Herr Mors, die Ganztagsbetreuung ist eine Pflichtaufgabe. Wie ist Ihre Gemeinde in diesem Bereich aufgestellt?

Benjamin Mors: Diese neue gesetzliche Pflichtaufgabe fordert die Kommunen in einem großen Umfang, personell wie auch finanziell. Schließlich sollen die Kommunen verpflichtend dafür bereit stehen, die Schüler der Grundschulklassen 40 Stunden pro Woche zu betreuen. Unsere Gemeinschaftsschule wird bereits an vier Tagen die Woche als Ganztagesschule in Wahlform betrieben.

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Mit unserem Schulbetreuungsteam sowie mit den Kooperationen mit der Gemeindemusikschule decken wir bereits viele der geforderten Zeiten ab. Problematisch wird es in den Ferienzeiten. Auch hier besteht der Rechtsanspruch auf Ganztagesbetreuung fort, schließlich soll es nur in vier Wochen eine Ausnahme geben dürfen.

Benjamin Mors ist seit 2018 Bürgermeister in Steißlingen.
Benjamin Mors ist seit 2018 Bürgermeister in Steißlingen. | Bild: Rainer Menkhaus

Wie entwickelt sich die Gemeinde im Hinblick auf Wohnraum und Wirtschaft?

Mors: Beide Themen sind von großer Bedeutung. Wohnen wird in unserer Region immer teurer. Für unsere Entscheidungen bedeutet dies, dass wir angepasste Konzepte für unsere Gemeinde benötigen. So hat der Gemeinderat bereits seit zwei Jahren neue Akzente bei der Vergabe von Bauplätzen sowie bei der Entwicklung des neuen Baugebiets gefasst. Dort sollen neben kleineren EFH-Bauplätzen auch Mehrfamilienhäuser mit geförderten Wohnungen entstehen. Diese kommen durch die Förderkriterien mitten in der Gesellschaft an und bieten durch die attraktive Lage gleichzeitig hohe Lebensqualität.

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Die wirtschaftliche Situation bereitet große Sorgen. Wir sehen in weiten Teilen einen immer noch anhaltenden Trend der Stagnation. Für die öffentliche Finanzwirtschaft bedeutet dies gleichbleibende oder sogar zurückgehende Einnahmen bei gleichzeitig stark steigenden Ausgaben durch Tariferhöhungen und Rechtsansprüche. Die örtlichen Betriebe haben die volle Unterstützung der Gemeinde, jedoch können maßgebliche Veränderungen nur von Bundesseite her erreicht werden.

Welche konkreten Projekte stehen nach der Sommerpause an?

Mors: Das größte Projekt im Herbst wird der Umbau und die Sanierung des Außenbereichs unserer Seeblickhalle. Neben der Barrierefreiheit des Sportlereingangs, einer Zisterne für die Regenwassernutzung sowie der Neugestaltung von Fahrradstellplätzen und Brunnen wird die Straßenquerung zwischen Parkplatz und Bad durch eine Verkehrsinsel sicherer gestaltet. Diese Maßnahme wird bis ins Frühjahr 2026 andauern.

Anmerkung der Redaktion: Außerdem wählen die Steißlinger im November ihren Bürgermeister, Benjamin Mors tritt erneut an.

Welche großen Aufgaben kommen in Zukunft auf die Gemeinde zu?

Mors: Die aktuell größte Herausforderung stellt die Sicherung der kommunalen Finanzen dar. Hier hoffe ich auf baldige und vollständige Weiterleitung der Mittel aus dem sogenannten Sondervermögen ebenso wie auf eine baldige Erholung der Wirtschaft. Für die Zukunft gilt es dann, die zahlreichen Pflichtaufgaben in Einklang mit den vorhandenen personellen und finanziellen Möglichkeiten zu bringen.

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Die Sicherstellung der Rechtsansprüche für die Kinderbetreuung wird eine große Aufgabe sein, da sich der Fachkräftemangel schon heute bemerkbar macht. Durch die hohen Baukosten wird außerdem das Thema Wohnen und Bauen noch wichtiger werden und benötigt gute, neue Konzepte.