Trotz Ukraine-Krieg, Preisturbulenzen an den Energiemärkten und stark gestiegener Inflation – die Energiedienst Holding ist nach Auffassung ihrer Geschäftsleitung gut durch 2022 gekommen. „Energiedienst hat nachhaltig gut gewirtschaftet und seine gesellschaftlichen Aufgaben als zuverlässiger Energieproduzent und -versorger sowie als wichtiger Arbeitgeber in der Region erfüllt“, fasste Jörg Reichert, Vorsitzender der Geschäftsleitung, am Freitag in der Bilanzpressekonferenz des Energieversorgers an dessen Hauptsitz in Laufenburg/CH zusammen.
Zwar habe auch sein Unternehmen im vergangenen Jahr mit großen Preisschwankungen am Strommarkt zu schaffen gehabt, so Reichert. Allerdings habe insbesondere ab dem zweiten Halbjahr 2022 ein deutlicher Zulauf an Neukunden verzeichnet werden können: „Allein von Oktober bis Dezember 2022 gingen bei Energiedienst insgesamt 4289 Strom-Neuvertragsanfragen ein: ein Plus von 180 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.“ Energiedienst selbst führt dies auch auf eine gute Preispolitik zurück.
Laut Geschäftsbericht stieg die Zahl der Privat- und Gewerbekunden bei Strom und Gas 2022 um rund 5700 von 232.065 auf 237.742, die der Geschäftskunden um rund 4400 von 54.791 auf 59.211.

Besonders nachgefragt war aus erneuerbaren Energien gewonnener Strom der Mark NaturEnergie. Hier gab es im deutschen Absatzgebiet bei Geschäftskunden gegenüber dem Vorjahr beim Absatz einen regelrechten Sprung nach oben um 44,8 Prozent auf 1,476 Milliarden Kilowattstunden.
Auch an deutsche Privat- und Gewerbekunden wurde 1,0 Prozent mehr Öko-Strom verkauft. Aufgrund weniger durchlaufender Stromhandelsmengen und der Geschäftsentwicklung in der Schweiz ging der Stromabsatz unter dem Strich allerdings um 2,2 Prozent zurück.
Mehr Jahresgewinn, aber weniger Gewinn vor Zinsen und Steuern
Auf den ersten Blick paradox: Obwohl weniger Strom verkauft wurde, stieg der Jahresgewinn um 17 Prozent auf 99 Millionen Euro. Dies sei aber nicht dem operativen Geschäft, sondern positiven Bewertungseffekten aufgrund des gestiegenen Zinsniveaus bei den Pensionsrückstellungen der einmaligen Veräußerung von nicht betrieblich genutztem Grundvermögen geschuldet, wie Reichert erklärte.
Der bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern (adjusted Ebit) als zentrale Kenngröße für die operative Ergebnisentwicklung habe sich um 8 Millionen auf 60 Millionen Euro reduziert. Dieser Rückgang um 12 Prozent stelle aber angesichts der Umstände ein robustes Ergebnis dar.

Mit 75 Millionen Euro investierte Energiedienst 2022 deutlich mehr als im Vorjahr (57 Millionen Euro). Gut zwei Drittel der Investitionssumme floss in die systemrelevante Infrastruktur vor allem im südbadischen Raum. Hier ist Energiedienst Netzbetreiber in mehr als 90 Kommunen, versorgt 295.000 Netzkunden und bindet 25.000 dezentrale Einspeiseanlagen in das Stromnetz ein. Die Investitionen im Segment Erneuerbare Erzeugungsinfrastruktur betrugen rund 14 Millionen Euro, wovon rund 6 Millionen auf den Hochrhein und Südbaden entfielen.
Im Rahmen seiner Unternehmensstrategie 2030 will Energiedienst weiter auf kundennahe Energielösungen, systemrelevante Infrastruktur und erneuerbare Erzeugungs-Infrastruktur setzen. Die 54 eigenen und teileigenen Wasserkraftwerke der Energiedienst-Gruppe erzeugten 2022 rund 3 Milliarden Kilowattstunden Ökostrom. Aufgrund der fast durchgängig niedrigen Wasserführung am Hochrhein habe die Produktion dort um 14,7 Prozent unter dem zehnjährigen Mittel gelegen, so Reichert.