Der Landkreis Waldshut sieht sich seit Jahren mit immer akuter werdenden Problemen im Gesundheitsbereich konfrontiert. Durch vermehrte altersbedingte Praxisschließungen ohne Nachfolge und ein steigendes Patientenaufkommen gestaltet sich die medizinische Versorgung zunehmend schwierig. Dieser Umstand wird laut dem Vorsitzenden der kommunalen Gesundheitskonferenz Landrat Martin Kistler „durch die Nähe zu Schweiz nochmals verschärft“, weshalb er betont, wie wichtig es ist, diesen Entwicklungen richtig zu begegnen.
Die jährliche Plenumssitzung der kommunalen Gesundheitskonferenz fand im Hohentengener Rathaus statt. Neben Vertretern von Gesundheitswesen und Kommunalpolitik fanden sich auch einige interessierte Bürger ein, um Aufschluss über die aktuellen Entwicklungen des Gesundheitswesens im Landkreis zu erhalten. Nach einer Einführung durch Martin Kistler präsentierte Roberta Lay, Mitarbeiterin in der kommunalen Gesundheitsförderung, den Stand des Projekts „Kommunaler Strukturaufbau“.
Datenbank mit Informationen
Ziel ist neben der Stärkung der gesundheitlichen Chancengleichheit der Auf- und Ausbau kommunaler Steuerungsstrukturen in der Gesundheitsförderung. Dafür wurde der Bestand aller Akteure der gesundheitsrelevanten Bereiche analysiert und darauf aufbauend eine Internetseite eingerichtet.
Die Kernfunktion dieser Internetseite ist eine Datenbank, die es den Bürgern ermöglichen soll, sich einfach und barrierefrei über das vorhandene Gesundheitsangebot im Landkreis Waldshut zu informieren.
Im Anschluss daran referierte der per Video zugeschaltete Jost Steinhäuser. Der Experte für Strategien gegen den Hausärztemangel informierte die Zuhörer über den aktuellen Stand der bereits im Jahr 2017 im Zuge einer Versorgungsstudie erarbeiteten Maßnahmen zur Sicherung der ambulanten Versorgung im Landkreis Waldshut. Mit der Anstellung von Lucy Gens wurde eine Ansprechperson für die Gesundheitskonferenz und alle weiteren Maßnahmen geschaffen.
Ausbildung von Ärzten als Chance?
Ein reger Austausch mit dem Institut für Allgemeinmedizin in Freiburg wurde etabliert und der Kreis Waldshut als potenzielle Modellregion für die ärztliche Ausbildung vorgeschlagen. Außerdem wird derzeit an Weiterbildungsmöglichkeiten für praktizierende Ärzte und Wiedereinstiegsmöglichkeiten für nicht-praktizierende Ärzte im berufsfähigen Alter (36 Personen im Landkreis) gearbeitet. Hinter die Maßnahme, mit Physician-Assistance-Studiengängen Kontakt aufzunehmen, ließ sich mit Blick auf den nächsten Redner ebenfalls einen Haken setzen.
Herbert Schuster ist Leiter der Fachhochschule des Mittelstands (FHM) in Waldshut und präsentierte den Anwesenden den Bachelor-Studiengang Physician Assistance, der ab Oktober 2024 in Waldshut studiert werden kann. Der Studiengang soll vor allem eine Weiterbildungsmöglichkeit für Personen sein, die eine abgeschlossene Fachausbildung im Gesundheitsbereich haben, und Bindeglieder zwischen den Ärzten und dem Pflegepersonal schaffen.
Bei der Podiumsdiskussion kamen Vertreter verschiedener Interessensgruppen zu Wort. Zu Gast waren dabei Petra-Katharina Sobotta (Vertreterin der Ärzteschaft), Gisa Weißgerber (Vertreterin der KVBW), Ines Zeller (Vertreterin des Hochrhein Klinikums), Ozan Topcuogullari (Bürgermeister von Klettgau als Vertreter der Kommunen) und Christian Gehringer (Vertreter des Landkreises). Gemeinsam mit dem Plenum wurde eine rege Diskussion geführt, wobei vor allem das Thema der Bürokratie vielen Anwesenden aufstieß. Letztlich waren sich jedoch alle Parteien einig, dass man dem Problem der medizinischen Versorgung nur durch die Umsetzung weiterer Maßnahmen entgegenwirken kann.
Der Hoffnungsschimmer des Abends war ein kurzer Beitrag von Katharina Hungeling. Sie ist Ärztin in Weiterbildung, die sich den Landkreis Waldshut explizit als Wirkungsstätte ausgesucht hat und damit laut Moderator Fried Schüle „das Parademodell ist, was wir suchen“.