Wie kann der Ärztemangel im Landkreis behoben werden? Welche Möglichkeiten eröffnet der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) im medizinischen Arbeitsalltag? Mit diesen Fragen befasste sich die Kommunale Gesundheitskonferenz (KGK) am Freitag, 8. November, im Bürgerhaus des Laufenburger Stadtteils Rotzel. Die KGK tagte bereits zum zehnten Mal.
In Rotzel mit dabei sind rund 70 interessierte Bürger, Landtags- und Kreistagsabgeordnete, Bürgermeister und Vertreter aus dem Gesundheits-, Bildungs- und Sozialbereich, der Verwaltung und dem Lenkungskreis der KGK. Unter den Anwesenden ist der Fachkräftemangel ein heiß diskutiertes Thema.
„Wir sollten aktiv auf Medizinstudenten aus unserem Landkreis zugehen, mit ihnen ins Gespräch kommen und sie überzeugen, ihren Beruf bei uns auszuüben“, sagt FDP-Kreisrat Klaus Denzinger. Potenzieller Nachwuchs für die Region würde lieber in Großstädte ab- oder zurückwandern, weiß Mediziner Olaf Boettcher, der auch Lehrbeauftragter an der Universität Tübingen ist.
Projekte sollen Nachwuchs locken
Die Situation scheint angespannt, aber nicht hoffnungslos. Denn mit verschiedenen Projekten und neuen Ideen aus dem Plenum versuche die KGK, den Landkreis für Nachwuchs attraktiver zu machen. Etwa mit Angeboten für Wiedereinsteiger, der Förderung von Hebammen und mit „Net(t)walking“ – Wanderungen speziell für Ärzte, um sich kennenzulernen, auszutauschen und Netzwerke zu bilden, so Lucy Gens von der KGK.

Ganz im Sinne der Förderung und Vernetzung steht auch der Weiterbildungsverbund Allgemeinmedizin Waldshut (WAW) – ein Zusammenschluss verschiedener medizinischer Einrichtungen mit dem Ziel, eine strukturierte und umfassende Weiterbildung in der Allgemeinmedizin anzubieten.
Weitere Fachkräfte sollen ab Oktober im neuen Bachelor-Studiengang „Physician Assistance“ an der Fachhochschule des Mittelstands (FHM) in Waldshut ausgebildet werden, erklärt Nils Erley von der KGK. Als „Arztassistenz“ könnten die Absolventen in den Praxen zum Beispiel Patienten befragen und untersuchen, vor Eingriffen aufklären und auch operative Maßnahmen durchführen, um die Ärzte zu entlasten.
Neuen Herausforderungen mit Innovation begegnen
Die Ärzte könnten auch durch Innovationen entlastet werden, wie etwa durch den Einsatz von KI in der Praxis. Das ist das Thema von Ines Zeller, Chefärztin der Radiologie am Klinikum Hochrhein. Zum Beispiel würden am Klinikum bereits Programme eingesetzt, die Röntgenbilder analysieren und etwa auf Frakturen hinweisen. Manche davon könnte der Arzt schon mal übersehen, so Zeller über die Vorteile der KI als Hilfsmittel.

Doch Obacht: Nachteilig könnten Befunde von der KI auch fehlinterpretiert werden. Der Arzt müsste es besser wissen und sein Fach gelernt haben, um derartige Fehler zu erkennen, sagt Zeller. So liege die Verantwortung für eine Diagnose weiterhin in den Händen der Menschen.
KI ist mit Vorsicht zu genießen
„KI ist noch keine Intelligenz, sie macht Fehler. Ärzte müssen auch ohne Handlungsfähig bleiben“, bestätigt Referent Mike Bernd, KI-Experte und Programmmanager beim Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft. Doch diverse Anwendungen seien auf gutem Wege, unterstützende Hilfsmittel zu sein: So könnten Ärzte mit Bilderkennung Leberflecken auf Gut oder Böse analysieren. Auch gebe es für Patienten bestimmte Apps, die zu Bewegung motivieren, indem sie Schritte zählen, dabei den Gang analysieren und vor Stürzen warnen.

Smarte Uhren würden den Herzrhythmus aufzeichnen, könnten Warnsignale abgeben, sobald das Organ unregelmäßig schlägt. Weitere KI-Systeme könnten Texte generieren, zum Beispiel bei der Arztbrieferstellung helfen. Jedoch warnt der Experte in Sachen Datenschutz davor, vertrauliche Patienteninformationen in unsichere Anwendungen wie Chat-GPT einzupflegen. Die Frage nach der Vertrauenswürdigkeit bestehender Programme sei groß.
Es gelte, kritisch mit KI umzugehen und sie zu hinterfragen, so Bernd. Auf die Frage Zellers, ob durch KI Arbeitsplätze wegfallen werden, antwortet der Experte: „Wir sind noch lange nicht so weit, dass Ärzte davon ersetzt werden“.