In ihrer zweiten Heimat Perugia in Umbrien kann man die aus Laufenburg stammende Künstlerin Paulina Vogt schon mal auf dem Berg Monte Malbe zusammen mit den beiden Herdenschutzhunden Laika und Simba antreffen, wie sie den Sonnenaufgang beobachten; im Hintergrund sind die Altstadt von Perugia und dahinter Assisi zu sehen.
Das kleine Stonehenge im Schwarzwald ist einer ihrer Kraftorte
In ihrer alten Heimat im Südschwarzwald ist die Malerin in diesen Tagen ebenfalls in aller Herrgottsfrühe in freier Natur unterwegs, um zu malen. Das Thimoswäldchen in Oberhof ist eine einer ihrer bevorzugten Stätten, ein mystischer Wald im urwüchsigen Naturschutzgebiet. Am Thimosweiher genießt sie die beeindruckende Sicht auf die Alpen und die schöne Stimmung, wenn die Sonne aufgeht. Ihr Weg führt sie auch nach Blasiwald, wo sie die rätselhaften Schalensteine und keltischen Steinkreise bestaunt, die wie ein kleines Stonehenge aussehen – einer der Kraftorte, die Paulina Vogt gern aufsucht.
Wie früher die Impressionisten malt Paulina Vogt bei Wind und Wetter draußen
Den Wald bei Ibach, der aussieht wie ein Märchenwald, und den Krai Woog Gumpen bei Görwihl, ein geheimnisvoller Wasserfall im Schwarzwald und paradiesisches Kleinod, lässt sie ebenso als magische Orte auf sich wirken. Bei diesen Ausflügen hat sie immer ihre Staffelei und die Malutensilien dabei. Bei Wind und Wetter malt sie draußen, wie früher die Impressionisten. Nur so ist sie der Natur ganz nah, kann die Atmosphäre direkt aufnehmen und auf Leinwand bannen.

Hier wie in ihrer Wahlheimat Perugia spürt Paulina Vogt ein Heimatgefühl. Sie hat zwei Heimaten, in denen sie sich wohlfühlt, keine Ängste spürt, verbunden ist mit Mensch und Landschaft. Im Schwarzwald erlebt sie die gleiche Herzlichkeit der Menschen wie in Perugia, wo sie sich durch die unberührte Natur sofort angekommen fühlte. Aber das ist nur eine von mehreren Parallelen. „Was ist Heimat?“ hat sich Paulina Vogt oft gefragt.
Und das Thema Heimat treibt sie auch jetzt in einer neuen thematisch in sich geschlossenen Werkgruppe um. „Ein Gefühl von Heimat“ ist der Titel dieser Serie, die sich mit grundsätzlichen Erfahrungen der menschlichen Existenz wie Natur und Kultur, Geschichte und Mythos auseinandersetzt. Vier große Kunstwerke entstehen in diesem aktuellen Arbeitszyklus, die im Mai bei einer Themenausstellung des Kunstvereins Hochrhein mit vier Künstlern in Bad Säckingen gezeigt werden.
Schon seit sie ein kleines Kind war, ist Paulina Vogt fasziniert von Geschichten aus dem Altertum, der Antike und hat schon früh nach Schätzen im Wald gesucht. Durch die Begegnung mit einem Forscher und Bauleiter bei Grabungen der etruskischen Stadt unter der Altstadt von Perugia wurde sie in die antike Mythenwelt hineingezogen. Bei diesen Ausgrabungen wurden ein Tempel und etruskische Statuen gefunden, und die Malerin durfte Erde von dieser Ausgrabungsstätte mitnehmen. Durch Zufall hat sie Verbindungen zwischen dem etruskischen Kulturkreis und dem keltischen entdeckt und erfahren, dass die keltischen Goldschmiede ihre Kunst von den Etruskern lernten. Seither setzt sie sich intensiv mit beiden Geschichts- und Kulturräumen auseinander.

Diese Durchdringung ist ein großes Thema für Paulina Vogt geworden. Als Künstlerin ist sie, wie sie selbst sagt, im keltisch geprägten Südschwarzwald aufgewachsen und hat im etruskischen Perugia ein zweites Zuhause gefunden. Und diese persönlichen Erfahrungen thematisiert sie in ihrem neuen Projekt mit den vier Bildwerken, die veranschaulichen wollen, dass die zwei Heimaten nicht getrennt existieren, sondern „durch eine tiefe Verbundenheit mit der Natur und den Menschen ineinander fließen“.
Auch in Laufenburg hat sie jetzt ein Atelier eingerichtet
Nach ihrer Inspirationsreise zu den Etruskern ist sie inzwischen zu ihren keltischen Wurzeln zurückgekehrt und hat neuerdings wieder in Laufenburg ein Atelier eingerichtet: also eine Rückkehr zu ihren Ursprüngen. In ihrer neuen Kunstserie fließt diese Spurensuche, die Verbindung zwischen den Kulturen als zentrales Thema und die Natur als tiefste Quelle von Heimat ein.
Für alle diese Arbeiten hat sie Materialien gesammelt: Wasser, Erde, Steine aus dem Südschwarzwald, der Heuneburg-Region bei Herbertingen, einem archäologisch interessanten Ort, wo die Lebenswelt der Kelten in einer keltischen Stadt entdeckt werden kann, und aus dem etruskischen Tempel in Perugia.

Sie arbeitet aber auch mit umbrischer Olivenbaum- und Schwarzwaldtannen-Asche, 70 Jahre altem Rollgold für Verzierungen sowie 100 Jahre alten, lichtechten Pigmenten, Erbstücken aus der Familie. Stilistisch bewegt sich die Malerin in der abstrakten Kunst und bedient sich der Symbolik. Sie malt nicht nur, sondern schreibt auch immer Geschichten zu ihren Kunstwerken und macht zu jeder Serie Fotos und Videos über die besonderen Orte.
Eine Weltgenese von Kulturen, Identitäten, Materialien
Bei der kommenden Ausstellung in der Bad Säckinger Villa Berberich wird Paulina Vogt verschiedene Kunstwerke vorstellen, die sich mit ihrer Heimat im Schwarzwald befassen, aber auch diese spezielle Serie, die sich mit archaischen Spuren von Südschwarzwald-Kelten und Perugia-Etruskern beschäftigt.
Die neuen Bilder spiegeln zum einen den Werkkosmos der Laufenburger Künstlerin, aber auch eine Weltgenese von Kulturen, Identitäten, Materialien und ihre Lebensphilosophie beim Durchwandern von Natur, Raum und Zeiten.