In den meisten Industriebetrieben Laufenburgs, Murgs und des Hotzenwalds geht es nach deutlichen Umsatzeinbußen wegen der Corona-Pandemie langsam wieder aufwärts. Vor allem die Zulieferer der Automobilindustrie waren im Frühjahr durch die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie hart getroffen, was in mehreren Fällen Kurzarbeit zur Folge hatte. Die Unternehmen erwarten, dass sich die Erholung im vierten Quartal fortsetzt, halten aber auch Rückschläge für möglich, wie eine Umfrage unserer Zeitung ergab.

Zu den Unternehmen, die die Krise besonders brutal zu spüren bekamen, gehört Global Safety Textiles (GST), die in Murg und Maulburg Textilien für Airbags herstellen. „Wir hatten starke Umsatzeinbußen. Im April fanden keine Verkäufe statt, jedoch mussten die laufenden Kosten gedeckt werden“, schildert Unternehmenssprecherin Nicole Weber die Situation. Im April habe GST zu 100 Prozent Kurzarbeit anmelden müssen, mittlerweile seien es noch 50 Prozent. „Die Geschäftslage erholt sich zwar langsam, aber weit unter dem ursprünglich geplanten Niveau.“ Für 2020 erwartet GST 15 bis 20 Prozent geringere Umsätze. Die Entwicklung für 2021 sei im Augenblick noch nicht absehbar.

Vor allem Zulieferer der Automobilindustrie sind von der Kriese hart getroffen. Unser Bild zeigt aus Terxtilien der GST gefertigte ...
Vor allem Zulieferer der Automobilindustrie sind von der Kriese hart getroffen. Unser Bild zeigt aus Terxtilien der GST gefertigte Airbags bei einem Test von Daimler. | Bild: Daimler

Auch bei Freudenberg Sealing Technologies gab es im Frühjahr Kurzarbeit. Das Unternehmen fertigt in seinem Werk Oberwihl vorwiegend O-Ringe für Industrie- und Automobilkunden. „Besonders im zweiten Quartal ging der Umsatz der Unternehmensgruppe nach unten – der absolute Tiefpunkt war im April erreicht“, erklärt Martina Muschelknautz für das Unternehmen. Seit Mai habe sich der Umsatzrückgang langsam aber stetig verringert. Für das vierte Quartal erwartet Freudenberg eine Fortsetzung dieser langsamen Erholung. Ob diese eintreffe, hänge von der Entwicklung der Pandemie ab.

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Höganäs musste im dritten Quartal sogar mehr Rückgänge verzeichnen als ihm relativ stabilen Geschäft des zweiten Jahresquartals. Geschäftsführer Jens Grunert: „Wir haben in zirka 50 Prozent der Produktion Kurzarbeit zwischen 30 und 50 Prozent einführen müssen.“ Es sei aber kein Personal abgebaut worden. Das Unternehmen stellt in seinen beiden Laufenburger Werken Pulver her, von denen viele auch in der Automobilindustrie Verwendung finden. Höganäs hat sich darauf eingestellt, dass auch in den kommenden beiden Quartalen nur 75 bis 80 Prozent des Vorjahresumsatzes erreicht werden.

Zwiespältig wirkte sich die Krise zunächst auf die Taniobis aus. Sie verarbeitet im Industriepark Rhina seltene Erze und hochschmelzende Metalle zu Hochleistungspulvern. Home Office, Digitalisierung der Schulen oder steigender Bedarf für Konsumerelektronik hätten zu einer positiven Entwicklung auf dem Markt für Kondensatoren geführt, sagt Sprecher Marius Schenkelberg. Auf der anderen Seite verzeichnete die Automobilindustrie und die Luftfahrtindustrie deutlich geringere Nachfrage, was einen negativen Einfluss auf den Umsatz gehabt habe. Taniobis habe im dritten Quartal Kurzarbeit für Teile seines Werks Goslar, nicht aber für Laufenburg beantragen müssen. Das Unternehmen erwartet eine leichte Wiedererholung der meisten Märkte ab dem zweiten Quartal 2021. „Dabei konzentrieren wir uns nicht nur auf organisches Wachstum, sondern auch auf unseren wichtigsten Geschäftsentwicklungsbereich, den 3D-Druck“, so Schenkelberg.

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Die Energieversorgung gehört zur systemrelevanten Infrastruktur, die auch während einer Pandemie reibungslos funktionieren sollte. Doch auch die Energiedienst Holding (ED), die am Hochrhein mehrere Kraftwerke und das Stromnetz betreibt, wie auch die Schluchseewerk AG, die fünf Pumpspeicherwerke im Hotzenwald und das Wasserkraftwerk Albbruck-Dogern unterhält, bekamen die negativen wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie zu spüren – wenn auch weniger stark als andere Industriezweige. „Vor allem die Industriekunden hatten ihren Stromverbrauch stark zurückgefahren. Mit dem Hochfahren der Wirtschaft hat sich auch die Stromnachfrage in der Zwischenzeit wieder stabilisiert und befindet sich nun knapp unter dem Vor-Corona-Niveau“, fasst ED-Sprecher Alexander Lennemann zusammen. Das Unternehmen geht davon aus, dass die Pandemie auch das Ergebnis im zweiten Halbjahr belasten wird, durch die negativen Kapitalmarktentwicklungen und durch die wirtschaftlichen Folgeschäden, beispielsweise Insolvenzen. Auch das Schluchseewerk spürt inzwischen wieder eine leichte Erholung. „Normalität ist aber längst noch nicht eingekehrt“, sagt Sprecher Peter Steinbeck.

Auch Eneergieproduzenten spüren die Krise. Das Bild zeigt das Energiedienst-Wasserkraftwerk Wyhlen.
Auch Eneergieproduzenten spüren die Krise. Das Bild zeigt das Energiedienst-Wasserkraftwerk Wyhlen. | Bild: Energiedienst

Vogt Plastic stellt in Rheinfelden, Rickenbach und Hottingen Regranulat für die kunststoffverarbeitende Industrie her. „In den Monaten April und Mai mussten wir einen deutlichen Absatzrückgang hinnehmen, bereits im Juni zogen die Geschäfte wieder an“, so Dominik Vogt. Inzwischen liege die Absatzmenge wieder auf dem Vorjahresniveau. Vogt erwartet, dass sich der Absatz bei dieser Menge aber leicht niedrigeren Preisen stabilisiert.

Keines der befragten Industrieunternehmen gab an, staatliche finanzielle Unterstützung, beispielsweise KfW-Kredite benötigt zu haben. Das Krisenmanagement der Bundes- und der Landesregierung beurteilen sie überwiegend als gut.