Bachelor-Studiengänge in Waldshut-Tiengen und Bad Säckingen
Wer an einer Universität oder einer Fachhochschule ein Studium beginnen will, muss sich außerhalb des Landkreises Waldshut umsehen und bewerben. Es gibt allerdings zwei Ausnahmen: Das Studienzentrum des Landkreises Waldshut in Waldshut-Tiengen bietet die Möglichkeit, in den Fachbereichen Sozialpädagogik und Management sowie Business Administration einen Bachelor-Abschluss zu erreichen. In Bad Säckingen arbeiten aktuell rund 100 Studenten an ihrem Bachelor im Gebiet der Physiotherapie an der Physiotherapie- und Ergotherapieschule im Schöpfebach.
Kooperationen ermöglichen Abschluss
Im Kreis gibt es also zwei Studienorte mit unterschiedlichen Angeboten und Trägerschaften:
Der Landkreis hat in Waldshut-Tiengen selbst die Initiative ergriffen und sich um eine Kooperation mit Hochschulen bemüht, um an kreiseigenen Schulen Studienangebote machen zu können. Adresse dafür ist das „Studienzentrum Landkreis Waldshut„ mit den Studienangeboten Bachelor of Arts (B.A.) „Sozialpädagogik und Management (Kooperation mit der Fachhochschule des Mittelstands, Bielefeld) an der Justus-von-Liebig-Schule in Waldshut und dem B.A. „Business Administration“ (in Kooperation mit der Steinbeis-Hochschule Berlin).

Die gemeinnützige Pysiotherapieschule Bad Säckingen ist seit vier Jahren auch eine Hochschule für Physiotherapie. Der Studiengang wird in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule des Mittelstands in Bielefeld angeboten. Der Unterricht findet sowohl vor Ort, aber auch virtuell über Laptops statt.
Via Bildschirm können die Studenten ihre Fragen an die rund 90 Professoren stellen, die in der Fachhochschule des Mittelstands beschäftigt sind. Ein Studiengang dauert sieben Semester. Die Studiengebühren für die Studenten werden von der Bad Säckinger Schule übernommen.

Künftig soll das Angebot im Kreis Waldshut noch ausgeweitet werden: „Derzeit laufen Gespräche mit regionalen Wirtschaftsunternehmen, um den Bedarf nach weiteren Ausbildungen mit dem Abschluss Bachelor of Arts (B.A.) außer in den im Landkreis bestehenden Studiengängen Sozialpädagogik und Management sowie Business Administration auszuloten. Parallel werden weitere Kooperationspartner unter privaten Hochschulen gesucht“, so die Auskunft aus dem Landratsamt.
Warum gibt es im Landkreis Waldshut keine Fachhochschule?
„Der Landkreis bemüht sich seit langem vergebens, eine Fachhochschule in sein Gebiet zu bekommen. Das Land unterstützt dieses Vorhaben nicht, da es bevorzugt auf die Förderung und den Ausbau der vorhandenen Studienstandorte in Baden-Württemberg setzt. Dies inbesondere auch im Hinblick auf den zunehmenden internationalen Wettbewerb der Hochschulen“, so die Antwort aus dem Landratsamt. Es fehle an einem wirtschaftlichen überregionalen Schwerpunkt, einem Thema oder einem Fachbereich, in dem eine besonders große Nachfrage nach Studienabgängern besteht und für den ein Studienangebot eingerichtet werden sollte.
Das Waldshuter Landratsamt sieht gerade die große Vielfalt an Branchen und die Unabhängigkeit von einzelnen Branchen als besondere Stärke des Landkreises an.
Wie kam es zur Einrichtung des Studiengangs Sozialpädagogik und Management?
Es wurde eine auf der Erzieher-Ausbildung aufbauende Möglichkeit geschaffen, die so in der Region nicht bestanden hat. Die Studiermöglichkeit steigert die Attraktivität des Berufes für Abiturienten. Nach Ansicht des Landratsamtes wirkt sich das Studienangebot mittelbar auch auf die Zahl der Interessenten aus.
