Laufenburg Strommangellage, Fachkräftemangel, Bildungsdefizite, Steuerschlupflöcher: Überall gibt es Lücken – perfekte Vorlagen für Patti Basler und Philippe Kuhn für eine scharfzüngige Aufarbeitung. In der fast drei Stunden dauernden Bühnenshow in der Stadthalle in Schweizer Laufenburg wurde nichts und niemand geschont: die Kirche, Trump, die politischen Parteien, die Banken, das Verhältnis von Mann und Frau, Umweltschutz, KI, Ernährung oder die Genderdiskussion. Auch die Banken bekamen ihr Fett ab, die Nähe zu Deutschland lud zu satirischen Blicken über die Grenze ein – etwa auf die notorischen Verspätungen der Deutschen Bahn.
Als Auftakt der grenzüberschreitenden Laufenburger Kulturtage „Fliessende Grenzen“ gingen Basler und Kuhn mit ihrem Programm „Lücke“ an Grenzen. Basler wäre nicht Basler, wenn nicht einige Themen unter die Gürtellinie oder knapp darüber zielten. Dem Publikum gefiel das äußerst vielseitige Programm mit Mimik, Clownerie, Musik und Gesang ausgezeichnet. Die Künstlerin fragte früh Personen in der ersten Reihe nach ihren Namen und baute sie immer wieder in das Programm ein. Dadurch entstand ein lebendiger Kontakt zum Publikum, der dazu führte, dass die Zuschauer den Refrain einer Schlagerparodie über ein Windrad lauthals mitsangen und klatschten: „Du bist das Rad der Freiheit, die Spirale des Glücks. Mein Windrad dreh vor, dreh niemals zurück.“
Basler legte eine schnelle, oft überraschende und anspruchsvolle Wortakrobatik vor: Jesus hatte Glück. „Er bekam nach der Geburt schon einen Krippenplatz und wurde bereits als Baby vergöttert.“ Außerdem habe er später im Leben bewiesen, dass man „mit nur zwölf Followern zu einem der größten Influencer überhaupt werden kann.“ Auch für Maria fand Patti Basler anerkennende Worte: „Sie hat nach der Geburt eine neue Religion, das Christentum, erfunden, obwohl sie unverheiratet schwanger wurde, was zu dieser Zeit noch gar nicht akzeptiert war.“ Auch die Schweizer Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter wurde nicht geschont. Auf die Frage, wer uns vor der Stromlücke rettet, soll sie gesagt haben: „Die Kernspaltung der Seele findet in meinem Leib statt.“
Für Basler war der Auftritt in Laufenburg ein Heimspiel: Sie ist knapp 20 Kilometer entfernt auf einem Bauernhof in Zeihen aufgewachsen. Die Grenzen des Fricktals und der Schweiz hat sie künstlerisch längst überschritten. Seit zehn Jahren lebt die Sekundarlehrerin und studierte Erziehungswissenschaftlerin, Soziologin und Kriminologin von ihren Auftritten, Kolumnen und Artikeln. Internationale Anerkennung erhielt sie spätestens mit der Verleihung des bedeutendsten Kleinkunstpreises im deutschsprachigen Raum, dem Salzburger Stier.
Einem breiten Schweizer Publikum wurde sie als „satirisch-poetische Schnellprotokollantin“ der Polit-Sendung „Arena“ bekannt. Neben zahlreichen Auszeichnungen in der Schweiz gibt es den letztjährigen Swiss-Comedy-Award-Hauptpreis zu nennen, den sie mit ihrem Bühnenpartner Philippe Kuhn gewonnen hat. Der ausgebildete Jazzpianist bewies in Laufenburg, dass er weit mehr als Patti Baslers Begleiter am Flügel ist. Als Co-Autor, Komponist und Produzent trägt er maßgeblich zum Erfolg der gemeinsamen Programme bei. Viel wurde an diesem Abend von Strommangel und Energielücken gesprochen. Nicht davon betroffen schien die Künstlerin selbst. „Ich könnte locker noch drei Stunden weiter performen“, sagte sie nach der Vorstellung.
Der Autor ist Mitarbeiter der „Neuen Fricktaler Zeitung“. Dort ist der Beitrag zuerst erschienen.