Eigentlich sollte auf der Hochrheinstrecke alles besser werden mit dem Fahrplanwechsel am 12. Dezember. Mit den neu eingesetzten Doppelstockwaggons sollten die Züge zuverlässiger und pünktlicher fahren. Bequemeres Reisen mit mehr Platz für Fahrgäste und Fahrräder sollte ermöglicht werden – mit besseren Anschlüssen in Basel Badischer Bahnhof etwa ins Wiesental und zum SBB-Bahnhof „und nach wie vor attraktiven Reisezeiten“, schrieb das Landesverkehrsministerium im Oktober, vor der Umstellung.

Doch die Realität sieht ganz anders aus. Statt Verbesserungen häufen sich Beschwerden über ungünstige Anschlüsse und längere Reisezeiten. Schließlich wird die seither weggefallene Direktverbindung zwischen Basel und Ulm vermisst.

CDU-Abgeordnete berichten über Beschwerden

Viele Pendler hätten sich in den vergangenen Wochen an die CDU-Abgeordneten Sabine Hartmann-Müller (Landtag) und Felix Schreiner (Bundestag) gewandt, wie beide in einer gemeinsamen Pressemitteilung schreiben. Die Bahnkunden hätten sich mehrfach über Verschlechterung im Fahrplan der Hochrheinbahn beschwert. „Nicht alle Änderungen sind zum Vorteil der Reisenden am Hochrhein“, stimmen die Abgeordneten zu, „für Pendler brauchen wir attraktive Zugverbindungen auf der Hochrheinstrecke. Dazu gehören auch gute Anbindungen in Singen oder Basel.“

Pendler klagen über längere Reisezeiten

Auf Nachfrage des SÜDKURIER hat Schreiner nun einige Beschwerden konkretisiert. Seine Feststellung: „Pendler sind, abhängig von ihrem Arbeitsweg, unterschiedlich betroffen.“ Für alle gelte jedoch: Die Reisezeit habe sich verlängert. Wegen der Verschiebungen der Abfahrts- und Ankunftszeiten änderten sich auch die Anschlüsse – zum Beispiel in Basel oder Singen. Schreiner erwähnt auch die veränderten Verbindungen mit einem Umstieg zwischen Interregio-Express (IRE) und Regionalbahn (RB). „Auch hier ändern sich die Reisedauern nicht immer zum Vorteil der Reisenden.“

Das könnte Sie auch interessieren

Er zählt einige Beispiele auf: Der IRE 6.29 Uhr ab Waldshut Richtung Friedrichshafen halte bis nach Singen an jeder Station. Lauchringen West werde ausgelassen. Eine Verbindung nach Westen, um diesen Zug zu erreichen, existiere nicht. Schreiner schreibt: „Pendler, die zwischen 7 und 7.30 Uhr Richtung Osten fahren und den Regionalexpress (RE) nach Singen nehmen wollen, müssen bereits um 7.15 Uhr mit der RB nach Waldshut fahren und dort in den RE nach Singen umsteigen. Die Fahrzeit verlängert sich hier um 25 Minuten.“

Langes Warten auf den Anschlusszug

Die Abfahrtszeit des IRE in Singen nach Basel sei um rund 15 Minuten nach vorne verlegt worden. Die Fahrzeiten hätten sich um ein paar Minuten verlängert. Ein Anschlusszug in Tiengen an die RB nach Lauchringen fahre erst rund 30 Minuten später. Überdies habe der IRE in Waldshut längere Standzeiten. „Ein zusätzlicher Halt am Abend, zum Beispiel in Laufenburg, wird oder kann nicht umgesetzt werden“, weiß der Lauchringer Abgeordnete. Auch hier müssten Pendler auf eine Regionalbahn umsteigen und hätten längere Reisezeiten.

Hartmann-Müller und Schreiner setzen sich dafür ein, die mit dem Fahrplanwechsel verbundenen Nachteile auf der Hochrheinstrecke mit Umplanungen abzumildern. Die Abgeordneten stünden in Kontakt mit der Nahverkehrsgesellschaft.

Kein optimaler Fahrplan für die Gemeinde Klettgau

Landratsamtssprecher Tobias Herrmann räumt auf Nachfrage des SÜDKURIER ein, dass es mit der Fahrplanumstellung Nachteile für einige Fahrgäste gebe. Im Buslinienverkehr seien in der Gemeinde Klettgau günstige Anschlüsse etwa zum IRE in Erzingen und zur RB in Lauchringen weggefallen. Dies liege daran, dass sich die IRE-Züge nicht mehr in Erzingen sondern in Waldshut kreuzen. Herrmann: „Für die Gemeinde Klettgau konnte kein optimaler Fahrplan wie zuvor gestaltet werden.“ Die Südbadenbus-Gesellschaft habe den Busfahrplan angepasst und im Januar in Einzelfällen ergänzt und nachgebessert.

Das könnte Sie auch interessieren

Die Gestaltungsmöglichkeiten beim Schienenfahrplan seien begrenzt – bis Ausbau und Elektrifizierung der Hochrheinstrecke fertig sind, weil der Abschnitt zwischen Waldshut und Erzingen eingleisig sei und keine Ausweichmöglichkeiten biete.

Das war einmal: Ein IRE im Februar 2020 im Waldshuter Bahnhof. Die Anzeige kündigt den Zug nach Ulm an. Eine Direktverbindung dorthin ...
Das war einmal: Ein IRE im Februar 2020 im Waldshuter Bahnhof. Die Anzeige kündigt den Zug nach Ulm an. Eine Direktverbindung dorthin gibt es seit dem Fahrplanwechsel nicht mehr. | Bild: Juliane Schlichter

Informationen zur Direktverbindung zwischen Basel und Ulm:

Unterm Strich betrachtet deutliche Verbesserungen

Ein stabiler Fahrplan mit pünktlichen Zügen und eine gute Qualität des Schienenverkehrs seien wichtige Ziel bei der Fahrplanumstellung gewesen. Herrmann stellt fest: „Die Fahrzeiten des IRE haben sich verlängert, aber die Züge fahren zuverlässiger und die Anschlüsse zum Beispiel in Basel werden grundsätzlich zeitgerecht erreicht.“ In der Gesamtabwägung habe das neue Schienen- und ergänzende Buskonzept den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) im Landkreis Waldshut deutlich verbessert.

Das könnte Sie auch interessieren

Probleme auf der Wutachtalbahn und auf der Hauptstrecke der Hochrheinbahn – weitere Beschwerden kommen auch aus dem Bereich Lottstetten und Jestetten über den Schüler- und Pendlerverkehr nach Singen, Radolfzell und Waldshut, die wir noch gesondert betrachten.