Die Fans der traditionellen Gassenfreitage in der Niederburg sind beunruhigt. Auf der Homepage des veranstaltenden Vereins Niederburg Vital wird – Stand 24. April – noch immer nicht auf die Veranstaltungen in diesem Jahr hingewiesen. Ist der Festreigen etwa sang- und klanglos aus dem Veranstaltungskalender verschwunden?

„Nein. Der Gassenfreitag findet nächste Woche statt“, sagt Rolf Huesgen, Vorsitzender des Vereins Niederburg Vital, auf SÜDKURIER-Anfrage. Aber sicher war dies bis zuletzt nicht. Das letzte wegweisende Gespräch zwischen Verein und Stadtverwaltung als Genehmigungsbehörde hatte nur wenige Stunden vor dem Telefonat mit dem SÜDKURIER stattgefunden. Jetzt ist Huesgen erleichtert, aber nur halbwegs.

Standards für Sicherheit werden erhöht

„Wir haben gemeinsam mit der Stadt heftig an dem Sicherheitskonzept gearbeitet. Es sind einige Neuerungen notwendig“, stellt Huesgen fest und erklärt: „Es ist den Umständen, der allgemeinen Sicherheitslage geschuldet.“ Die Gefährdungslage hat sich bereits im letzten Quartal 2024 geändert.

Die Stadtverwaltung hat längst darauf reagiert und an Fasnacht selbst Maßnahmen ergriffen, um den feiernden Konstanzern das größtmögliche Maß an Sicherheit bieten zu können. Die Zufahrten in die Innenstadt wurden abgesperrt, mehr Sicherheitspersonal eingesetzt und das dadurch verursachte Mehr an Kosten wurde auf 30.000 bis 50.000 Euro geschätzt.

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So wird nachgebessert

Wie viel Geld Niederburg Vital für die Sicherheitsvorkehrungen aufwenden muss, kann Rolf Huesgen noch nicht sagen. Klar ist nur: „Die Investitionen werden erheblich sein.“ Für den Gassenfreitag seien mehr und „andere Absperrungen“ notwendig. Die Herner Trucksperren, die seit Jahren beim Flohmarkt eingesetzt werden, sollen beim Gassenfreitag in der Insel- und in der Brückengasse bei der Spitalkellerei aufgestellt werden. An sechs weiteren Orten seien Stahlgitter erforderlich, so Huesgen.

Das ist nicht alles: Es bräuchte mehr Sicherheitspersonal, Fluchtwege müssten beschildert und an drei Stellen in der Inselgasse Notbeleuchtung installiert werden, „falls es einen Stromausfall gibt“, berichtet Rolf Huesgen. Und: Die mit Akkus betriebenen Leuchten „müssen wir jedes Mal installieren lassen“.

„Den ersten Gassenfreitag können wir finanzieren. Aber aus eigenen Mitteln kriegen wir weitere Veranstaltungen nicht gestemmt“, sagt ...
„Den ersten Gassenfreitag können wir finanzieren. Aber aus eigenen Mitteln kriegen wir weitere Veranstaltungen nicht gestemmt“, sagt Rolf Huesgen, Vorsitzender von Niederburg Vital. | Bild: Oliver Hanser | SK-Archiv

Der Verein sieht die Notwendigkeit für diese Maßnahmen, wenn sie auch wehtun. „Die Stadt steht hinter uns. Die Mitarbeiter haben sich sehr engagiert, dass es mit den Gassenfreitagen weitergeht. Es gab nie Widerstände“, stellt Rolf Huesgen sofort klar, bevor Gerüchte aufkommen können.

Gassenfreitage sind eine Bereicherung

Das bestätigt Bettina Parschat, Leiterin des Bürgeramts, auf SÜDKURIER-Anfrage: „Das Format der Gassenfreitage bereichert den Konstanzer Veranstaltungskalender und trägt zu einer Belebung des Stadtteils Niederburg bei.“ Die Veranstaltung lebe vom Miteinander der beteiligten Gewerbetreibenden und werde von ehrenamtlich tätigen Personen rund um den Verein, der damit keine eigenen kommerziellen Interessen verfolge, gestemmt, schreibt Parschat.

