Wie beliebt der grenzüberschreitende Flohmarkt ist, zeigt sich an den Besucherzahlen. Erneut kamen – trotz Hitze – rund 80.000 Fans zu der Traditionsveranstaltung. Erleichtert sind die Veranstalter der Marketing und Tourismus Konstanz GmbH (MTK) darüber, dass das Volksfest wieder friedlich verlaufen ist. Sorge bereitet MTK-Geschäftsführer Eric Thiel jetzt allerdings die finanzielle Situation, denn trotz des Erfolgs wird die MTK ein sattes Minus einfahren, der SÜDKURIER berichtete bereits. 

Der Flohmarkt wird stets von langer Hand geplant. Bereits Anfang eines jeden Jahres werden die Stände vergeben. Zu diesem Zeitpunkt steht die Kostenkalkulation fest. Dieses Mal wurden die Sicherheitsauflagen aber immens erhöht. Dieses Maß an Zusatzkosten kam unerwartet und schlägt jetzt kräftig zu Buche, denn jede Zufahrt – 63 an der Zahl – zum Festgelände musste abgesperrt werden, und zwar mit aufwendigen Fahrzeugsperren, darunter den sogenannten Herner Truck-Sperren. „Die Beschaffung notwendigen Materials war mit sehr hohen Aufwänden verbunden“, bestätigt MTK-Pressesprecherin Feride Mehmetaj auf SÜDKURIER-Nachfrage. „Einiges an Material musste aus Frankreich importiert werden.“

Wie eine Festung: Herner Truck-Sperren an den Zufahrtstraßen zum Flohmarkt-Gelände, wie hier an der Oberen Laube im Bereich des ...
Wie eine Festung: Herner Truck-Sperren an den Zufahrtstraßen zum Flohmarkt-Gelände, wie hier an der Oberen Laube im Bereich des Schnetztorknotens, zählten zu den Sicherheitsauflagen. | Bild: Scherrer, Aurelia

Stand eine Absage im Raum?

Jetzt stellen sich viele Fragen, beispielsweise nach den Kosten und wer diese letztlich trägt. „Zum jetzigen Zeitpunkt stehen die finalen Kosten noch nicht fest“, schreibt MTK-Pressesprecherin Feride Mehmetaj, zumal externe Dienstleister ihre Kosten auf Stundenbasis noch abrechnen müssten. Welche Perspektive gibt es unter derart schwierigen Rahmenbedingungen für den Flohmarkt? „Hierzu können wir zum jetzigen Zeitpunkt keine Aussage treffen. Dies wird im nächsten Aufsichtsrat erörtert und abgestimmt“, erklärt Feride Mehmetaj.

Es gab sogar Gerüchte, dass im Gemeinderat eine kurzfristige Absage des Flohmarktes zur Debatte gestanden haben soll. Stimmt das? „Nein“, schreibt Anja Fuchs, Pressesprecherin der Stadt Konstanz auf Anfrage. Das wäre zu diesem Zeitpunkt zwei Tage vor der Veranstaltung auch keine Option gewesen. Die Stadträte seien lediglich über die zu erwartenden Mehrkosten informiert worden.

Verwaltung will finanzielle Unterstützung prüfen

Wird die Verwaltung dem Gemeinderat vorschlagen, dass die Mehrkosten, die bei der MTK aufgelaufen sind, aus allgemeinen Haushaltsmitteln ausgeglichen werden? Es bräuchte zunächst eine Abrechnung durch die MTK, damit konkrete Zahlen vorliegen, schreibt Anja Fuchs. Dann werde eine Abstimmung über einen Zuschuss beziehungsweise eine Kostenerstattung erfolgen. „Die Verwaltung wird eine finanzielle Unterstützung der MTK gerne wohlwollend prüfen“, so Fuchs.

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Wie ist es um die Zukunft des Flohmarkts bestellt? „Wir nehmen wahr, dass der Flohmarkt der MTK in der bisherigen Dimension an die Grenzen des personell und finanziell Stemmbaren angelangt ist. Gerne unterstützen wir bei der Erarbeitung alternativer Formate“, lautet die Antwort der Pressestelle. Eine Entscheidung über die Zukunft werde im Aufsichtsrat der MTK diskutiert werden, im Anschluss mit dem Gemeinderat.

Das sagen die Stadträte

„Diese Veranstaltung war von der Stadtgesellschaft und dem Gemeinderat klar gewünscht“, stellt CDU-Stadtrat Manfred Hölzl fest. „Man kann jetzt nicht hergehen und sagen, das ist das Problem des Veranstalters. Man muss sich jetzt überlegen, wie die Stadt sich finanziell einbringt.“ Schließlich handle es sich aktuell nicht um normale Sicherheitsvorkehrungen, sondern vielmehr um Anti-Terror-Maßnahmen. Wie man damit künftig umgehen wolle, das gelte es zu diskutieren. „Die MTK hat alles sehr gut gemacht, gerade unter diesen erschwerten Rahmenbedingungen“, so Hölzl.

„Diese Veranstaltung war von der Stadtgesellschaft und dem Gemeinderat klar gewünscht. Man muss sich jetzt überlegen, wie die Stadt sich ...
„Diese Veranstaltung war von der Stadtgesellschaft und dem Gemeinderat klar gewünscht. Man muss sich jetzt überlegen, wie die Stadt sich finanziell einbringt“, findet Manfred Hölzl (CDU). | Bild: Scherrer, Aurelia | SK-Archiv

„Ich finde persönlich, die Stadt muss das Defizit ausgleichen, weil für die MTK diese Kosten nicht absehbar waren“, sagt Andreas Hennemann (SPD). „Den grenzüberschreitenden Flohmarkt muss man beibehalten und nach einer Lösung für 2026 suchen, denn er ist ein Magnet, fröhlich, friedlich und schön, stärkt das Gemeinschaftsgefühl und die Außenwirkung.“ Die Veranstaltung sei wichtig für das soziale Miteinander, da es ein niederschwelliges Angebot für jeden sei. „Eric Thiel und sein Team haben sehr viel Arbeit reingesteckt und es sehr gut gemacht, schließlich waren sie vor eine Mammutaufgabe gestellt.“ Gleichzeitig müssten sich Verwaltung und Gemeinderat mit der Frage auseinandersetzen, wie künftig mit der „abstrakten Gefährdungslage“ umgegangen werden soll.

