Grünen-Kandidat Niklas Nüssle: „Freue mich riesig über das Vertrauen“
„Ich kann es noch gar nicht richtig fassen. Die Deutlichkeit des Ergebnisses hat mich dann doch überrascht. Ich freue mich über das große Vertrauen, das mir die Wähler entgegengebracht haben. Wir haben heute Abend Historisches geschafft.“ Er freue sich über die Chance, als erster Grüner Abgeordneter überhaupt den Wahlkreis Waldshut zu vertreten. Er wolle sich dafür einsetzen, Umwelt und Menschen zukunftssichernd zusammenzubringen: „Ich werde mich mit ganzer Kraft dafür einsetzen, dass in Stuttgart die richtigen Entscheidungen für den Hochrhein getroffen werden.“
Der Landestrend habe für sein Ergebnis sicher eine Rolle gespielt: „Aber wir liegen deutlich über dem Landestrend. Das zeigt mir, dass auch meine regionale Verwurzelung überzeugt hat.“
Jetzt müsse er das Ergebnis erst einmal sacken lassen, erklärt Nüssle. Das Ergebnis hat Niklas Nüssle mit rund 20 Parteikollegen und Mistreitern in einem Live-Chat verfolgt, kurz nach 20 Uhr wurde angestoßen.
CDU-Kandidatin Sabine Hartmann-Müller: „Ein Desaster“
Die amtierende Landtagsabgeordnete Sabine Hartmann-Müller beurteilt den Verlust des Wahlkreises Waldshut als „Desaster für die CDU“. Sie persönlich hat mit dieser Wahl das Direktmandat verloren. Ob sie doch noch über das Zweitmandat in den Landtag rutscht, stand zum Zeitpunkt des Interviews noch nicht fest.

Das einzig positive, das Sabine Hartmann-Müller dem Ergebnis abgewinnen kann, ist die Tatsache, dass die CDU immerhin noch zweitstärkste Kraft bleibt. Die Gründe für den Wahlsieg der Grünen im Wahlkreis Waldshut sieht sie nicht im direkten Konkurrenten Niklas Nüssle. Ausschlag gegeben habe vor allem die Person von Ministerpräsident Winfried Kretschmann, sagt Hartmann-Müller. Daneben habe die Masken-Affäre der CDU mit Sicherheit weitere Stimmen gekostet. An ihrer Arbeit im Wahlkreis wolle sie die Niederlage ihrer Partei nicht festmachen, diese habe sie jederzeit sehr engagiert geführt.
Was sind ihre Pläne, falls das Zweitmandat nicht klappt? Das sei unklar, sagt sie, denn auf diesen Gedanken habe sie im Wahlkampf keine Zeit verschwendet. Auch ob sie in fünf Jahren nochmals antreten wolle, ließ sie offen.
FDP-Kandidat Harald Ebi: „Freue mich außerordentlich“
„Das freut mich außerordentlich und zeigt, dass die Bevölkerung Vertrauen in mich und meine Arbeit hat.“ Dies sagte FDP-Kandidat Harald Ebi zu seinem Ergebnis.
Der 61-jährige Handwerksmeister aus der Waldshuter Schmittenau konnte nicht nur in der Großen Kreisstadt erneut zulegen, sondern auch in der weiteren Region: „Was mich freut ist, dass ich auch in Bad Säckingen über zehn Prozent geholt habe“, nannte er ein Beispiel.
AfD-Kandidat Bernhard Boll: „Bin mit Ergebnis nicht zufrieden“

Zufrieden sein könne man mit dem Ergebnis für die AfD sicher nicht, sagt deren Kandidat für den Wahlkreis Waldshut (59), Bernhard Boll aus Waldshut-Tiengen, und räumt ein: „Ich hatte mir mehr erhofft und bin schwer enttäuscht.“ Sein Ziel sei es gewesen, mindestens die 12,3 Prozent von vor fünf Jahren zu erreichen.
Die Schuld für das schlechte Abschneiden seiner Partei sieht er zum einen in der Arbeit der noch amtierenden AfD-Landtagsfraktion, die sich „nicht mit Ruhm bekleckert hat“ und in der angedrohten Beobachtung seiner Partei durch den Verfassungsschutz. Letzteres sei „beschämend, aber die Wirkung bleibt nicht aus“.
Bernhard Boll, früher Stadtrat in Waldshut-Tiengen und seit der Kommunalwahl 2019 Mitglied des Waldshuter Kreistags, will sich nun ganz auf die Arbeit im Kreisparlament konzentrieren. Sein Augenmerk will er dabei vor allem auf den geplanten Neubau des Zentralkrankenhauses in Albbruck richten.
SPD-Kandidat Peter Schallmayer: „Sehe Ergebnis mit gemischten Gefühlen“
„Ich hätte mir persönlich sicherlich ein besseres Ergebnis gewünscht. Aber unterm Strich muss man wahrscheinlich froh sein.“ So lautet die Einschätzung des SPD-Kandidaten Peter Schallmayer zum Abschneiden seiner Partei und von sich selbst bei der Landtagswahl am Sonntag. Das Ergebnis sei etwas besser ausgefallen als man es nach den Umfragen hätte erwarten können. „Schmerzlich“ sei es für ihn aber, dass die SPD hinter der AfD gelandet sei. Wobei: „Es hätte noch schlimmer kommen können, denn offenbar konnte die AfD nicht so sehr von den Skandalen der vergangenen Wochen profitieren wie es verschiedene Stellen vorausgesagt haben“, so Schallmayer.
Gründe für sein Abschneiden und das seiner Partei auf Landesebene zu finden, das hält Schallmayer derweil noch für verfrüht: „Corona hat aber sicherlich eine Rolle gespielt.“ Denn der Wahlkampf sei schwer gewesen, ein direkter Kontakt zu den Wählern sei kaum zustande gekommen. Und auch der direkte Vergleich zwischen den Kandidaten sei auf der Strecke geblieben. „Wir sind alle in unserer Filterblase festgesteckt“, so sein Eindruck. Gleichwohl seien die vergangenen Wochen und Monate für ihn lehrreich und bereichernd gewesen.
Dass die Vormacht der CDU im Wahlkreis Waldshut nun gebrochen sei hält Schallmayer für ein gutes Signal. Dass Grünen-Kandidat Niklas Nüssle noch sehr viel besser abgeschnitten habe als der Landesschnitt, „hat mich überrascht, freut mich aber auch für ihn persönlich“. Er hoffe, dass Nüssle der Region in Stuttgart eine Stimme verleiht und zugleich genau hinhöre, wo am Hochrhein der Schuh drückt.