Was war passiert?
Drei Mitarbeiter der Poststelle des Lörracher Rathaueses hatten am frühen Dienstagmorgen über Atemwegs- und Augenreizungen geklagt und die Polizei um 7.30 Uhr informiert. Denn: Sie hatten eine weiße, unbekannte Substanz an der Post vorgefunden. Die Feuerwehr Lörrach hatte das Gebäude daraufhin teilevakuiert und den Bereich rund um das Rathaus weiträumig abgesperrt, so Jörg Kiefer, der Pressesprecher der Polizei im Kreis Lörrach. Die Feuerwehrleute seien mit Atemschutzmasken und Messgeräten im Rathaus im Einsatz gewesen, um herauszufinden, um welchen Stoff es sich handelt, so Kiefer.

Kalziumkarbonat im Briefkasten
Nach den bisherigen Untersuchungen der Feuerwehr handelte es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um Kalziumkarbonat, so der Lörracher Polizei-Pressesprecher Jörg Kiefer. Dieser Stoff hatte sich entgegen der Erstmeldung nicht in einem Umschlag befunden, sondern war offensichtlich lose in den Briefkasten des Rathauses eingebracht worden und verteilte sich auf der darin befindlichen Post. Nach der Leerung und Entnahme der Briefe sei es dann in der Poststelle zu den Augen- und Atemwegsreizungen bei den drei Mitarbeitern gekommen, so Kiefer. Die Mitarbeiter wurden vorsorglich ins Krankenhaus gebracht.
Stoff gilt als ungefährlich
Kalziumcarbonat ist ein weißes, geruchloses Pulver und eine chemische Verbindung der Elemente Calcium, Kohlenstoff und Sauerstoff. Es wird als Rohstoff in der Bauindustrie verwendet, aber auch als Düngemittel oder Lebensmittelzusatzstoff beim Backen von Brötchen. Generell gilt dieser natürliche Stoff als ungefährlich. „Es gilt nicht als Gefahrenstoff, aber wenn man es fein verstäubt in die Augen bekommt, reizt es die Augen, da es mit der Tränenflüssigkeit reagiert“, erklärt Stephan Schepperle, der stellvertretende Stadtbrandmeister der Freiwilligen Feuerwehr Lörrach, im Gespräch mit dem SÜDKURIER. Bei der Einsatzalarmierung sei man noch von einem Gefahrstoff ausgegangen: „Dann rollt die größere Maschinerie an, mit entsprechender Sicherheitskleidung und Atemschutz“, so Schepperle. Mit den Messgeräten sei der Stoff dann beurteilt worden.
Ein solcher Gefahrguteinsatz sei für die Lörracher Feuerwehr nichts Außergewöhnliches, auch wenn er selten vorkomme. Es hat in der jüngsten Vergangenheit bereits zwei Anschläge mit Buttersäure in der Stadt Lörrach gegeben, im November 2019 und sowie im Januar 2020.
Großeinsatz nun beendet
Die Einsatzmaßnahmen vor Ort sind mittlerweile beendet. Die Feuerwehr und der Rettungsdienst waren mit etwa 70 Einsatzkräften und etwa 20 Fahrzeugen im Einsatz. Durch die Werksfeuerwehr der Roche aus Basel wurde zudem ein Spezialmessgerät eingesetzt. Die weiteren Ermittlungen führt das Polizeirevier Lörrach.

Der Oberbürgermeister der Stadt Lörrach, Jörg Lutz, sagt zu dem Vorfall: „Mein Dank geht an die Einsatzkräfte vor Ort und das besonnene Verhalten unserer Mitarbeitenden.“Er wünsche den betroffenen Mitarbeitern gute Besserung. Das Rathaus Lörrach bleibt am heutigen Dienstag geschlossen.