Kein Gedränge mehr im Schülerverkehr

Es wäre wünschenswert, wenn es 2021 grundlegende Verbesserungen im Öffentlichen Nahverkehr geben würde. Vor allem bei der Situation im Schülerverkehr. Denn: Dichtes Gedrängel und unzumutbare Zustände hatten wir bereits lange vor der Pandemie – vorzugsweise in den Verkehrsmitteln, mit denen der Weg zur Schule und zurück bestritten wird.
Wir erinnern uns: Kinder und Jugendliche, die in Massen an den Haltestellen warten und dann wie die Ölsardinen in einer Dose möglichst platzsparend in den Bus gequetscht werden. Man sitzt und steht da, wo man hingeschoben wird und wenn man Glück hat, kann der Nebenstehende seinen Ellenbogen noch abwenden, ehe sich dieser schmerzhaft ins eigene Kreuz bohrt. Mit viel Drücken und Schieben ist dann auch der Letzte drin und nach drei vergeblichen Versuchen lässt sich endlich auch ganz knapp die Bustür noch schließen.
Wo da die Sicherheit bleibt? Unbekannt, denn die passte beim besten Willen nicht mehr rein. Darum lautet meine Wunsch-Schlagzeile im Jahr 2021: „Politik behebt Missstand: Zusätzliche Busse und Zugwaggons am Hochrhein werden auch nach der Pandemie beibehalten“.
Monika OlheideWarmer Raum für Menschen ohne Zuhause

Rund 350 Menschen sind im Landkreis Waldshut 2020 von Straßenarmut betroffen. Auf diese Zahl schätzt Sotiris-Aki Kiokpasoglou von der AGJ-Wohnungslosenhilf die Obdachlosen-Zahl im Kreis. Für sie wäre zu wünschen, dass sie alle ein Dach über dem Kopf bekommen. Ein warmes Zuhause, so wie wir es gewohnt sind. Dafür wäre es allein schon wünschenswert, wenn in jeder Kommune, so wie angedacht, eine Notunterkunft zur Verfügung stünde. Und in diesen Notunterkünften sollten künftig auch Hunde erlaubt sein.
Ein etwas utopischer Wunsch, ich weiß. Deswegen ein Schritt zurück: Dass wenigstens die AGJ Wohungslosenhilfe ihren Wunsch nach einer neuen Unterkunft erfüllt bekommt. Die aktuelle Wärmestube in der Ziegelfeldstraße in Waldshut ist zu eng und zu klein für alle Bedürftigen.
Der Wunsch für 2021: Eine Wärmestube mit separatem Schutzbereich für Frauen. Ein großer Raum, in dem sich alle begegnen können. Genügend Platz, um alle umfassend beraten und unterstützen zu können. Ein Raum, in dem sich alle sicher und geborgen fühlen. Eine „warme“ Haltestation, bevor die Menschen ohne zuhause wieder nach draußen gehen und weiterziehen.
Das Ende der digitalen Schneckenpost

Was wäre für mich die Wunsch-Schlagzeile 2021? Natürlich wünscht sich jeder Gesundheit und das Ende der Pandemie. Aber daneben, was ist meine eigene, spezielle Wunsch-Schlagzeile für 2021? Da kämen einige in Frage. Zum Beispiel die: „Staatsanwaltschaft klagt Ex-Präsident Trump an: Tafelsilber im Weißen Haus geklaut.“ Okay, gegen diese Schlagzeile spricht meine Erziehung. Man sollte anderen Menschen nichts Böses wünschen (auch wenn‘s manchmal schwer fällt).
Also, nehmen wir die: „Großbritannien: Jetzt doch kein Brexit.“ Aber hier frage ich mich spontan: Wär das jetzt tatsächlich gut oder am Ende doch nicht? Und wir wissen ja: Schlechte Wünsche soll man nicht wünschen, die kommen sonst zurück. Also doch lieber was ganz einfaches ohne Weltpolitik?
Ich hab‘s: Nachdem der Rickenbacher Ortsteil Bergalingen, in dem ich wohne, dereinst wahrscheinlich der allerletzte Zipfel im Landkreis Waldshut sein wird, der Breitband-Verkabelung bekommen soll, will ich am 7. Januar 2021 die Schlagzeile lesen: „Jetzt doch 1000 MBit in Bergalingen – schon ab Morgen.“ Denn wissen Sie wie Homeoffice mit vier MBit ist? Absolut nervtötend.
Endlich Spatenstich für das Klettgau-Carré