Der erste Bachelor-Jahrgang in Waldshut-Tiengen ist im Herbst 2017 gestartet und erhält am 22. November die Zeugnisse. Absicht des Landkreises war es, mit der Einrichtung des Studiengangs in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule des Mittelstands Bielefeld die Attraktivität der Erzieher-Ausbildung und den Anreiz, dieses Beruf zu erreichen, zu erhöhen.
19 Frauen im Alter zwischen Mitte 20 und Mitte 50 gehören dem ersten Abschlussjahrgang an. Einige absolvierten das Studium direkt nach der Ausbildung zur Erzieherin, andere erst nach etlichen Berufsjahren. Aktuell gibt es an der Schule rund 60 Studierende, 19 haben 2018 angefangen, in diesem Herbst sind es 23. Nächstmöglicher Studienbeginn ist im Oktober nächsten Jahres für das Studienjahr 2020/21.
Warum dieser Studiengang?
An der Justus-von-Liebig-Schule in Waldshut-Tiengen gab es bereits die Möglichkeit, die Ausbildung zum staatliche anerkannten Erzieher zu absolvieren: Das zweijährige Berufskolleg der Sozialpädagogik. Im Anschluss an das zweijährige Berufskolleg erfolgt ein einjähriges Berufspraktikum. Außerdem eine praxisintegrierte Erzieherausbildung mit etwa 20 Stunden Unterricht pro Woche an drei Schultagen.
In beiden Ausbildungen kann durch den Besuch von Zusatzunterricht mit dem Abschluss der Berufsausbildung zusätzlich die Fachhochschulreife erworben werden. Jährlich beenden 60 bis 70 Absolventen ihre Erzieher-Ausbildung an der Justus-von-Liebig-Schule.
Die Nachfrage nach Fachkräften ist auch im Landkreis Waldshut groß. Auch durch den Ausbau der Kinderbetreuung und die Einrichtung ist der Bedarf an ausgebildeten Erziehern in den vergangenen Jahren gewachsen. „Eine Ausbildung hat daher eine Zukunftsperspektive“, ist man im Landratsamt Waldshut überzeugt.
Welche weiteren Studiengänge gibt es außerdem im Kreis Waldshut?
Für Schüler der Altenpflege, die nach der Fachhochschulreife oder dem Abitur ihre Ausbildung begonnen haben, hat die Justus-von-Liebig-Schule in Kooperation mit der Katholischen Hochschule Freiburg bisher angeboten, einen Bachelor-Abschluss in „Angewandter Pflegewissenschaft (B.A.)“ zu erwerben.
Die Auszubildenden mussten sich gleichzeitig an der Katholischen Hochschule Freiburg und als Auszubildende an der Justus-von-Liebig-Schule einschreiben. Im Zusammenhang mit der Einführung der generalistischen Pflegeausbildung ab 1. Januar 2020 durch das neue Pflegeberufe-Gesetz werden sich laut Landratsamt Waldshut Änderungen ergeben.
Welche Zukunftspläne gibt es?
Nach der Umsetzung der Pflegeberufe-Reform bei der Justus-von-Liebig-Schule, der Pflegeschule am Klinikum Hochrhein, den Trägern der praktischen Ausbildung wie Kliniken, ambulante Pflegedienste, stationäre Pflegeeinrichtungen und Praxisstellen wird angestrebt, auch im Landkreis Waldshut ein Studienangebot im Bereich Pflege einzurichten.
Der Landkreis beabsichtigt, unter dem Dach seines Studienzentrums Landkreis Waldshut an der Kaufmännischen Schule in Waldshut weitere Angebote einzurichten.
Laut Landratsamt laufen Gespräche mit privaten Hochschulen zu Kooperationen. Außerdem soll der Bedarf mit Vertretern der regionalen Wirtschaftsunternehmen abgeklärt werden. Konkrete Aussagen können daher noch nicht getroffen werden. „In jedem Fall liegt die abschließende Entscheidung bei den Gremien des Waldshuter Kreistags“, informiert das Landratsamt Waldshut.