Es soll ein Schritt sein, von dem beide Partner profitieren: Die Thüga Energienetze und die Gemeinde Steißlingen haben sich zusammengeschlossen. Bisher waren die Gemeindewerke auch Stromnetzbetreiber in dem Hegauort. Das Auslaufen des Stromkonzessionsvertrags wurde nun aber genutzt, um eine neue Partnerschaft vorzubereiten. Nachdem der Gemeinderat zugestimmt hat, dass künftig die Thüga Energienetze das Steißlinger Stromnetz betreiben sollen, konnten Verträge ausgearbeitet werden. Diese wurden nun unterzeichnet, die Thüga übernimmt ab Januar 2026.
Für die Kunden der Gemeindewerke ändere sich nichts, denn der Vertrieb bleibe bei den Gemeindewerken, betonte Marc Stehling, der Leiter der Gemeindewerke. Dazu gehören Serviceleistungen wie Erstellen und Versenden von Rechnungen, die Abrechnung des Stromverbrauchs, die Entgegennahme von Zählerständen und der Abschluss von Stromverträgen.
Infrastruktur langfristig sichern
Bürgermeister Benjamin Mors erklärte die Entscheidung zum Zusammenschluss so: „Wir haben die Thüga Energienetze als kompetenten und zuverlässigen Partner bereits bei der Gasnetzinfrastruktur kennengelernt. Die Anforderungen an den Stromnetzbetrieb sind durch Digitalisierung, regulatorische Vorgaben und den Ausbau erneuerbarer Energien enorm gestiegen und deutlich komplexer geworden. Diese Herausforderungen können wir im Verbund mit einem erfahrenen Partner effizienter bewältigen und so die wirtschaftliche und technische Leistungsfähigkeit unserer Stromnetzinfrastruktur langfristig sichern.“
Diese bleibe im Gemeindebesitz, die Gemeindewerke investieren weiterhin auch in diesem Bereich und die Investitionen fließen in Zukunft in die Pacht der Thüga Energienetze. Christoph Raquet, Geschäftsführer der Thüga Energienetze GmbH (Standort Schifferstadt) hob hervor, dass die Strominfrastruktur in Steißlingen auf einem sehr guten Stand sei und die Gemeinde aus eine Position der Stärke agiere: „Wir sind Partner auf Augenhöhe. Gemeinsam bringen wir mehr PS auf die Straße und können an den wichtigen Stellschrauben drehen, um die Gemeinde fit für eine klimaneutrale Entwicklung aufzustellen.“
Profitieren vom Wissen vor Ort
Markus Kittl, Mitglied der Geschäftsleitung und Kommunalmanager der Thüga Energienetze GmbH (Standort Singen), freute sich, dass man einen weiteren kommunalen Partner in der Region gefunden habe. Zudem betonte er, wie froh die Thüga Energienetze seien, dass die Kenntnisse der Mitarbeiter der Gemeindewerke nicht verloren gingen sondern durch Dienstleistungsverträge erhalten blieben: „Diese wissen, wo Schwachstellen sind, wo die Leitungen liegen und wo was in der Vergangenheit vorgefallen ist. Die regionale Netzkompetenz ist für uns wichtig.“
Es passiere viel im Hintergrund, was die Kunden nicht sähen. Bürgermeister Benjamin Mors fügte an: „Unsere Mitarbeiter begleiten auch zukünftig den technischen Betrieb vor Ort. Ihr Wissen über Gemeinde, Technik und Menschen ist unverzichtbar für eine sichere und Bürgernähe Versorgung.“ Dazu käme das Fachwissen der Mitarbeiter der Thüga Energienetze in den überregionalen Bereichen wie Digitalisierung, regulatorische Vorgaben und den Ausbau erneuerbarer Energien.
Der Aufwand hat zugenommen
Dies könne die Gemeinde schon alleine finanziell nicht mehr alleine stemmen. So seien in der Vergangenheit jährlich rund 200.000 Euro alleine in die Strominfrastruktur investiert worden. In wenigen Jahren habe sich diese Summe aber verfünffacht. Dazu komme der gestiegene Verwaltungsaufwand bei technischen und rechtlichen Vorgängen.
So habe es bei der Neuzulassung neuer Photovoltaikanlagen eine Vervierfachung gegeben. Dies erfordere nicht nur mehr Personalressourcen sondern auch spezielles Fachwissen. Die geschätzten Kosten für den Netzausbau von rund 20 Millionen wird der Netzbetreiber vorfinanzieren und über Netzentgelte refinanzieren.