„Deutschland ist eben eine Fußballnation“, sagt SV Berau-Vorsitzender Patrick Matt. Entsprechend groß ist die Bereitschaft auch regionaler Kommunen, Fußballvereinen in ihrem Wunsch auf Kunstrasenplätze bereitwillig entgegenzukommen. Man schmückt sich gerne mit kickenden Jungen und Mädchen. Sieht es gerne, dass sie sich bewegen, statt vor dem Computer zu sitzen. Und da wird argumentativ schweres Geschütz aufgefahren. Wenn wir den Platz nicht kriegen, wechselt die Dorfjugend in den Nachbarclub, der das künstliche Grün schon hat. Das verfängt.
Kork statt Kunststoff
Klar – so umweltschädlich wie zu Beginn sind die Plätze nicht mehr. Kork statt Kunststoff heißt die Devise. Die Mikroplastikschleudern der 2000er Jahre sind passé. Aber selbst der Badische Sportbund Freiburg, der mit Wettgeld den Bau bezuschusst, sieht die modernen Anlagen ökologisch nicht aus dem Schneider. Gut – auch ein Naturrasenplatz hat wenig mit Natur zu tun.
Aber immerhin bestehen bei ihm die Halme nicht aus Plastik, das im Hochsommer bei den Spielerinnen und Spielern für heiße Kickschuhsohlen sorgt. Die Vereine sagen: Bei den zunehmend heißen Sommern kostet uns die Bewässerung des Rasenplatzes ein Vermögen. Dann lieber den angeblich so pflegeleichten Kunstrasen. Aber – Ironie der Geschichte: Der muss teils auch bewässert werden, um ihn halbwegs erträglich runterzukühlen.
Kosten schnellen in die Höhe
Aktuelle Beispiele ernüchtern: Kostenprognosen erwiesen sich als unrealistisch. Beim 2023 in Stühlingen-Weizen verwirklichten Projekt ließen Auflagen für Hochwasser- und Naturschutz die Kosten um 60.000 Euro in die Höhe schnellen. In Wehr hätte die Sanierung des Uwe-Wassmer-Kunstrasenplatzes eigentlich nur 250.000 Euro kosten sollen. Dann wurden mehr als 300.000 Euro daraus. In Waldshut, Tiengen und Eschbach war die Teilsanierung schon sieben und acht Jahre nach Bau notwendig. Gut möglich, dass bald auch die Totalsanierung ansteht.
Auf die Folgekosten hat auch jüngst die Gemeinde Wutach hingewiesen. Auch sie hätte den Bau eines Kunstrasenplatzes im Ortsteil Ewattingen unterstützt. Aber mehr als 10.000 Euro wollte sie dafür nicht berappen – und hat damit das Projekt torpediert. Kunstrasen – unnötig oder gute Sache? Die Frage will Bürgermeister Alexander Pfliegensdörfer nicht beantworten. Nur so viel: „Nach meiner Information ist das Projekt auch unter den Mitgliedern nicht unumstritten.“