Ursula Freudig

19 Frauen sind die Vorreiter: An der Justus-von-Liebig-Schule waren sie die ersten, die Anfang der Woche mit der mündlichen Prüfung den Fernstudiengang Bachelor of Arts im Bereich Sozialpädagogik und Management beendet haben. Nur sechs sind seit Studienbeginn 2017 abgesprungen oder haben ihr Studium unterbrochen. Der erste Abschlussjahrgang besteht ausschließlich aus Frauen im Alter von etwa Mitte 20 bis Mitte 50. Einige machten das Studium direkt nach der Ausbildung zur Erzieherin an der Liebig-Schule, andere erst nach etlichen Berufsjahren.

Schulische Kooperation: Thomas Ackermann (von links, Leiter des Studiums an Justus-von-Liebig-Schule Waldshut), Thomas Gehr ...
Schulische Kooperation: Thomas Ackermann (von links, Leiter des Studiums an Justus-von-Liebig-Schule Waldshut), Thomas Gehr (Schulleiter) mit Ralf Westhofen und Nicole Stollenwerk, die als Vertreter der Fachschule des Mittelstandes Bielefeld als Zweitprüfer bei den abschließenden mündlichen Bachelor-Prüfungen an der Liebig-Schule dabei waren. | Bild: Ursula Freudig

Schule und Schulträger, der Landkreis Waldshut, haben das Studium durch eine Kooperation mit der Fachhochschule des Mittelstandes Bielefeld möglich gemacht. Die Absolventinnen haben mit dem Abschluss gute Aufstiegsmöglichkeiten. „Früher hatten Erzieher bei uns so gut wie keine, das Studium trifft wirklich auf Bedarf“, sagt Thomas Gehr, Leiter der Justus-von-Liebig-Schule. Zuständig für das Studium an der Liebig-Schule ist Andreas Ackermann. Zusammen mit Kollegen und externen Dozenten vermittelt er die Studieninhalte. Für Gehr und Ackermann ist der Bachelor ein gut aufgebautes Erfolgsmodell.

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Die verkürzte Studiendauer sei möglich, weil sich Studien- und Ausbildungs-inhalte zum Erzieher in etwa zur Hälfte deckten. Nach Aussage der Beiden unterstützen viele Arbeitgeber studierende Mitarbeiter, zum Beispiel durch verkürzte Arbeitszeiten oder durch die Übernahme der Studiengebühren. Geschenkt wird den Studierenden allerdings nichts. „Es ist viel Eigenleistung nötig, die meisten studieren neben der normalen Be-rufstätigkeit her, man muss sich zuhause schon hinsetzen, das muss einem bewusst sein“, so Ackermann.

Aktuell sind an der Liebig-Schule gut 40 Studierende. 19 haben 2018 angefangen und in Kürze beginnen 23. Im Zuge einer weiteren Kooperation des Landkreises Waldshut mit einer Hochschule, kann auch an der Kaufmännischen Schule studiert werden (Business Administration) . Der Landkreis wertet die beiden Fernstudiengängen an seinen beruflichen Schulen als Ergänzung und Weiterentwicklung des Bildungsangebotes in der Region. Derzeit zählt das Studienzentrum des Landkreises insgesamt 80 Studierende. Die beiden Bachelor-Studiengänge sind nach Aussage des Landratsamtes über den staatlichen Bildungsauftrag hinausgehende Angebote des Landkreises. Kommende weitere Studiengänge im Kreisgebiet sind nicht ausgeschlossen.

Das sagen die ersten Absolventen

„Das Studium an der Liebig-Schule hat mir meinen neuen Arbeitsplatz in Singen ermöglicht. Ohne den Bachelor hätte ich keine Chance gehabt. Es ist ein herausforderndes Studium und ohne Selbstdisziplin geht es nicht, aber es ist machbar. Für mich hat es sich auf jeden Fall gelohnt.“
Jeanett Ramirez (35) aus Dettighofen, seit sechs Monaten Bildungsreferentin bei den Freiwilligen Dienste/Caritas in Singen
Jeanett Ramirez (35) aus Dettighofen.
Jeanett Ramirez (35) aus Dettighofen. | Bild: Ursula Freudig
„Wenn man neben dem Studium Vollzeit arbeitet, ist es schon hart, die Hauptarbeit hat man Zuhause, im Schnitt so zwei Stunden jeden Tag habe ich investiert. Aber es ist eine gute Sache, ich musste nicht umziehen, es war finanzierbar und in zwei Jahren zum Bachelor, wo gibt es das schon.“
Johanna Leyde (26) aus Niederwihl, Erzieherin im Kindergarten Don Bosco in Niedergebisbach/Herrischried
Johanna Leyde (26) aus Niederwihl.
Johanna Leyde (26) aus Niederwihl. | Bild: Ursula Freudig
„Es ist ein gutes Studium für alle in der Region, die wohnortnah studieren und gleichzeitig arbeiten möchten. Es ist schwierig, anstrengend, die Freizeit ist sehr eingeschränkt, aber man wird von den Lehrern der Justus-von-Liebig-Schule gut betreut und kann mit allen Fragen kommen.“
Annika Hambüchen (28), aus Görwihl, Erzieherin im Kindergarten Don Bosco in Niedergebisbach/Herrischried
Annika Hambüchen (28), aus Görwihl
Annika Hambüchen (28), aus Görwihl | Bild: Ursula Freudig