Jannic Hofmuth

Weshalb das Schwimmen am Lauffen nahe des Küssaberger Ortsteils Ettikon eine große Herausforderung darstellt, wird schnell klar, wenn David Lehr, Einsatzleiter der DLRG-Ortsgruppe Waldshut-Tiengen, die Dynamik des Rheins an dieser Stelle erklärt. Denn der Laie kann seinen Analysen von Kehrströmen, Siphons und Strudeln nur schwer folgen.

„Wem das Verständnis für die hydrodynamischen Eigenschaften des Lauffen fehlt, dem hilft auch körperliche Fitness nicht weiter“, beurteilt er die Fehler, die einige Schwimmer machen. Denn gegen den Strom anzukämpfen sei fast immer aussichtslos.

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Beschaffenheit des Lauffen

„Der Lauffen ist eine der wenigen erhaltenen Stromschnellen des Rheins und hat deshalb sehr außergewöhnliche Eigenschaften“, erklärt der Einsatzleiter. Diese Eigenschaften hätten verschiedene Gründe. „Erstens fließt der Rhein hier auf einem Muschelkalk-Untergrund, der sehr hart und uneben ist, was zu einem extrem unberechenbaren Strömungsverhalten führt“, weiß Lehr.

Vom geplanten Kraftwerk übrig gebliebener Metallhaken. Einige unangenehme Überraschungen warten am Lauffen auch unter Wasser.
Vom geplanten Kraftwerk übrig gebliebener Metallhaken. Einige unangenehme Überraschungen warten am Lauffen auch unter Wasser. | Bild: Jannic Hofmuth

Zudem habe der Rhein am Lauffen ein sehr starkes Gefälle, was zu einer hohen Fließgeschwindigkeit (bei hohem Wasserstand bis zu zwölf Metern pro Sekunde) führe. „Und drittens gibt es viele Hindernisse und Bodenmerkmale, die aus den 1960ern stammen, als der Bau eines Kraftwerks geplant war“, fasst David Lehr die Ursachen der Gefahren am Ettikoner Lauffen zusammen.

Auswirkungen der Niedrigwasserlage

Er fügt noch hinzu: „Außerdem sind gerade bei der derzeitigen Niedrigwasserlage viele Baumstämme und andere Hindernisse im Wasser, über die der Fluss im Normalfall hinweg schwimmt. Jedes Objekt führt dazu, dass sich das Strömungsverhalten wieder ändert.“ Deshalb könne das Schwimmen bei Niedrigwasser stellenweise sogar gefährlicher sein als bei einem hohen Wasserpegel.

Bei den meisten Gewässern sind die dunklen Stellen die tiefen und die hellen die flachen, am Lauffen sei das laut David Lehr jedoch ...
Bei den meisten Gewässern sind die dunklen Stellen die tiefen und die hellen die flachen, am Lauffen sei das laut David Lehr jedoch aufgrund der Steine und deren Bewachsung genau umgekehrt. | Bild: Jannic Hofmuth

Größte Risiken für Schwimmer

Die einfachste Methode, sich nicht in Gefahr zu bringen, ist für DLRG-Einsatzleiter David Lehr ganz klar: Aus dem Wasser rausbleiben. Deshalb hält er das Badeverbot am Lauffen auch für notwendig.

Aber in welchen Situationen ist man am schnellsten gefährdet und was tun, wenn man wirklich in Not gerät? „Als Laie die vielen verschiedenen Strömungen des Lauffen richtig einzuschätzen, ist fast unmöglich, trotzdem haben viele Menschen nicht den nötigen Respekt vor dem Rhein“, hält er fest.

Die verschiedenen Strömungsrichtungen werden selbst für erfahrene Schwimmer schnell zur Lebensgefahr
Die verschiedenen Strömungsrichtungen werden selbst für erfahrene Schwimmer schnell zur Lebensgefahr | Bild: Jannic Hofmuth

Nicht nur Auswärtigen seien die Gefahren nicht bewusst: „Es gab schon genug Leute aus der Umgebung, die hätten wissen müssen, wie sie den Lauffen nehmen müssen, die wir aus dem Wasser retten mussten“, berichtet der Lebensretter aus eigener Erfahrung.

„Den Fehler, den die meisten Leute in einer Gefahrensituation machen, ist gegen den Strom zu kämpfen, was unfassbar kräftezehrend ist“, erzählt er und sagt weiter: „Auch die mentale Einstellung stimmt bei den meisten Menschen nicht. Viele setzen sich ein Ziel und aufgrund der hohen Fließgeschwindigkeit kriegen sie dann Panik, wenn sie daran vorbeischwimmen.“

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Pro Jahr habe die DLRG-Ortsgruppe Waldshut-Tiengen mit ihren speziell ausgebildeten Strömungsrettern ungefähr 15 bis 20 Einsätze, wobei es im Jahr 2022 bisher noch etwas weniger seien.

Deshalb sei es Grundelement der Ausbildung zum Strömungsretter, das Wasser für sich arbeiten zu lassen, sich seine Kräfte möglichst sparsam einzuteilen und realistische Ziele und mögliche Alternativen festzulegen.

Bei Not nicht zögern, DLRG zu rufen

Besonders betont David Lehr, dass man in Notsituationen nicht zögern sollte, dass DLRG zu alarmieren und erzählt: „Immer lieber einmal zu viel als zu wenig anrufen! Wir hatten schon Fälle, wo wir gerufen wurden und bis wir vor Ort waren, waren die betroffenen Personen nicht mehr aufzufinden. Das kostet uns unnötig Zeit und ist ärgerlich. Keiner muss Angst haben, dass wir Einsätze berechnen. Egal, ob es die Leute aus eigener Kraft wieder aus dem Wasser geschafft haben oder ob sich Außenstehende in einer vermeintlichen Gefahrensituation getäuscht haben, ist es wichtig uns gegebenenfalls Entwarnung zu geben.“

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