Ich kann inzwischen nicht mehr zählen, wie oft meine Redakteurskollegen und ich in den vergangenen Jahren in unserer Berichterstattung über das geplante Klettgau-Carré den Spatenstich für das Großprojekt am Sulzerring angekündigt haben. 2015, nachdem das Projekt, das ein Geschäftshaus am Rande der Tiengener Innenstadt vorsieht, erstmals bei einer Bürgerversammlung vorgestellt worden war, wurde der Baubeginn auf Mitte 2016 terminiert.
2017 musste durch die Vergrößerung des Geländes der Bebauungsplan für den Sulzerring überarbeitet werden. Den Baubeginn kündigte der Investor damals für das Frühjahr 2018 an. Im Mai 2020 sagte der Tiengener Stadtrat Thomas Hilpert im Gemeinderat, dass er immer wieder von Mitbürgern darauf angesprochen werde, ob und wann es mit dem Bauvorhaben weiter gehe. Zum Teil sei es ihm peinlich, weil er keine Antwort auf die Frage habe, so Hilpert damals.
Um den Spekulationen in der Bevölkerung ein Ende zu setzen und um auf der als Parkplatz genutzten Fläche endlich ein attraktives Geschäftshaus entstehen zu sehen, wünsche ich mir in diesem Jahr die Schlagzeile: „Endlich Spatenstich fürs Klettgau-Carré“.
Juliane SchlichterDen quälenden Kulturdurst löschen

„Rock am Ring ausverkauft“ lautet meine Wunsch-Schlagzeile für 2021. Nicht, dass ich mich unbedingt danach sehne, ein Wochenende mit zehntausenden Menschen auf einem schmuddeligen Zeltplatz zu verbringen. Für mich ist die Schlagzeile ein wunderbares Signal für die Kultur: Musiker können wieder auf Bühnen stehen und Zuschauer feiern sie dafür. Künstler und Publikum finden wieder zusammen. Hautnah und live. Der Kulturdurst kann endlich gestillt werden. Ob beim Konzert, Kabarett, Musical oder einer Autorenlesung.
Es war in den vergangenen Monaten immer wieder von einer „Rückkehr zur Normalität“ die Rede. Geht das überhaupt? Wie normal wird das neue normal? Könnten sich die Menschen denn auf einem Rockfestival überhaupt wohlfühlen, jetzt, wo sie monatelang gelernt haben, mindestens 1,5 Meter Abstand zu halten? Für mich fühlt sich das im Moment noch fremd an. Wer weiß, vielleicht wird das erste „Rock am Ring“ nach der Pandemie auch historisch. Wenn nach den ersten zwei Bier alle Kontaktängste verschwinden, die Hemmungen fallen und aus dem Nürburgring plötzlich „Woodstock“ wird.
Willkommen Engländer und Franzosen
Der Sommer 2020 wird uns wohl noch lange in Erinnerung bleiben. In den Schwimmbädern der Region, sofern sie denn überhaupt geöffnet hatten, durfte nur im Einbahnverkehr geschwommen werden. Und viele Heimatfeste wurden wegen der Corona-Pandemie aus dem Veranstaltungskalendern zwischen Rheinfelden und Bonndorf gestrichen – auch in Waldshut-Tiengen.
Erst wurde der Schwyzertag in Tiengen und kurz darauf die Waldshuter Chilbi abgesagt. Das heißt, es durfte nicht nur nicht gefeiert werden, auch der Besuch der guten Freude aus den Partnerstädten Lewes (England) und Blois (Frankreich) wurden ersatzlos gestrichen, ebenso natürlich die Gegenbesuche wie zum Beispiel zu Bonfire über den Ärmelkanal.
Und dann auch noch das nicht enden wollende Theater um den Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union, wodurch die Menschen in der Partnergemeinde in der Grafschaft East Sussex plötzlich weit weg schienen. Deshalb lautet meine Wunsch-Schlagzeile für das Jahr 2021 ohne Wenn und Aber: „Schwyzertag und Chilbi finden statt und große Delegationen aus Frankreich und England feiern ausgelassen mit.“
Kai Oldenburg