Kadelburg Eine Städtetour während Fastnacht führte 20 Jugendliche und junge Erwachsene vom Hochrhein unter der Leitung von Bezirksjugendpfarrerin Andrea Kaiser (evangelische Kirchengemeinde Kadelburg) und Pfarrer Thomas O.H. Kaiser (Kirchengemeinde Klettgau) nach Polen. Ausgangspunkt der Reise war Krakau, berichtet die Pfarrgemeinde in einer Mitteilung. Von dort aus besuchte die Gruppe das ehemalige Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau.

Ziel war es, sich vor Ort mit den Verbrechen des NS-Regimes auseinanderzusetzen. In Auschwitz wurden über eine Million jüdische Männer, Frauen und Kinder systematisch ermordet. Die schiere Dimension der Unmenschlichkeit und das Grauen, das an diesem Ort vor über 80¦Jahren herrschte, erschütterten die Teilnehmenden zutiefst, heißt es weiter. Heute ist Auschwitz ein staatliches polnisches Museum und gehört zum Unesco-Weltkulturerbe.

Während ihres Aufenthalts setzten sich die Jugendlichen intensiv mit der Frage auseinander, wie man Antisemitismus und Rechtsextremismus in der heutigen Zeit begegnen kann. Besonders eindrücklich war die Begegnung mit einer Zeitzeugin. Im jüdischen Museum in Krakau traf die Gruppe Anna Janowska Ciońćka. Sie wurde am 5.¦Mai 1936 als Hanna Kleinberg in Krakau geboren. Als dreijähriges Kind überlebte sie gemeinsam mit ihrer Mutter die Shoah im Versteck. Eindringlich berichtete sie von den Schrecken jener Zeit. Die 89-Jährige, die durch die Shoah (Holocaust) 16 Familienangehörige verlor, berichtete auf Polnisch; ihre Worte wurden simultan übersetzt. Im Anschluss stand sie den Jugendlichen für Fragen zur Verfügung. Die Begegnung hinterließ einen tiefen Eindruck und die Gruppe war dankbar, dass die betagte Zeitzeugin sich nicht nur für das Gespräch, sondern auch für ein gemeinsames Gruppenfoto Zeit nahm.

Die siebentägige Reise beinhaltete neben dem Besuch von Auschwitz auch die Begegnung mit der polnischen Kultur und Geschichte. So gehörten eine Stadtführung durch die Altstadt Krakaus mit ihrem jüdischen Viertel, der Besuch einer alten Synagoge, ein Rundgang über einen alten jüdischen Friedhof sowie Besichtigungen katholischer Kirchen, darunter die Wawelskathedrale mit der Blutreliquie von Papst Johannes Paul¦II zum Programm. Auch die Fabrik von Oskar Schindler stand auf dem Plan. Der deutsche Fabrikant rettete während der deutschen Besatzung Krakaus 1200 jüdische Männer und Frauen vor der Deportation und dem sicheren Tod, indem er sie mit seinem eigenen Vermögen – umgerechnet etwa eine Million Euro – freikaufte. Schindler und seine Ehefrau Emilie wurden später vom Staat Israel als „Gerechte unter den Völkern“ geehrt. Steven Spielberg machte ihr Schicksal durch seinen Film „Schindlers Liste“ (1993), den die Jugendlichen zur Vorbereitung auf die Reise gemeinsam angesehen hatten, weltweit bekannt.