„Ich finde persönlich, die Stadt muss das Defizit ausgleichen, weil für die MTK diese Kosten nicht absehbar waren. Den ...
„Ich finde persönlich, die Stadt muss das Defizit ausgleichen, weil für die MTK diese Kosten nicht absehbar waren. Den grenzüberschreitenden Flohmarkt muss man beibehalten, denn er ist ein Magnet, fröhlich, friedlich und schön, stärkt das Gemeinschaftsgefühl und die Außenwirkung“, sagt Andreas Hennemann (SPD). | Bild: Scherrer, Aurelia | SK-Archiv

„Die MTK hat von der Stadt den Auftrag bekommen und die Bevölkerung will es. Da muss die Stadt der MTK finanziell entgegenkommen, schließlich kamen die Auflagen erst, als die Kalkulation schon feststand“, äußert Jürgen Faden (Freie Wähler). Er ist überzeugt: „Wir werden im Gemeinderat ein Einvernehmen finden, wie wir der MTK finanziell helfen können.“ Schließlich handle es sich bei der MTK um eine GmbH, an der die Stadt beteiligt sei, die aber insolvent gehen könnte. Das dürfe der Rat nicht zulassen. Gleichwohl gelte es, zu definieren, welches Maß an Sicherheitsauflagen einem Veranstalter zuzumuten seien, und ab welchem Maß der Steuerzahler – Kommune, Land oder Bund – für Sicherheitsmaßnahmen aufkommen müsse.

„Die MTK hat von der Stadt den Auftrag bekommen und die Bevölkerung will es. Da muss die Stadt der MTK finanziell entgegenkommen, ...
„Die MTK hat von der Stadt den Auftrag bekommen und die Bevölkerung will es. Da muss die Stadt der MTK finanziell entgegenkommen, schließlich kamen die Auflagen erst, als die Kalkulation schon feststand“, äußert Jürgen Faden (FWK). | Bild: Sybille Wiens | SK-Archiv

„Mittlerweile ist es eine Riesenveranstaltung. Ein Problem sind die wahnsinnigen Sicherheitsvorkehrungen; mehr als 60 Stellen, die verbarrikadiert werden mussten. Darüber werden wir noch in den Fraktionen diskutieren“, meint Holger Reile (LLK). „Das Minus, wahrscheinlich 200.000 bis 300.000 Euro, wird gewaltig sein. Im Regen stehen lassen werden wir die MTK natürlich nicht“, so Reile, wenngleich über die künftige Dimension zu diskutieren sei.

„Das Minus, wahrscheinlich 200.000 bis 300.000 Euro, wird gewaltig sein. Im Regen stehen lassen, werden wir die MTK natürlich nicht“, ...
„Das Minus, wahrscheinlich 200.000 bis 300.000 Euro, wird gewaltig sein. Im Regen stehen lassen, werden wir die MTK natürlich nicht“, äußert Holger Reile (LLK). | Bild: Scherrer, Aurelia | SK-Archiv

„Jetzt muss man erst einmal Bilanz ziehen, aber grundsätzlich werden wir uns über Feste und Veranstaltungen unterhalten und überlegen müssen, wie wir die Veranstalter unterstützen können“, findet Niklas Becker (FGL&Grüne). „Der Flohmarkt, gerade in der grenzüberschreitenden Form, muss auf jeden Fall erhalten bleiben, das ist unsere klare Haltung. Für Konstanzer ist er wahnsinnig toll, denn die Gemeinschaft in der Stadt wird gelebt.“

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„Der Flohmarkt ist zu groß geworden, dabei gibt es nette Alternativen“, äußert Gabriele Weiner (JFK) gegenüber dem SÜDKURIER. Als nette Alternative benennt sie „Stadtteilflohmärkte vor der eigenen Haustüre“. Sollte sich die Stadt am Minus der MTK beteiligen? „Ich sehe die Stadt nicht in der Pflicht, aber sie wird es wohl tun, und ich fände es gut, wenn die Stadt in diesem Fall unterstützt“, so Weiner.

„Der Flohmarkt ist zu groß geworden, dabei gibt es nette Alternativen, wie beispielsweise Stadtteilflohmärkte vor der eigenen Haustüre“, ...
„Der Flohmarkt ist zu groß geworden, dabei gibt es nette Alternativen, wie beispielsweise Stadtteilflohmärkte vor der eigenen Haustüre“, meint Gabriele Weiner (JFK). | Bild: Rau, Jörg-Peter | SK-Archiv

„Ich finde, der Flohmarkt sollte in der Form beibehalten werden und die Stadt sollte die Nachforderungen erfüllen“, äußert Manfred Hensler (FDP), schließlich seien rund 80 Prozent der Standbetreiber Konstanzer Bürger. „Die Veranstaltung ist primär für die Stadtgesellschaft; sie führt zusammen. So etwas sollte man nicht leichtfertig aufgeben, wenngleich die Mehrkosten schmerzen, denn es ist eine Veranstaltung, die Konstanz braucht“, findet Hensler. Wie genau es mit dem grenzüberschreitenden Flohmarkt nun weitergeht, bleibt offen.