Für acht Monate soll die Landesstraße 170 Bonndorf – Göschweiler ab 11. August 2025 voll gesperrt sein. Wie bewertet die Bonndorfer Geschäftswelt die , ob befürchtet wird, dass in dieser Zeit die Kunden ausbleiben. Kann der Einzelhandel etwas tun, um Kunden anzulocken? Welche Meinung herrscht zur Sanierungsdauer der L170, die die Landkreise Waldshut und Breisgau-Hochschwarzwald verbindet?

Schreibwarengeschäft rechnet mit Verlusten

„Ich werde es sicherlich spüren, dass Kunden ausbleiben“, sagt Susanne Spachholz vom gleichnamigen Schreibwarengeschäft. Die Vorsitzende des Handels- und Gewerbevereins (HGV) Bonndorf sagt darüber hinaus: „Die Straße muss saniert werden. Die Behörden sollten sich überlegen, ob künftig eine Tonnagebegrenzung für Fahrzeuge sinnvoll ist, um die Strecke lange funktionstüchtig zu halten.“

„Eine Anfahrt über die Umleitungsstrecken mit dem Mobil rechnet sich für uns nicht. Die Fahrtzeit würde sich von 20 Minuten sicherlich ...
„Eine Anfahrt über die Umleitungsstrecken mit dem Mobil rechnet sich für uns nicht. Die Fahrtzeit würde sich von 20 Minuten sicherlich verdoppeln“, sagt Bäckermeister Jan Jost. | Bild: Ingo Günther

Bäcker verliert 500 Kundenkontakte

Die Göschweiler Kunden von Bäckermeister Jan Jost werden auf die samstägliche Lieferung der Backwaren verzichten müssen. „Eine Anfahrt über die Umleitungsstrecken mit dem Mobil rechnet sich für uns nicht. Die Fahrtzeit würde sich von 20 Minuten sicherlich verdoppeln.“

Jan Jost spricht von zehn bis 20 Kunden pro Samstag, auf acht Monate gerechnet bedeute das sicherlich an die 500 Kontakte, die ihn die Straßensperrung kosten wird. Seine Bäckerei habe bereits die knapp zehnmonatige L170-Sperrung im vergangenen Jahr gespürt. Er sei kein Straßenbauer, aber die jetzige Sanierungsdauer empfindet er als lang.

Brillen-Meier setzt auf Aktionen

Brillen-Meier habe viele Kunden aus Löffingen, „die wohl ausbleiben werden“, befürchtet Geschäftsführerin Kerstin Meier. „Unsere dortige Kundschaft hat teilweise bereits Einkäufe vorgezogen.“ Sie habe Bedenken, Kunden dauerhaft zu verlieren.

Ein möglicher Anreiz, doch den längeren Anfahrtsweg auf sich zu nehmen, bestehe in monatlichen Aktionen. Die Sperrung empfindet sie zeitlich als sehr lang.

Bei Jutta Martin, Inhaberin von Kech Leben hat sich die Kundschaft schon 2024 über die Sperrung beklagt.
Bei Jutta Martin, Inhaberin von Kech Leben hat sich die Kundschaft schon 2024 über die Sperrung beklagt. | Bild: Stefan Limberger-Andris

Geschenkeladen trifft doppelte Sperrung

Jutta Martin, Inhaberin von Kech Leben – Spielen – Geschenke, hat etliche Kunden aus dem Nachbarlandkreis, „die ausbleiben und wohl nach Neustadt zum Einkauf ausweichen werden“, erwartet sie. Die Kundschaft habe sich bereits 2024 über die Sperrung beklagt.

Ihr Geschäft treffe es doppelt hart, denn sie habe auch Kunden aus Schluchsee, die die L170-Strecke zwischen Rothaus und Ebnet nicht nutzen können, da diese noch einige Wochen gesperrt sei.

Das könnte Sie auch interessieren

Gastronomie spürt Touristen-Unmut

Nicht nur Gäste aus dem Raum Löffingen werden wohl weniger vorbeischauen, sagt Carola Ketterer vom Gasthaus Kranz. „Wir bekommen auch den Unmut von Touristen, die bei uns Zimmer buchen, zu hören.“ Angesprochen worden sei sie bereits von Stammgästen aus dem Nachbarlandkreis, die vor der Sperrung noch einmal essen kommen wollten, „und in den nächsten Monaten wohl ausbleiben werden“. Wie man darauf reagieren könne, werde kurzfristig entschieden.

Oliver Meier, Inhaber von Uhren-Schmuck-Meier, beklagt, dass Kunden ausbleiben werden und ins Umland abwandern.
Oliver Meier, Inhaber von Uhren-Schmuck-Meier, beklagt, dass Kunden ausbleiben werden und ins Umland abwandern. | Bild: Stefan Limberger-Andris

Auch Oliver Meier, Inhaber von Uhren-Schmuck-Meier, beklagt, dass wohl Kunden ausbleiben und ins Umland abwandern werden. „Die L170 ist für die Bonndorfer Geschäftswelt eben eine Lebensader.“ Aktionen, die Kunden anlocken sollen, seien schwer umsetzbar und müssten über den HGV erfolgen.

„Die Sanierung trifft alle hart“, sagt Patricia Schwanke-Kech von Schwanke Reisen.
„Die Sanierung trifft alle hart“, sagt Patricia Schwanke-Kech von Schwanke Reisen. | Bild: Stefan Limberger-Andris

Reisen, Ärzte, Apotheken – alle betroffen

„Die Sanierung trifft alle hart“, sagt Patricia Schwanke-Kech von Schwanke Reisen. Sei die Straße saniert, sollte sie 20 bis 30 Jahre befahrbar bleiben. Einzelhandel, Ärzte, Apotheker, Gastronomie – alle hätten 2024 gespürt, was eine Sperrung bedeute.

Bonndorf müsse attraktiv bleiben, die Geschäfte sich auf digitaler Basis vermarkten. Auch sollte darüber nachgedacht werden, abends einmal die Woche länger geöffnet zu haben, um für Kunden von auswärts attraktiver zu werden.

Das könnte Sie auch interessieren

Fakten zur Sperrung

Die L170 wird laut Regierungspräsidium Freiburg ab Montag, 11. August, für voraussichtlich acht Monate gesperrt, auch für Radfahrer und Fußgänger. Die Umleitung erfolgt von Löffingen aus über die B31 nach Titisee-Neustadt und Lenzkirch (L156/B315) und umgekehrt. Die Schattenmühle kann aus Richtung Löffingen angefahren werden.

Auf Bonndorfer Seite fährt der Wanderbus die Parkplätze Lotenbachklamm, Oberhaldenweg und Boll an. Der Abschnitt der L170 von der B315 bei Gündelwangen bis zur Abzweigung nach Boll bleibt offen. Bonndorf kann vom Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald aus auch über die L171 über Hüfingen-Mundelfingen und Ewattingen erreicht werden.