„Ihr werdet dieses Jahr doch 80 Jahre alt. Ich glaube, ich habe etwas, das Euch interessieren könnte.“ Und ob, liebe Frau Kapferer. Die 85-jährige Konstanzerin ist an diesem Junimorgen der Hitze wegen extra früh in Wollmatingen in den Bus gestiegen und ins Industriegebiet gefahren, um dem SÜDKURIER ein Relikt aus längst vergangener Zeit zu zeigen. Wenn man so will, ist es ein Stück Zeitgeschichte, das sie dem Reporter präsentiert. „Manchmal kruschtel ich in alten Sachen herum und da habe ich das Sammelbild entdeckt“, erzählt die rüstige Dame, die lange Jahre lang bei Woolworth im Verkauf gearbeitet hat.

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Bei dem Sammelbild handelt es sich um eine Bezugs-Quittung für den SÜDKURIER vom Januar 1960. Es zeigt einen Nasen-Kakadu, einen Arara-Kakadu, einen Nymphen-Sittich und einen Australischen Rosen-Kakadu. Auf der Rückseite gibt‘s Hinweise zur Größe und zum Verbreitungsgebiet der Vögel. Den Wissensdurst der Menschen stillen und gleichzeitig über den Sammelspaß die Kundenbindung stärken – so funktionierte Marketing (auch) schon in den Jahren, als der Bundeskanzler Konrad Adenauer hieß.

Dorothea Kapferer ist im Paradies aufgewachsen, genauer in der Turnierstraße. „Ich kann mich genau daran erinnern, dass meine Mutter das SÜDKURIER-Abo bar an der Haustür einmal im Monat bei der Frau Restle bezahlt hat“, berichtet sie. An dieser Stelle wollen wir nicht verschweigen, was ein Abo damals monatlich gekostet hat, auch darüber gibt das Sammelbild aus der Reihe „Exotische Tierwelt“ Auskunft: 4,25 DM, einschließlich 55 Pfennig Trägergebühr.

Ein Abo ist für sie unverzichtbar

Heute kontrolliert Dorothea Kapferer mittels Kontoauszug, ob ihr SÜDKURIER-Abo auch korrekt verbucht worden ist. Als ihr Mann vor vier Jahren verstarb, habe sie alle Ausgaben auf den Prüfstand gestellt – das SÜDKURIER-Abo musste bleiben. „Wissen Sie, mein Tagesablauf ist immer der gleiche: Erst setze ich den Kaffee auf und dann gehe ich an den Briefkasten. Wenn da der SÜDKURIER mal nicht drin sein sollte, dann werde ich grantig. Auf ihn verzichten, das kann ich nicht. Man will ja auf dem Laufenden sein.“

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Der Umstieg auf eines der Online-Angebote des Medienhauses kommt für sie nicht infrage. Bekannte hätten ihr das vorgeschlagen. Doch die Tageszeitung oder einzelne Artikel auf einem PC, Tablet oder dem Handy zu lesen, das ist für Dorothea Kapferer unvorstellbar: „Dieses moderne Klump, da komme ich nicht mehr mit.“