Die Gassenfreitage böten ein eintrittsfreies Rahmenprogramm, wobei mit Blick auf Veranstaltungszeiten und -dauer gleichzeitig Rücksicht auf die Anwohner genommen werde, schreibt Bettina Parschat weiter und betont: „Die Stadt Konstanz ist ausdrücklich daran interessiert, dass die Gassenfreitage in diesem Format weiterhin stattfinden können.“

„Die Stadt Konstanz ist ausdrücklich daran interessiert, dass die Gassenfreitage in diesem Format weiterhin stattfinden können“, so ...
„Die Stadt Konstanz ist ausdrücklich daran interessiert, dass die Gassenfreitage in diesem Format weiterhin stattfinden können“, so Bettina Parschat, Leiterin des Bürgeramts. | Bild: Kirsten Astor | SK-Archiv

Der Verein hatte damit gerechnet, dass der Aufwand größer werden würde. Nach der Veranstaltungsreihe 2024 fand eine Beurteilung statt. Das Bürgeramt als Genehmigungsbehörde und die Veranstalter seien sich einig gewesen, dass „das bestehende Sicherheitskonzept professionalisiert und an die über die Jahre gewachsene Veranstaltung – insbesondere an die stark gewachsene Besucheranzahl – angepasst werden muss“, so Bettina Parschat.

„Harald Lischkowitsch von unserem Sicherheitsdienst hat uns sehr geholfen“, so Huesgen. Derartige externe Beratung empfehle und begrüße das Bürgeramt gerade „bei Veranstaltungen in dieser Größenordnung aufgrund der damit einhergehenden Veranstalterverantwortung und -haftung ausdrücklich“, äußert Parschat.

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Die Zeit drängt jetzt

Bei Null fängt Niederburg Vital also nicht an. Dennoch: Viel Zeit für die Umsetzung bleibt nicht. Das finale Gespräch mit der Stadt fand am 23. April statt. Die Veranstalter seien sich nicht sicher gewesen, wie sie die Maßnahmen umsetzen sollten. Es sei „in einem kurzfristig anberaumten Gespräch mit Veranstalter, Bürgeramt, Polizei und Sicherheitsberater gelungen, die aus dem Konzept resultierenden Handlungsempfehlungen einzeln zu beleuchten“, erklärt Bettina Parschat.

Einvernehmlich seien praktikable und möglichst ressourcenschonende Lösungen gefunden worden. „Wir stehen unter einem gewissen Zeitdruck und arbeiten fieberhaft daran, alles umzusetzen“, sagt Rolf Huesgen. Die Tage bis zum Freitag, 2. Mai, sind nämlich gezählt. Die Veranstaltung wird mit heißer Nadel gestrickt.

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Kann sich der Verein das auf Dauer leisten?

Klar ist für Rolf Huesgen angesichts der erhöhten Auflagen: „Das wird erheblich teurer.“ Bislang hätten die Kosten für Sicherheitspersonal und Absperrungen für sechs Gassenfreitage bei etwa 12.000 Euro gelegen, beziffert er. Die Finanzierung erfolge über eine Umlage der Gastwirte, die darüber hinaus die auftretenden Bands zahlten, sowie aus Mitteln des Vereins. „Im Wesentlichen werden die Gassenfreitage von den Gastwirten getragen“, sagt Rolf Huesgen.

Ja, Huesgen macht sich Gedanken um die Finanzierung. „Wir werden auf die Unterstützung der Besucher angewiesen sein“, sagt er. Eintritt wolle der Verein nicht verlangen. Zunächst solle in den Wirtschaften Spendenkässchen aufgestellt werden. „Wenn jeder einen Obolus beiträgt, ist der Sache gedient“, so Huesgen, dem sehr viel an der Sache liegt, denn er freut sich stets, wenn die Menschen friedlich feiern. Wie hoch sollte der Obolus sein? „Wenn jeder einen Euro zahlen würde, wäre es eine Hilfe. Es darf auch gerne mehr sein“, meint er.

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Von weiteren Gassenfreitagen spricht Rolf Huesgen nicht. Der Grund: „Den ersten Gassenfreitag können wir finanzieren. Aber aus eigenen Mitteln kriegen wir weitere Veranstaltungen nicht gestemmt.“ In gewisser Weise sei der 2. Mai ein Testlauf. „Danach gibt es einen Kassensturz. Dann wissen wir mehr.“