Seit vielen Jahren schon brütet in Laufenburg immer wieder an der selben Stelle ein Schwanenpaar an der Mündung des Andelsbachs in den Rhein. Mitte April lagen dieses Jahr ganze acht Eier im Gelege – daraus waren schließlich sieben Schwanenküken geschlüpft und schon wenige Tage später mit den Elterntieren zwischen Andelsbachmündung und Badstube auf dem Rhein unterwegs und erfreuten die Beobachter. Doch mittlerweile sind die beiden erwachsenen Höckerschwäne nur noch allein zu sehen, die Jungen sind allesamt verschwunden. Was ist mit ihnen geschehen?
Zunächst läuft alles normal
Für viele Laufenburger gehören die stattlichen Wasservögel mittlerweile fest zum Stadtbild. Auf das mitten im Schilf des Andelsbachs gelegene Nest haben Passanten von einer Fußgängerbrücke aus eine gute Sicht. Zu jenen, die dort regelmäßig die brütenden Schwäne beobachten gehört auch Hannes Burger. Der Hobbyfotograf und Präsident des Laufenburger Museumsvereins Schiff begleitet die Tiere seit Jahren mit seiner Kamera und ist wohl deren größter Fan.
Auch dieses Jahr dokumentierte Burger das Schwanenpaar bei der Brut bis zum Schlüpfen der Jungen und auch darüber hinaus. Mitte April gelang ihm dieses Bild, das die Schwanenmutter über einem Gelege mit acht Eiern zeigte:

Nach 40 Tagen Brutzeit schlüpften daraus immerhin sieben Jungen. „Aus dem achten Ei ist einfach nichts geworden“, mutmaßt Burger. Die Brutzeit fiel dieses Jahr in einen recht kühlen April und war mit 40 Tagen eher lang gewesen. Umso mehr freute sich der Schwanenfreund über die schließlich geschlüpften Küken: “Diesmal sogar mit vier weißen.“ Normalerweise hätten die Laufenburger Schwäne insgesamt nur drei bis vier Junge, davon höchstens ein weißes und zwei bis drei graue.
Plötzlich sind die Küken weg
Veterinärärztin Martina Schybli von der Schweizerischen Vogelwarte in Sempach sagt: „Meist werden die Eier ab April gelegt, das Weibchen brütet alleine. Nach zirka 36 Tagen Bebrütungszeit schlüpfen die Jungen innerhalb von einem bis zwei Tagen, nach zirka einem Tag folgen sie den Eltern ins Wasser“, erklärt sie. Meist führten die Weibchen die Jungen und schwömmen somit voran, die Männchen dienten als Bewacher und folgten dem Weibchen und den Jungtieren. Mit einer solchen Schwanenfamilie sei nicht zu spaßen: „Das Brutpaar verteidigt seine eigenen Jungen energisch.“

Bis die Jungen flugfähig seien, dauere es gewöhnlich viereinhalb bis fünf Monate. Im Winter oder im Vorfrühling würden die Jungen dann vom Männchen vertrieben. Soweit kam es bei den Laufenburger Schwanenjungen aber nicht. Mittlerweile ist keins der sieben mehr da. Was ist passiert? Wurden sie Opfer von natürlichen Feinden wie dem Waschbär oder dem Fuchs? „Das wäre zumindest eine Möglichkeit“, sagt Rudi Apel vom Naturschutzbund Görwihl.
Spekulationen über den Verbleib der Küken – und der entscheidende Hinweis
In Laufenburg erzählen sich viele, dass die kleinen Schwäne auch von der Strömung abgetrieben sein könnten. Bestätigen kann das zunächst aber niemand. Regina Glunk aus dem Schweizer Laufenburg machte aber am 15. Mai dieses Handyvideo, welches die Schwanenfamilie rheinaufwärtsschwimmend zeigt:
Gut zu erkennen ist, wie schwer es Eltern und Jungen fällt, gegen die starke Strömung anzuschwimmen. Sie geben schließlich auf und lassen sich flussabwärts treiben.
Kurz darauf wurde die komplette Schwanenfamilie aber nochmals in der Badstube gesehen, wo sie sich oft aufhielt. Um den 20. Mai herum führte der Rhein nach ausgiebigen Regenfällen wieder einmal besonders viel Wasser. Regina Glunk war damals am Kraftwerk unterwegs, um Fotos von dem vielen Geschwemsel zu machen. Wassermassen und Strömung seien „heftig“ gewesen, wie sie sagt. Nach jenen regenreichen Tagen hat keiner mehr in Laufenburg die Schwanenjungen gesehen. Die Wahrscheinlichkeit liegt also nah, dass die Strömungen und Strudel zu stark für die kleinen Vögel waren und auch die Eltern sie nicht schützen konnten.
Trauern die Schwaneneltern?
Wie auch Hannes Burger vermissen viele Laufenburger die kleinen Schwäne und sind traurig über deren Verschwinden. Ob auch die Schwaneneltern solche Gefühle haben? Rudi Apel vermutet, dass sich in so einem Fall, wie so oft im Tierreich, bei den Elterntieren für ein paar Tage eine Verwirrtheit einstellt. Mittlerweile schwimmt das Schwanenpaar wieder friedlich zusammen auf dem Rhein, als sei nichts geschehen. Vielleicht kann es sich nächstes Jahr wieder an einer munteren Nachwuchsschar erfreuen.