise von der daraus hervorgegangenen Berufs- und Familienbezeichnung.
Benennung nach dem Ort der Herkunft
Sehr häufig ist die Benennung von Personen nach Herkunftsorten. Da bietet auch der Hotzenwald eine ganze Reihe von Beispielen. Die rund 450 Rotzinger in Deutschland leben fast alle im Südschwarzwald. Ihre Vorfahren stammen aus dem kleinen Ort Rotzingen bei Görwihl. Aus Hottingen kamen die Ahnen der rund 370 in Deutschland lebenden Hottinger, die heute ebenfalls meist auf dem Hotzenwald leben, von denen viele aber auch rund um Pforzheim daheim sind. Weitere typische Hotzenwälder Familiennamen, die auf Ortsnamen zurückgehen, sind Schlageter, Hierholzer, Vogelbacher und Strittmatter.
In Strittmatt lebt kein einziger Strittmatter
Laut www.namenforschung.net lauten in Deutschland 752 Telefonanschlüsse auf Strittmatter, was etwa 2100 Trägern dieses Namens entsprechen dürfte. Auch sie leben meist auf dem Hotzenwald. In der Gemeinde Rickenbach heißen 65 Menschen Strittmatter. Besonders häufig kommt der Name im Ortsteil Bergalingen vor, nämlich 21 Mal, und 17 Mal im Ortsteil Hottingen, wo es beides Mal der häufigste Familienname ist. In der Gemeinde Görwihl gibt es 52 Strittmatter, doch kein einziger Strittmatter lebt in Strittmatt selbst.
Was Wasmer mit Oberweschnegg zu tun hat
Wasmer oder Waßmer lautet ein weiterer typischer Familienname im Hotzenwald. In ganz Deutschland dürfte es nicht einmal 1000 Träger dieses Namens geben. Kunze erklärt die Bedeutung des Namens aus Wasen, der in ganz Süddeutschland einst üblichen Bezeichnung für eine Grünfläche. Noch heute komme das Wort im Cannstatter Wasen aber auch in Ober- und Unterweschnegg vor, so Kunze.
In der Gemeinde Herrischried heißen 48 Personen Waßmer. Der Name ist damit nach Eckert (49), gleichauf mit Kaiser (48) und knapp vor Huber (46) und Stoll (45) der zweithäufigste Familienname in der Gemeinde. Besonders viele Waßmer leben in den Ortsteilen Hogschür (17) und Hornberg (15).
Ulrich Jehle ist doppelt gemoppelt
Im deutschen Sprachraum wurden Familiennamen seit dem 12. Jahrhundert üblich. Meist lassen sie sich auf den Namen eines Vorfahren, auf den Herkunftsort, auf einen Beruf oder auf eine Körper- oder Charaktereigenschaft zurückführen. Zum ersten Typus zählt im Hotzenwald die Nachnahmen Eckert und Jehle, die sich von den Vornamen Eckhardt und Ulrich herleiten. Von Wohnorten führen sich auch Namen wie Bächle oder Winterhalder (der an einem Nordhang Wohnende) her.
Namen führen auf Berufe zurück
Im Hotzenwald häufige Namen, die sich von Berufen herleiten, sind beispielsweise Vogt (Sachwalter), Huber (Bauer, der eine Hufe Land bearbeitet) oder natürlich Schneider und Schmidt. Ein Beispiel für einen Namen, der bestimmte Eigenschaften des damit Bezeichneten herausstellt, ist Frommherz und möglicherweise auch Kaiser. Mit letzterem könnte eine besonders stolze Person bezeichnet worden sein – vielleicht ist damit aber auch nur ein Käser gemeint.
Auch jedes Haus im Hotzenwald trug früher einen Namen. Zum Teil sind die Bezeichnungen noch heute in Gebrauch, wie unser Mitarbeiter PaulEisenbeisanhand eines Beispiels aus Görwihl zeigt.
Typische Hotzenwälder Familiennamen und ihre Bedeutung
Eckert: Benennung nach Rufname Eckhardt.
Huber: Benennung nach Beruf zu mittelhochdeutsch huober, huobener, huobner "Besitzer eines Bauerngutes, einer Hufe, Erblehenbauer". Mit Hufe wird ein Flächenmaß im Ackerbau bezeichnet, das ein einzelner Bauer mit einem Pflug bewirtschaften kann.
Kaiser: Benennung nach Übername zu mittelhochdeutsch keiser "Kaiser" für eine stolze oder angeberische Person oder Benennung nach Wohnstätte zum Häusernamen (Zum) Kaiser.
Maier: Benennung nach Beruf zu mittelniederdeutsch, mittelhochdeutsch meier, meiger "Meier, Oberbauer", entlehnt aus lateinisch maior "der Größere, Höherstehende". Der Meier führte im Auftrag des Grundherrn unter anderem die Aufsicht über die Bewirtschaftung der Güter und übte in dessen Namen die niedere Gerichtsbarkeit aus. Seit dem späten Mittelalter wurde die Bezeichnung auch auf den freien Bauern als Pächter eines Gutes ausgeweitet.
Schmidt: Benennung nach Beruf zu mittelhochdeutsch smit, mittelniederdeutsch smit, smet "Schmied". Gemeingermanisch handelt es sich um eine Sammelbezeichnung für Handwerker, die mit scharfem Werkzeug harte Materialien bearbeiten, wie Metall, aber auch Holz. Später erfolgt die Bedeutungsspezifizierung zum "Eisenschmied". Die Häufigkeit dieses Familiennamens und die Vielzahl an verschiedenen Schreibvarianten sind auf die weite Verbreitung und Bedeutung des Schmiedehandwerks zu mittelalterlicher Zeit zurückzuführen. Auch in vielen anderen europäischen Ländern zählen daher Namen, die auf die jeweilige Bezeichnung für den Schmied zurückgehen, zu den häufigsten Familiennamen, z. B. Ferrari, Lefevre.
Schneider: Benennung nach Beruf zu mittelhochdeutsch snidære, snider "jemand, der etwas schneidet; Schneider". Schneider bezeichnet zunächst allgemein jeden Handwerker, der Material mit einem Schneidewerkzeug bearbeitet, wie z.B. den Schnitter, Drechsler, Bildschnitzer oder Schnittwarenhändler. Später erfolgt dann eine Bedeutungsverengung zu "Tuchhändler, Schnittwarenhändler", anschließend bildet sich die heute noch gängige Bedeutung "Schneider, Kleidermacher" heraus. Die spätere Bedeutung liegt dem Familiennamen wohl in den meisten Fällen zugrunde.
Stoll: Benennung nach Beruf zu mittelhochdeutsch, mittelniederdeutsch stolle "Stütze, Pfosten, Gestell, Fuß an Möbeln". Es handelt sich um einen indirekten Berufsnamen für einen Zimmermann oder Tischler.
Strittmatter: Benennung nach Herkunft zum Siedlungsnamen Strittmatt, Ortsteil der Gemeinde Görwihl.
Vogt: Benennung nach Beruf zu mittelhochdeutsch voget, vogt, voit "Rechtsbeistand, Verteidiger, Fürsprecher", das aus lateinisch advocatus "Rechtsvertreter, hoher Verwaltungsbeamter" entlehnt wurde. Ursprünglich bezog sich die Bezeichnung auf hohe Verwaltungsbeamte, später wurde sie auch auf niedere Ämter erweitert.
Alle Angaben aus
http://www.namenforschung.net