Mehrere Industriebetriebe in der Region haben wegen der negativen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf ihr Geschäft Kurzarbeit beantragen müssen. Betroffen sind vor allem Unternehmen, die der Automobilindustrie zuliefern – so etwa Freudenberg Sealing Technologies, Global Safety Textiles und auch Höganäs, doch auch bei der Energiedienst-Gruppe schlägt sich die Pandemie nieder. Dies ergab eine Umfrage unserer Zeitung unter verschiedenen Unternehmen.
Kurzarbeit bei Freudenberg Sealing Technologies schon seit Jahresbeginn
Wegen starker Auftragsrückgänge und kurzfristiger Auftragsverschiebungen in der Automobilindustrie hat Freudenberg für Oberwihl bereits Ende 2019 für zwölf Monate Kurzarbeit angemeldet und bewilligt bekommen. Betroffen sind grundsätzlich alle 341 Mitarbeiter, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß. In dem Görwihler Ortsteil stellt das Unternehmen Dichtungsringe (O-Ringe und ähnliche Dichtungen aus Elastomeren) für die Automobilindustrie aber auch andere Industrien her. Mit hoher Priorität abgearbeitet würden derzeit Aufträge für O-Ringe in medizinischen Anwendungen, beispielsweise für Beatmungsgeräte, erklärte Sprecherin Martina Muschelknautz. Wegen Corona sei die Nachfrage nach Dichtungsringen aber besonders in der Automobilindustrie weiter rückläufig. Dort hätten die Erstausrüster ihre Produktion meist bis Ende April eingestellt. „Die Frage wird sein, wie lange die Krise dauert und wie tief sei sein wird“, heißt es bei Freudenberg.
Das Ende der Kurzarbeit bei Global Safety Textiles ist nicht absehbar
Seit diesem Monat wird auch bei Global Safety Textiles (GST) kurzgearbeitet. „Mit unserem Produkt, dem Airbag, sind wir nahezu 100 Prozent von der Automobilkonjunktur abhängig“, so COO Uwe Zimmermann gegenüber unserer Zeitung. Die Dauer der Maßnahme sei derzeit nicht absehbar. Außer in der Produktion habe auch in einigen Verwaltungsbereichen Kurzarbeit eingeführt werden müssen. Von den weltweit über 6000 GST-Mitarbeitern sind rund 300 in den Deutschen Werken Maulburg und vor allem Murg beschäftigt. Hier stellt GST für den Eigenbedarf Atemschutzmasken aus Airbag-Gewebe her. Derzeit wird geprüft, ob diese Masken auch medizinischen Ansprüchen genügen.
Höganäs stockt aus eigener Tasche das Kurzarbeitergeld auf
Höganäs beliefert ein breites Feld von Industrien. „In vielen Branchen läuft es weiter sehr gut, trotz der Corona-Pandemie. Ausgenommen davon sind die Automobil- und die Öl- und Gasindustire, die eher stark betroffen sind“, führt Unternehmenssprecher André Bense aus. Seit vergangenem Wochenende sei in Laufenburg, wo Lösungen für thermische Spritz- und Oberflächenschweißverfahren, für additive Fertigungstechnologien sowie keramische Pulver hergestellt werden, in zwei der sechs Produktionsbetrieben Kurzarbeit zwischen 30 und 50 Prozent angeordnet worden. Betroffen seien etwa 50 der 260 Mitarbeiter. Finanziell haben sie noch Glück, denn Höganäs stockt das gesetzlich garantierte Kurzarbeitergeld auf 90 Prozent des Nettolohns auf.
Die Energiedienst-Gruppe verkauft wegen der Pandemie weniger Strom
Selbst die Energiedienst-Gruppe musste für einige wenige ihrer Mitarbeiter Kurzarbeit inzwischen anordnen. Betroffen ist das Schweizer Photovoltaik-Geschäft. Beim Bezug von Photovoltaik-Modulen sei es zu Lieferengpässen gekommen, erklärte Alexander Lennemann, Leiter der ED-Kommunikationsabteilung. Das Kerngeschäft des Unternehmens und seiner über 1000 Mitarbeiter laufe weiter. Die ED-Gruppe nehme gerade jetzt ihre gesellschaftliche Aufgabe wahr – die Versorgung mit Strom, Wärme, Wasser und Gas für Privat- und Geschäftskunden sowie Kommunen. Dennoch hat die Pandemie auch Auswirkungen auf den Energiesektor. „Im Vertrieb spüren wir den rückläufigen Stromverbrauch, insbesondere bei den Industriekunden, die aufgrund der Corona-Krise die Produktion runterfahren müssen“, so Lennemann. Der niedrigere Verbrauch wirke sich auch auf die Börsenstrompreise aus.
Bei der Schluchseewerk AG merkt man geschäftlich nichts von einer Krise
Mit der Schluchseewerk AG ist in Laufenburg noch ein zweiter Energieversorger zuhause, der zur kritischen Infrastruktur zählt, die auch in Krisenzeiten vollumfänglich funktionieren muss. Das Unternehmen betreibt fünf Pumpspeicherwerke, das Wasserkraftwerk Albbruck-Dogern sowie die Schalt- und Lastverteilungsanlage Kühmoos und beschäftigt 300 Mitarbeiter. Bisher seien die Geschäfte des Unternehmens nicht negativ durch die Pandemie betroffen, sagt Sprecher Peter Steinbeck. Auch die Beschaffung wichtiger Materialien funktioniere oder könne durch eigene Lagerbevorratung aufgefangen werden.
Vogt Plastic sucht sogar noch neue Mitarbeiter
Das Recycling-Unternehmen Vogt Plastic stellt Regranulat für die Kunststoffverarbeitende Industrie her und beschäftigt etwa 270 Mitarbeiter, davon 100 in Rheinfelden, 90 im brandenburgischen Premnitz, 55 in Hottingen und 25 in Rickenbach. „Aktuell haben wir noch Glück, wir erwarten Auswirkungen in den kommenden Monaten aufgrund des niedrigen Preises für Neukunststoffe“, sagt Andreas Vogt, einer der beiden Geschäftsführer. Einzelne Kunden hätten bereits Aufträge storniert, es seien etwas weniger Bestellungen für Mai zu verzeichnen. Das Unternehmen sucht aktuell sogar noch neue Mitarbeiter für seine Werke in Rheinfelden und Premnitz.