Die Maskenpflicht in Geschäften zur Eindämmung des neuartigen Coronavirus Sars-CoV-2 gilt nur auf deutscher Seite des Rheins. Dementsprechend sorgte in mehreren grenznahen deutschen Gemeinden in der vergangene Woche, die Missachtung dieser Pflicht beim Einkauf eine Mund-Nasenbedeckung zu tragen, für Unmut.
Und es gab viele Beschwerden – gehäuft über Schweizer Einkaufstouristen, die seit der Grenzöffnung am 15. Juni wieder in Deutschland einkaufen. Einige unter ihnen hätten sich nicht an die beim Einkaufen geltende Maskenpflicht gehalten, so der Vorwurf. Der Bürgermeister von Lauchringen setzte gar einen Brandbrief auf.
Er appellierte an den örtlichen Handel, auf die Einhaltung der Vorschriften ein Auge zu haben.
Keine Schonfrist mehr für Schweizer in Bad Säckingen
In Bad Säckingen ist Bürgermeister Alexander Guhl zwar noch nicht aktiv geworden. Doch auch dort sind Schweizer Einkaufstouristen, die sich nicht an die Maskenpflicht halten, ein Thema – zumindest im Ordnungsamt der Stadt. Dies bestätigt Leiterin Muriel Schwerdtner. „Die ersten Tage nach der Grenzöffnung haben wir noch ein Auge zugedrückt, weil wir davon ausgingen, dass die Pflicht zum Maskentragen in der Schweiz womöglich nicht gleich bekannt war“, sagt sie.
Aber jetzt gebe es keine Schonfrist mehr. Jetzt sei der personell eigens aufgestockte Gemeindevollzugsdienst dabei, die Einhaltung zu überwachen. Eine Befreiung davon ist nur mit ärztlichem Attest möglich, berichtet sie.
Wie oft schon Bußgeld gegen Kunden wegen Missachtung verhängt worden sei, will sie nicht verraten. Aber es sei schon vorgekommen, auch bei Schweizern. Wobei die Deutschen nicht gleich schweres Geschütz auffahren. Schwerdtner: „Beim ersten Mal bleibt es meist nur bei einer mündlichen Verwarnung.“ Doch weil zusätzlich die Personalien aufgenommen werden, könne man im Wiederholungsfall eine Busse verhängen. Diese beläuft sich auf bis zu 30 Euro.
Zusätzlich könne der Markt Hausverbote aussprechen. Doch Schwerdtner relativiert auch: „Verstöße seitens Schweizern gibt es, aber es sind auch Deutsche unter den Maskenmuffeln.“ Und: „Wir wollen nicht auf Konfrontation gehen.“
Positive Eindrücke im E-Center in Laufenburg
Den Eindruck, der Einkauf im grenznahen Gebiet sei seit dem Ende des Lockdown konfliktbeladen, wollen auch die Einzelhändler vor Ort zerstreuen. „Wir hatten bis jetzt absolut keine Probleme“, sagt etwa Rainer Weber, Leiter des E-Centers in Laufenburg/Baden. Die meisten Schweizer kämen schon mit Maske. „Und wer keine hat, dem schenken wir auch eine, zumindest für den einmaligen Gebrauch.“

Sicher mache „mal der eine oder andere blöd“. Doch bisher sei es noch zu keinem handfesten Streit gekommen. Auch nicht am Wochenende, dem ersten seit der Grenzöffnung, das Weber als positiv erlebt hat.
„Großes Verständnis“ bei Rewe in Rheinfelden und Bad Säckingen
„Gegebenenfalls mit Nachdruck“ appelliert der Rewe-Konzern laut Mediensprecher Thomas Bonrath auf das Tragen von Mund-Nasen-Schutz in den jeweiligen Filialen. „Im Rewe-Markt in Bad Säckingen gibt es keine Probleme diesbezüglich, auch nicht mit Kunden aus der Schweiz.“ So tönt es auch von Seiten von Kaufland, mit Filialen in Bad Säckingen und Rheinfelden präsent.
„Großes Verständnis“ für die Maßnahme hätten die Schweizer Kunden, so Unternehmenssprecherin Annegret Adam. „Kunden, die keinen Mundschutz tragen, weisen wir auf die Verordnung hin – freundlich.“ Es sei eben eine „Gratwanderung“: „Auf der einen Seite wollen wir niemanden bevormunden, auf der anderen Seite sollen sich alle Kunden bei uns sicher fühlen“, so Adam.
Realität oder Wunschdenken?
Aber ist die vom Handel behauptete Harmonie tatsächlich Wirklichkeit? Hinter vorgehaltener Hand zeichnet so mancher deutsche Marktkunde in Bad Säckingen ein anderes Bild. Und die Lage könnte sich bald zuspitzen. E-Center-Marktleiter Weber: „Diese Woche ist Zahltag. Und danach ist erfahrungsgemäß immer am meisten los.“