Siedlungen waren lange Zeit das Synonym für kostengünstiges Bauen und Wohnen. Die Geschichte des modernen Siedlungsbaus begann in den 1920er und 1930er Jahren. Viele dieser Siedlerhäuschen sind auch am Hochrhein bis heute vorzufinden. Manche sind nahezu im Urzustand erhalten, wie zum Beispiel in Rheinfelden oder auch in deutlich kleinerer Ausprägung in Wutöschingen.

Geschichtsträchtiges Angebot mit Zukunft

Und auch heute noch wird Siedlerhäusern eine Bedeutung im Zusammenhang mit der regional sehr unterschiedlichen Wirtschaftsentwicklung und damit zusammenhängenden Umstrukturierungsprozessen auf dem Wohnungsmarkt zugemessen, heißt es in einer vom Bundesamt für Verkehr, Bau- und Stadtentwicklung 2006 herausgegebenen Studie. Qualität und Wert des Bestandes sollen durch Umbaumaßnahmen aufrechterhalten werden, heißt es darin außerdem.

Eben darum wird in Rheinfelden beispielsweise derzeit ein „Masterplan Siedlung„ auf den Weg gebracht. Hierbei sollen im Dialog mit den Bürgern Regeln für Aus-, Anbau und Aufstockung gefunden werden. Aktuell laufe für einen entsprechenden Bebauungsplan das Anhörungsverfahren. Alles soll nach Wunsch von Oberbürgermeister Klaus Eberhard ohne Zeitdruck über die Bühne gehen. Die Siedlung in Rheinfelden sei nämlich „ein wichtiger Bestandteil der Stadt“.

Die kleine Siedlung in Wutöschingen mit gut einem Dutzend Häuschen aus den 1930-er Jahren, ist auch der Ursprung der örtlichen ...
Die kleine Siedlung in Wutöschingen mit gut einem Dutzend Häuschen aus den 1930-er Jahren, ist auch der Ursprung der örtlichen Siedlergemeinschaft. Bild: Gerald Edinger

Selbstversorger und gemeinschaftsbildende Institution

Kleinsiedlungen sind für den Oberbürgermeister ein Beispiel einer Epoche, in der Gartenanbau und Kleintierhaltung eine wichtige Rolle bei der Versorgung der Menschen einnahm. Zudem wurde damit das Bedürfnis von Menschen mit geringem Einkommen gestillt, Eigentum in einem grünen Umfeld zu erwerben.

„Menschen in Kleinsiedlungsgebieten überzeugen durch ein großes Zusammengehörigkeitsgefühl, gemeinsame Aktivitäten und ein überzeugtes Einstehen für diese Wohnform“, sagt Eberhard.

Die Siedlergemeinschaft in Rheinfelden ist für ihn ein „lebendiges Beispiel“ für gute Nachbarschaft, vertrauensvolles Zusammenleben und Interesse am Erhalt dieser liebgewonnenen Strukturen.

Bescheidener Wohn-Standard, große Gärten

OB Eberhard beschreibt die typischen Kleinsiedlungen der Vorkriegszeit im Hinblick auf die heutigen Wohnsituationen einen Verzicht auf Komfort. Die Wohnräume waren klein, die technische Ausstattung einfach konzipiert.

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Allerdings bestechen sie durch einen „sehr hohen Grünflächen- und Gartenanteil“, eine lebendige Quartiersbildung sowie ein hohes Maß an Vertrautheit und Geselligkeit“, betont Eberhard.

Eine derartige Bauweise, wie sie in Kleinsiedlungen anzutreffen ist, kann als Spiegelbild der jeweiligen Zeit gesehen werden. Heute werde die Bewirtschaftung einer großen Gartenfläche in manchen Bevölkerungskreisen als Last empfunden. Dagegen habe die Bedeutung von Freizeitanlagen und Stellplätzen zugenommen.

Außerdem sei der Bau einfacher Gebäude nicht mehr in dem Rahmen möglich wie damals, weil Themen wie Energieeinsparung, technische Mindeststandards sowie Brandschutz den Wohnungsbau generell verteuern. „Dennoch sollte eine Stadt immer Gelegenheit bieten, unterschiedliche Wohnformen auch im Eigenheimbereich zu ermöglichen“, betont Eberhard.

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Neubaugebiet in Siedlungsform kaum vorstellbar

Veränderte rechtliche Rahmenbedingungen, höhere Grundstückspreise, Bedeutungsverlust des Gartens, veränderte Wertvorstellungen und flächenökonomische Bebauungsplanung. Es gibt ein Reihe von Faktoren, die dafür verantwortlich sind, dass der Siedlungsgedanke sich nicht in ein Neubaugebiet ummünzen lässt.

Außerdem leben in Kleinsiedlungen traditionell viele Menschen mit ähnlichen Lebensbiografien, was mit zum gemeinschaftsorientierten Charakter der Wohnanlagen beiträgt. Der Trend heute geht dagegen zu einem eher anonym geprägten Wohnen, bedauert der Klaus Eberhard.

Dennoch sei aus seiner Sicht klar: Die Siedlung in Rheinfelden sei ein wichtiger Bestandteil der Stadt und gab den Bewohnern über Generationen einen schönen Wohnstandort, Vertrauen und Stabilität für die Stadtgesellschaft.