Jannic Hofmuth

Ein 31-Jähriger hat beim Schwimmen am Lauffen in Ettikon sein Leben verloren.Vier Tage lang wurde der Rheinschwimmer vermisst, bevor die Feuerwehr seinen leblosen Körper beim Rheinkraftwerk Albbruck-Dogern aus dem Wasser holte.Bereits 2018 hat ein 83-Jähriger das Baden an dieser Stelle mit dem Leben bezahlt.

Ist das Baden an dieser Stelle überhaupt erlaubt?

In einer Stellungnahme vom 16. August teilt Manfred Weber, Bürgermeister der Gemeinde Küssaberg, seine Anteilnahme mit und bedankt sich bei den Einsatzkräften: „Wir bedauern diesen mehr als tragischen Unfall sehr und unsere Anteilnahme gilt den Angehörigen und unser Dank gilt Einsatzkräften, die sich intensiv um eine Rettung bemüht haben.“

Die Frage eines Badeverbotes beantwortet er eindeutig mit „Ja“: „Für den Ettikoner Lauffen und für den Bereich des Rheinabschnitts unterhalb des Kraftwerks Reckingen besteht seit mehreren Jahrzehnten Badeverbot.“ Dieses habe seine Ursache in den „langjährigen leidvollen Erfahrungen in diesem Bereich“.

Dass das Badeverbot oft missachtet werde, liege am mangelnden Einschätzungsvermögen vieler Schwimmer: „Besonders bei Niedrigwasser wird die Gefährlichkeit des Rheins leider trotzdem oft unterschätzt.“

Solchen Vorfällen vorzubeugen, sei allerdings schwierig, so Weber: „Wir können nur immer wieder vor den Gefahren warnen.“ Demnach plane die Gemeindeverwaltung Küssaberg nach dem tödlichen Unfall, keine konkreten Maßnahmen zu ergreifen.

Warum ist das Baden im Rhein und speziell im Lauffen so gefährlich?

Die Stromschnellen im Rhein auf Höhe des Küssaberger Ortsteils Ettikon werden laut Wikipedia auch Mittlerer Lauffen genannt. Er liegt damit zwischen dem Großen Lauffen (Rheinfall bei Schaffhausen) und dem Kleinen Lauffen bei Laufenburg.

Die hohen Strömungsgeschwindigkeiten des Rheins und die häufigen Strudel und Verwirbelungen am Lauffen sorgen dafür, das selbst erfahrene Schwimmer auf Dauer meist keine Chance haben. Wirbel und Strudel im Wasser sind oft nicht oberflächlich erkennbar, werden aber sehr schnell zum tödlichen Risiko für Rheinschwimmer.

Der größte Fehler ist das Überschätzen der eigenen Fähigkeiten und das Unterschätzen des Flusses. Bei reißender Strömung können Ertrinkende oft auch nicht mehr durch ein Seil gerettet werden, da die Kraftanstrengung bei wachsender Erschöpfung meist zu groß ist.

Warum ignorieren viele Schwimmer dennoch das Badeverbot?

Wie Leser berichten, könnte dies an dem Standort und der Größe des Verbots-Schilds liegen. Es gibt zwar schon seit Langem ein Schild, das auf das Badeverbot hinweist, besagtes Schild steht allerdings abseits des Weges auf einer hohen Spezialbefestigung im Gebüsch.

Ein ganzes Stück vom Rheinufer entfernt, weist am linken Wegesrand ein Schild auf das Badeverbot hin. Wieso es nicht näher am Ufer ...
Ein ganzes Stück vom Rheinufer entfernt, weist am linken Wegesrand ein Schild auf das Badeverbot hin. Wieso es nicht näher am Ufer stehen kann, erklärt Bürgermeister Manfred Weber. Bild vom 16. August 2022 | Bild: Jannic Hofmuth

Warum das Schild so weit abseits steht, erklärt Manfred Weber auf Nachfrage: „Wir haben durchaus in der Vergangenheit Schilder weiter vorne aufgestellt, diese fielen jedoch stets Vandalismus zum Opfer und hatten durchschnittlich eine Lebensdauer von wenigen Tagen.“

Wie die meisten anderen hat auch David Dressler, der oft mit seinem Hund am Lauffen spazieren geht, das Schild noch nie bemerkt. Bild ...
Wie die meisten anderen hat auch David Dressler, der oft mit seinem Hund am Lauffen spazieren geht, das Schild noch nie bemerkt. Bild vom 16. August 2022 | Bild: Jannic Hofmuth

Zuletzt war das Verbotsschild aus einigen Blickwinkeln von Ästen verdeckt, wie unser Bild vom 16. August zeigt. Dagegen hat die Gemeinde Küssaberg mittlerweile etwas unternommen und das Gestrüpp zurückschneiden lassen. „Freie Sicht auf das Schild muss auch künftig wieder rundherum gewährleistet sein“, erklärt Manfred Weber.

Die Gemeinde Küssaberg hat sich mittlerweile darum gekümmert, das Schild wieder etwas sichtbarer zu machen. Bild vom 18. August 2022
Die Gemeinde Küssaberg hat sich mittlerweile darum gekümmert, das Schild wieder etwas sichtbarer zu machen. Bild vom 18. August 2022 | Bild: Bürgermeisteramt Küssaberg

Wie sieht es allgemein mit dem Schwimmen im Rhein aus?

Auf eine frühere Anfrage zum Rheinschwimmen antwortet das Landratsamt: „Im Landkreis Waldshut existieren am Hochrhein keine ausgewiesenen Badestellen.“ Grundsätzlich sei das Baden im Rhein nicht verboten.

Das Schwimmen im Rhein kann aber lebensgefährlich sein. „Die Gemeinden, die direkt am Rhein liegen, könnten für ihren Zuständigkeitsbereich ein Badeverbot erlassen, wenn Gefahren für die öffentliche Sicherheit zu besorgen wären.“

Wie schätzt die Wasserschutzpolizei die aktuelle Situation ein?

Das Polizeipräsidium Einsatz in Göppingen, zu welchem die Wasserschutzpolizei gehört, teilt mit, dass sich die Häufigkeit von Badeunfällen im Sommer 2022 nicht drastisch erhöht habe: „Unserer Einschätzung nach gibt es keine auffällige Häufung von Badeunfällen in diesem Jahr. Das gilt auch für den Bereich Ettikoner Lauffen.“

Somit sehe die Wasserschutzpolizei zumindest keinen auffälligen Zusammenhang zwischen der aktuellen Niedrigwasserlage und der Häufigkeit von Badeunfällen.

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