Karla Müller und ihre Mutter Rosalie wollen mit ihrer persönlichen Geschichte zeigen, wofür es sich lohnt, sich an die Corona-Regeln zu halten und vor allem andere zu schützen: Damit Vertreter der Risikogruppen die Chance auf eine Zukunft haben.
„Am meisten vermisse ich es, mit meinen Freundinnen zu spielen und auf den Spielplatz zu gehen“, sagt die neunjährige Karla Müller aus Bonndorf. Das Kontaktverbot während der Corona-Pandemie gilt für alle Kinder, für die Grundschülerin im Südschwarzwald ist es allerdings besonders wichtig. Denn Karla ist ein so genanntes Herzkind. Sie gehört trotz ihrer Jugend zur so genannten Risikogruppe, denn eine Covid-19-Erkrankung wäre für sie lebensgefährlich.
„Meine Tochter wurde mit einem schweren Herzfehler geboren. Sie wurde bereits zweimal am offenen Herzen operiert“, erzählt Karlas Mutter Rosalie Müller. Die erste OP erfolgte, da war Karla noch kein halbes Jahr alt, bei der zweiten war das Mädchen schon fünf Jahre alt.
Wochen zwischen Bangen, Hoffen und extremer Angst, dass das geliebte Kind den gefährlichen Eingriff nicht übersteht – das sind die Erinnerungen, die Familie Müller prägen und die Mutter Rosalie zu Beginn der Corona-Krise nicht zweifeln ließen: „Als ich hörte, dass die Schulen schließen, kaufte ich erst einmal Vorräte ein und dann haben wir uns isoliert und alle persönlichen Kontakte weitestgehend abgebrochen.“ Weitestgehend, denn zur Arbeit muss Rosalie Müller immer noch, wenn auch dank Home-Office-Regelung nicht mehr täglich: „Wenn ich ins Büro muss, mache ich mir natürlich große Sorgen, aber ich hoffe einfach, dass ich mit sehr strikten Hygienemaßnahmen und äußerster Vorsicht nicht selbst zum Überträger des Virus werde.“
Denn das wäre für Karla fatal: „Herzkinder sind wohl nicht alle besonders gefährdet, aber bei Karla kommt eine Verengung in den Bereichen Bronchien und Lunge hinzu. Darum sind Lungenentzündungen – egal ob Corona oder ein anderer Erreger – für sie äußerst gefährlich“, erklärt ihre Mutter.
„Ich bin froh, dass ich meine beiden Geschwister habe. Wir dürfen immer zusammen spielen, gehen in den Garten oder basteln“, erzählt Karla. Sie ist eine fröhliche Grundschülerin, aufgeweckt und aktiv. „Genau das ist das Problem: Man merkt es ihr einfach nicht an“, sagt ihre Mutter. Das macht es für die Familie nicht leicht: „Nicht überall im Umfeld ist unsere strikte Isolation auf Verständnis gestoßen“, beschreibt Rosalie Müller. Es fällt ihr aber leicht, darüber hinweg zu sehen: „Die Menschen müssen sich schließlich erst mal an die Situation gewöhnen und es muss bei ihnen ankommen.“
Familie Müller in Bonndorf hofft, dass das Schlimmste bald überstanden sein wird und es bald einen Impfstoff gegen den Covid-19-Erreger Sars-Cov-2 geben wird. Besonders gilt das für Karla: „Ich freue mich schon darauf, endlich wieder in die Schule zu dürfen und alle meine Freunde wiederzusehen.“