Eigentlich kennt man das vorwiegend von Großstädten: Weihnachtsmärkte, die über Wochen hinweg festlichen Schmuck und nette Geschenk-Artikel, duftenden Glühwein und deftige Bratwurst anbieten. In kleineren Orten, das ist in der Hochrhein-Region nicht anders, beschränkt sich die Präsenz hingegen meist auf wenige Tage oder nur einen Tag in der Adventszeit, teils überdies noch längere Zeit vor dem Fest abgehalten.
Eine Ausnahmestellung unter Städten vergleichbarer Größenordnung nimmt jedoch der Waldshuter Weihnachtsmarkt ein. Unter den deutschen Hochrheinstädten ist er der am längsten andauernde Weihnachtsmarkt.
Bernd Schuldt aus Thüringen, der für seine Marktkollegen zusammen mit dem Werbe- und Förderungskreis Waldshut die Veranstaltung organisiert, rechnet vor: Zwischen 21 und 28 Tagen dauerte in den vergangenen Jahren die Präsenz des Angebots in der Fußgängerzone. In diesem Jahr werden es 24 Tage sein, vom 30. November bis 22. Dezember. Die unterschiedlich langen Zeiten ergeben sich aus der jeweiligen kalendarischen Konstellation.
Städtevergleich: Weihnachtsmärkte am Hochrhein
Das hat Waldshut zu bieten
Mit einer über acht Meter hohen Schmuck-Pyramide im Erzgebirge-Stil erhält der Waldshuter Weihnachtsmarkt dieses Jahr gewissermaßen einen Leuchtturm. Das passt zu der Strahlkraft, die von der Veranstaltung ausgeht.
In der idyllischen Altstadt wird jährlich vor dem Fest mit bis zu 50 Ständen nicht nur eines der größten Budendörfer, sondern auch der mit Abstand am längsten andauernde Hüttenzauber auf der deutschen Hochrheinseite aufgebaut.
Die Händler, die zum großen Teil aus Thüringen kommen, sind stets vom ersten Adventswochenende bis kurz vor Heiligabend präsent.

Und im Glanz des Erfolgs ergänzt, eingerichtet auf dem Viehmarktplatz nahe dem unteren Stadttor, dieses Jahr erstmals eine Eislaufbahn mit Bewirtungsständen das Angebot.
Was ist das Waldshuter Erfolgsgeheimnis?
Doch wie ist es gelungen, nach einem bescheidenen Anfang vor rund 20 Jahren mit gerade mal einem halben Dutzend Buden, das Angebot so fest und umfangreich zu verankern? Schließlich müssen die Marktleute, die aus Thüringen anreisen und durchwegs Profis sind, auf ihre Kosten kommen.

Bernd Schuldt verweist unter anderem auf die Kulisse der Fußgängerzone, die mit den beiden Stadttoren und dem mittelalterlichen Stadtbild wie geschaffen für eine solche Veranstaltung scheint: „Es ist ganz einfach ein schöner Weihnachtsmarkt.“
Der Waldshuter Geschäftsmann Jörg Holzbach, der mehr als zehn Jahre im Organisationskomitee mitgearbeitet hat, hebt hervor, dass auch die Angebotsvielfalt eine wichtige Rolle spielt: „Wir wollen keinen reinen Glühweinmarkt haben, die Mischung muss stimmen.“
Chemie und Kaufkraft stimmen am Hochrhein
Doch dass scharenweise Besucher kommen, reicht alleine noch nicht aus. Die Gäste müssen auch genug Geld liegen lassen. Berndt Schuldt bestätigt die Annahme, dass die vergleichsweise hohe Kaufkraft der Hochrheinstadt, positiv beeinflusst durch den Schweizer Einkaufstourismus, natürlich auch ein wichtiger Faktor ist.
Jochen Seipp, Sprecher des W+F, pflichtet bei: „Ich glaube, dass der Umsatz stimmt, sonst würden die Händler nicht so lange bleiben.“
Seipp blickt zurück auf das Jahr 2001, als erstmals Thüringer Händler zum Waldshuter Weihnachtsmarkt Bratwürste und traditionelles Kunsthandwerk anboten: „Wir sind dankbar, dass wir damals so einen tollen Treffer hatten.“
Ganz offenbar stimmt auch die Chemie zwischen den Marktleuten aus Thüringen und dem Publikum am Hochrhein: „Das ist für mich schon wie eine zweite Heimat“, sagt Bernd Schuldt und verspricht: „Solange uns die Waldshuter haben mögen, bleiben wir da.“