Es ist mehr als nur eine Brücke. Sie verbindet nicht nur das zukünftige Dreiland-Klinikum mit dem benachbarten Zentrum für seelische Gesundheit, das aktuell gerade ebenfalls in Lörrach gebaut wird.

Die Brücke ist auch ein Symbol. „Diese Brücke verbindet nicht nur zwei Gebäude – sie symbolisiert ein ganzheitliches Versorgungsverständnis, das körperliche und seelische Gesundheit zusammen denkt und gemeinsam organisiert“, sagt Udo Lavendel, Geschäftsführer der Kliniken im Landkreis Lörrach.

Sie bedeutet nicht nur kurze Wege zwischen dem Personal der beiden Einrichtungen und einen direkten Austausch der Mitarbeiter beider Häuser. Sie bedeutet auch gleichzeitig, dass Patienten nicht mehr via Krankentransport verlegt werden müssen.

Noch steht die Brücke, die das Dreiland-Klinikum und das Zentrum für Seelische Gesundheit verbinden soll, am Boden.
Noch steht die Brücke, die das Dreiland-Klinikum und das Zentrum für Seelische Gesundheit verbinden soll, am Boden. | Bild: Stephanie Jakober

Und die Brücke ist ein Symbol für die neue medizinische Strategie des Dreiland-Klinikums. Hier soll eine bedarfsorientierte, zukunftsfähige, interdisziplinäre und sektorenübergreifende Versorgung geboten werden.

Was bedeutet das für den Patienten?

Genau der steht im Fokus. „Wir denken Versorgung im Dreiland-Klinikum konsequent vom Patienten her“; sagt Tilman Humpl, Ärztlicher Direktor der Kliniken des Landkreises Lörrach und fügt hinzu: „Unsere medizinischen Zentren verstehen wir nicht als abgeschlossene Einheiten, sondern als Knotenpunkte in einem regionalen Gesundheitsnetzwerk.“

So gibt es für den Patienten eine einzige Anlaufstelle im Klinikum. Bei den Verantwortlichen heißt das Ein-Tresen-Lösung. Dort landet jeder – egal ob Notfall oder stationäre Aufnahme. Hier wird eingeteilt, ob akute, ambulante oder Anschlussversorgung oder gar Prävention.

Keine Fachabteilungen, sondern gebündelte Kompetenz

„Wir wollen die Grenzen auflösen“, sagt Lavendel. Heute werde in Fachabteilungen, die an unterschiedlichen Standorten verteilt sind, gearbeitet. Jede Abteilung denke in ihren Betten, ihren OP-Plänen und ihren Budgets. Im neuen Klinikum soll das nicht mehr der Fall sein. So entsteht beispielsweise im Bereich der muskuloskelettalen Medizin ein interdisziplinäres Zentrum, das die Kompetenzen von Orthopädie, Unfallchirurgie, Wirbelsäulenchirurgie sowie Hand- und Plastische Chirurgie einschließlich Verbrennungsmedizin bündelt.

Das verbessere Abläufe, unterstütze die medizinische Priorisierung und erhöhe die Versorgungsqualität – insbesondere in Zeitfenstern mit hohen Patientenaufkommen. Und die Patientenzahlen steigen. „Vor zehn Jahren hatten wir pro Jahr noch weniger als 20.000 Patienten in der Notfallversorgung“, blickt Lavendel zurück. 2024 wären es 32.000 Patienten gewesen. Es zeige sich aber jetzt schon, dass die Tendenz Richtung 35.000 Patienten ginge.

Die Bauarbeiten am Zentralklinikum in Lörrach schreiten voran. Am 20. September können sich Besucher beim Tag der offenen Türe auf der ...
Die Bauarbeiten am Zentralklinikum in Lörrach schreiten voran. Am 20. September können sich Besucher beim Tag der offenen Türe auf der Baustelle umsehen. | Bild: Stephanie Jakober

Auch für Gerhard Albiez, Betriebsdirektor und stellvertretender Geschäftsführer im Zentrum für Psychiatrie (ZfP) Emmendingen, ist die Brücke ein Zeichen für die Zusammenarbeit. „Wir haben hier ein Modellprojekt in Baden-Württemberg, das funktioniert“, erklärt er und fügt hinzu: „Uns ist es ein Anliegen, die Menschen gemeindenah zu versorgen.“

Das ZfP ist eine von sieben Einrichtungen in Baden-Württemberg. Zwar gibt es jetzt schon entsprechende Angebote im Landkreis Lörrach. Beispielsweise die psychiatrische Station in Schopfheim oder die Kinder- und Jugendpsychiatrie am Elisabethen-Krankenhaus. Aber: „Mit diesem Angebot sind wir in der Gesundheitsvorsorge ein großes Stück vorangekommen.“

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Zahl der Betten steigt deutlich an

Denn nicht alle Erkranken können bislang vor Ort behandelt werden. Für die Patienten bedeutet das dann oft ein Aufenthalt in Allensbach am Bodensee. Oder, wenn es das Angebot im Kreis gibt, auch eine Verlegung via Krankentransport. „Jetzt konzentriert sich alles an einem Ort.“

Auch die Zahl der Betten wird in diesem Zusammenhang ausgebaut. Gab es bislang 30 Betten in Schopfheim, können im Zentrum für seelische Gesundheit 103 Erwachsene stationär behandelt werden. Ein ähnliches Bild im Kinder- und Jugendbereich: Hier waren es 20 Betten, zukünftig sollen es 30 sein. Und zusätzlich werden noch zwölf Plätze in der Tagesklinik eingerichtet. „Wir schließen hier eine Versorgungslücke“, ergänzt Humpl. Gerade im Bereich der Jugendlichen würden die Zahl der Fälle im psychiatrischen Bereich zunehmen.

Bild 3: Zentralklinikum Lörrach: Was die neue medizinische Strategie für Patienten bedeutet
Bild: Maurice Kubitschek