Einige beschweren sich über den neuen Fahrplan. Aber nicht alles ist schlecht, sagt der Spezialist für den Bahnverkehr im Land, auch am Hochrhein. Verkehrsplaner Heiko Focken von der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg (NVBW) als Verantwortliche für den Nahverkehr auf der Schiene beschreibt auf Nachfrage des SÜDKURIER die Vor- und Nachteile des seit dem 12. Dezember gültigen Fahrplans.
Schlechtere Anschlüsse, längere Fahrzeiten
Einige unserer Leser haben die Knackpunkte bereits ausführlich beschrieben. Zusammengefasst: Nach dem Fahrplanwechsel sind Verschlechterungen bei der Wutachtalbahn, im Schüler- und Pendlerverkehr aus dem Jestetter Zipfel und, den Bus betreffend, bei der Anbindung an die Ortsteile der Gemeinde Klettgau entstanden. Es geht um schlechtere Anschlüsse, auch um längere Reisezeiten. Der Experte räumt die Nachteile ein, sieht das Ganze jedoch vor allem in der Gesamtbetrachtung.
Die Verbindungen müssen funktionieren
„Wichtig ist in jedem Fall, dass die Anschlüsse funktionieren“, beschreibt Heiko Focken das primäre Ziel im Bahnverkehr, „sonst werden aus fünf oder zehn Minuten Umsteigezeit auf einmal 30 oder gar 60 Minuten.“ Mit dem Fahrplanwechsel im Dezember habe die Nahverkehrsgesellschaft versucht, genau diesen Punkt aktiv anzugehen. Verbunden mit einer höheren Qualität des Interregioexpresses (IRE). Focken erwähnt in diesem Zusammenhang: „Die Beschwerden über dieses Zugsystem füllen bei mir ganze Ordner.“
Immer noch schneller als jedes Auto
Im Vergleich mit einem Kochrezept beschreibt er: „Wir haben den IRE zwar etwas langsamer gemacht, dafür aber die Zutaten geändert und zumindest auf den Langläufern Basel-Friedrichshafen wohlschmeckendere Doppelstockzüge zum Einsatz gebracht.“ Durch die Entspannung des Fahrplans sei der Zug nun länger unterwegs. „Das wird uns gerne angekreidet“, sagt Focken. Die Fahrt von Basel nach Waldshut dauert nun 37 Minuten. Damit sei man jedoch immer noch schneller als jedes Auto.
Weiterfahrt mit ICE und S-Bahnen
Die Verbesserungen aus seiner Sicht: Die Übergangszeiten in Basel seien nun so gestaltet, dass der ICE nach Norden zuverlässig erreicht würden. Exemplarisch hat er die sich die Zugbewegungen einer Woche angeschaut, und er stellt fest: „Es gab in der Woche nur zwei verpasste Anschlüsse, früher passierte das schon an einem Tag.“ Fahrgäste erreichten die S-Bahn ins Wiesental, den Anschluss rüber zum SBB-Bahnhof.
Bessere Busanschlüsse in Waldshut
In Waldshut seien die Busanschlüsse oder der Anschluss in Richtung Schweiz, in den Kanton Aargau, besser. „Darüber werden wir aber selten eine Zuschrift erhalten“, weiß Focken. Gleichzeitig räumt er ein, dass zum Beispiel der Anschluss in Singen nach Konstanz sich verschlechtert habe. „Dazu bekommen wir dann die berechtigte Fanpost.“ Aber es entstehe der Eindruck, alles sei schlechter geworden. „Ist es aber nicht“, betont er.
Die Entwicklung der Pünktlichkeitswerte von 2019 bis heute:
Bei der Frage nach den teils knappen Umsteigezeiten tut sich Focken eher schwer: „Was ist knapp? Ein Berufspendler aus seinem täglichen Arbeitsweg ist schon von fünf Minuten Umsteigezeit genervt, während Oma Schmitt mit dem Koffer zehn Minuten für stressig hält. Hier einen Mittelweg zu finden, ist schier unmöglich.“
Mehr Doppelstockzüge
Laut Focken arbeitet die NVBW mit der DB Regio daran, dass am Hochrhein mehr Doppelstockzüge – er nennt sie Dostos – fahren. „Die Züge sollen nicht nur pünktlich fahren, sondern auch wirklich mit den Dostos und nicht mit anderen Fahrzeugen daher kommen“, sagt er. Die NVBW hoffe, das sich der Verkehr bis Ende April noch einmal verbessere.
Unser Fazit: Für viele mag der neue Fahrplan und das neue Zugmaterial Vorteile bieten. Den Schülern und Pendlern, vor allem aus dem Jestetter Zipfel, Wutachtal und einigen Ortsteilen der Gemeinde Klettgau, bringen die angesprochenen Verbesserungen aber nicht viel.