Die Situation hat sich weiter verschärft. Schon vor Schulstart hat das Schulamt die Schulen informiert, dass es in diesem Schuljahr nochmals enger wird mit dem Personal. Die Gründe: Der pandemiebedingte Ausfall schwangerer Lehrerinnen und der zunehmende Bewerbermangel von Lehrkräften.
So gibt es an manchen Schulen nur vorläufige Stundenpläne, der Ausfall von Schulstunden ist möglich. Der Landkreis Waldshut gehört zu den Landkreisen im Regierungsbezirk Freiburg mit den meisten unbesetzen Stellen. Zudem wurden hier zum neuen Schuljahr die meisten Quereinsteiger, also Lehrkräfte ohne Ausbildung, eingestellt.
47 Lehrerstellen bleiben im Landkreis Waldshut unbesetzt
Das Regierungspräsidium hat zum neuen Schuljahr die Zahlen zur aktuellen Lehrereinstellung in den Landkreisen veröffentlicht. Was auffällt: Hier sticht vor allem der Landkreis Waldshut in vielerlei Hinsicht heraus – aber vor allem mit negativen Auswirkungen. Denn im Landkreis Waldshut bleiben weiterhin 47 Lehrerstellen unbesetzt. Das stellt in der Statistik der insgesamt zehn Stadt- und Landkreise den höchsten Wert dar.
106 Lehrer wurden hier für dieses Schuljahr eingestellt, zusätzlich wurden 128 Jahresverträge geschlossen. Auch mit diesem Wert liegt der Landkreis an der Spitze. Darunter sind acht Pensionäre und 108 Quereinteiger. Damit wurden im Landkreis die meisten Personen im Regierungsbezirk ohne Ausbildung eingestellt.

Berücksichtigt bei den Zahlen des Regierungspräsidiums sind Grundschulen, Schulen der Sekundarstufe 1, Sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentren – SBBZ, Gymnasien und Gemeinschaftsschulen sowie Berufsschulen.
Situation im Landkreis Lörrach wesentlich besser
Im Landkreis Lörrach sieht die Situation um einiges besser aus. Hier bleiben in diesem Schuljahr 21 Lehrerstellen unbesetzt. Mit 108 Neueinstellungen wurden sogar zwei Lehrkräfte mehr als im Landkreis Waldshut eingestellt. Die Zahl der zusätzlich abgeschlossenen Jahresverträge ist mit 75 wesentlich niedriger als im Landkreis Waldshut und die Zahl der darunter zählenden Nichterfüller liegt mit 55 bei knapp der Hälfte als jene im Nachbarlandkreis. Zehn Pensionäre bekamen einen Jahresvertrag.
Die Zahlen der beiden Landkreise im Detail
Mittlerweile trifft es auch die Städte
In beiden Landkreisen bleiben damit 68 Lehrerstellen unbesetzt, die meisten in den Schulen der Sekundarstufe 1. Es gebe aber an allen Schulen Engpässe, wie das Regierungspräsidium mitteilt. Besonders betroffen seien Schulen im ländlichen Raum, aber mittlerweile mache sich der Bewerbermangel auch in Städten – etwa in Freiburg – bemerkbar.
Im Schulamtsbezirk Lörrach, der die Landkreise Waldshut und Lörrach umfasst, arbeiten aktuell 3600 Lehrkräfte, wie Schulamtsleiter Rudolf Schick auf Anfrage des SÜDKURIER mitteilt. Hier gilt aber zu beachten: Zum Schulamtsbezirk zählen nicht die Gymnasien.
Und wie funktioniert die Integration ukrainischer Lehrkräfte?
„Die Integration von ukrainischen Flüchtlingskindern in den Schulbetrieb stellt eine große Herausforderung dar“, so das Regierungspräsidium in einer Pressemitteilung. Hierfür seien im ganzen Regierungsbezirk mittlerweile 132 Lehrkräfte mit Jahresvertrag eingestellt worden, um die rund 4000 ukrainischen Schüler zu unterrichten.

Zum Schulstart rechne das Regierungspräsidium damit, dass die Zahl der Flüchtlingskinder weiter steige. Im Bezirk des Schulamts Lörrach werden laut Schulamtsleiter Rudolf Schick aktuell 813 ukrainische Schüler an 98 Schulen unterrichtet, 363 davon im Landkreis Waldshut. „Derzeit sind 25 ukrainische Lehrkräfte im Einsatz“, so Schick.
Gibt es Probleme wegen der Masern-Impfpflicht bei den Flüchtlingskindern?
Gerade im Schwarzwald hat die Masern-Impfpflicht die Flüchtlingsfamilien vor große Herausforderungen gestellt, denn hier fehlt es an Kinderärzten und die Ärzte nehmen keine Patienten mehr auf. Einen Monat nach der Einschulung in Deutschland haben die Familien in der Regel Zeit, ihre Kinder gegen Masern zu impfen. Am Hochrhein seien bezüglich der Masern-Impflicht keine Probleme bekannt, wie Schulamtsleiter Schick mitteilt. „Die betreffende Schule müsste eine fehlende Impfung dem Gesundheitsamt melden, das wiederum mit den Erziehungsberechtigten in Kontakt geht und das weitere Vorgehen entscheidet“, erklärt Schick.