Das Sauriermuseum in Frick besteht seit über 33 Jahren. 2025 zählte Museumsleiterin Andrea Oettl fast 12.000 Besucherinnen und Besucher. Das erstaunt. Denn das Museum im Untergeschoss des Schulhauses 1912 ist nur am Sonntagnachmittag geöffnet. Insgesamt fanden 228 Führungen statt – Dreiviertel davon mit Schulklassen.
Der „Dino-Hotspot der Schweiz, Europas und der ganzen Welt“, wie die zuständige Gemeinderätin Susanne Gmünder-Bamert das Sauriermuseum in Frick am Jubiläumsanlass 2021 nannte, hat mit einer Fläche von 200 Quadratmetern schon länger zu wenig Platz. „Wir haben viele Exponate, die wir gar nicht zeigen können“, sagt die Leiterin beim Besuch.
Umso glücklicher sind die Verantwortlichen, dass sie jetzt, nur wenige Meter vom Schulhaus entfernt, ein 350 Quadratmeter großes Schaudepot einrichten können. Die Jakob Müller Group stellt die frühere Fertigungshalle der Einwohnergemeinde Frick, die Eigentümerin des Museums ist, kostenlos zur Verfügung. Das weltweit tätige Unternehmen mit Hauptstandort Frick freut sich, dass es dem Sauriermuseum helfen kann. Die gute Zusammenarbeit mit der Gemeinde ist der Jakob Müller Group wichtig.
Bisher eingelagerte und größere Funde, die alle aus Frick stammen, können endlich gezeigt werden. Wie lange die Industriehalle dafür zur Verfügung steht, ist offen. „Bis auf Weiteres“, sagt Andrea Oettl. Das könnten drei oder zehn Jahre sein. Die Kündigungsfrist betrage sechs Monate. Dass der Raum nicht heizbar sei, stelle kein Problem für die Exponate dar. Die Leiterin fügt an: „Die Knochen sind mit Leim behandelt und dadurch weder temperatur- noch feuchtigkeitsempfindlich.“
Das große Skelett geht bald nach Deutschland
Neu gibt es auch Platz für das acht Meter lange Skelett vom Plateosaurier, dem Sensationsfund von 2015 in der Fricker Tongrube Gruhalde. Der sogenannte „XL“ war 2019 im Gemeindehaus sowie an mehreren Orten im Ausland und letztes Jahr in Neuenburg zu sehen. Dieses größte vollständige Dinosaurierskelett der Schweiz lockt jeweils viele Besucher an. Bereits nach Ostern wird „XL“ wieder eingepackt, weil er für eine Sonderausstellung nach Braunschweig ausgeliehen und erst vor Weihnachten ins Fricktal zurückkommen wird.
Die Industriehalle steht am Sonntag, 30. März, zum ersten Mal offen. In den nächsten Wochen stellen Handwerker für den „XL“ noch eine Abschrankung auf. Rote Markierungen am Boden zeigen die Zwischenwände an, welche die Halle unterteilen werden. An einer Wand hängt eine große Foto-Blache von der Plateosaurier-Sonderausstellung in Neuenburg. Sie zeigt die Fricker Gesteinsschichten.
Im Schaudepot wird auch ein Präparatorium eingerichtet. In diesem wird der Weg von den ausgegrabenen Knochen bis hin zum fertigen Dinosaurier gezeigt werden. Vor der Blache ist der Plateosaurier-Fund von 2024 ausgelegt. Er befindet sich noch in Gipseiern und wird bald präpariert. Weil die Knochen so viele Risse haben, heißt er „Sprüngli“.
Von den fast 12.000 Besucherinnen und Besuchern kamen letztes Jahr 7500 am Sonntagnachmittag nach Frick. Sobald die Tür öffnete, wurde es jeweils eng im Museum. Deshalb erweiterte das Sauriermuseum die Öffnungszeiten. Seither steht es ab 13 Uhr und nicht erst ab 14 Uhr offen. Dadurch verteilen sich die Gäste besser. Eine weitere Ausdehnung der Öffnungszeiten ist laut der 48-jährigen Museumsleiterin nicht geplant. Der Mittwochnachmittag sei wegen allfälliger Kindergeburtstage nicht geeignet. „Denkbar ist, bei großer Nachfrage schon am Sonntagmorgen zu öffnen“, sagt Andrea Oettl.
Die Vision ist ein neues Sauriermuseum
Die promovierte Geologin arbeitet seit 2012 im Sauriermuseum Frick, das sie seit 2014 leitet. Mit ihrer Familie wohnt sie in der Nähe. Nach der Vision für den „Dino-Hotspot“ gefragt, sagt die zweifache Mutter: „Unser Ziel ist es, hinter dem Bahnhof Frick ein eigenständiges Museum mit einer Fläche von 1000 Quadratmetern zu realisieren.“ Das Sauriermuseum sei Teil der Planung für die Arealentwicklung, die aktuell stagniere.
„Auf dem Fossilien-Klopfplatz bei der Tongrube Gruhalde hätte man theoretisch loslegen können“, erklärt Andrea Oettl. Doch der aufgeschüttete Untergrund und die steile Erschließung seien ungeeignet. Mit anderen Worten: Es braucht Geduld, bis die gefundenen Echsen, Flugsaurier, Plateosaurier und Schildkröten ihren definitiven Platz erhalten.
Im Aargau gehören alle Exponate, die im Boden gefunden werden, dem Kanton. Die Gemeinde Frick kümmert sich um diese, darf sie ausleihen, aber nicht verkaufen. Das Potenzial für weitere Sensationsfunde ist laut der Museumsleiterin riesig: „In Frick kann man über vier Kilometer hinweg Saurierfundstellen verfolgen. 2018 ist hier zum ersten Mal der Kopf eines Flugsauriers aus der Trias-Zeit entdeckt und die Einzigartigkeit dieses Schädels zuerst gar nicht erkannt worden.“ Im Frühjahr 2024 kam erstmals auch in der Tongrube umfangreiches, versteinertes Schildkrötenmaterial zum Vorschein. Die Langknochen und Panzerteile davon werden derzeit in Zürich untersucht.
Für Ausgrabungen und teilweise für Präparationen von Saurierknochen spricht der Kanton Swisslos-Gelder. Ansonsten beteiligt sich der Kanton, dem alle Exponate gehören, nicht am Sauriermuseum. „Wir fallen zwischen Stuhl und Bank. Denn genau genommen gehören wir nicht zur Kultur und auch nicht wirklich zu den Bodenschätzen“, fasst Andrea Oettl die aktuelle Situation zusammen.
Tatsächlich ist nicht ganz klar, wer zuständig ist: Für die Fricker Saurier ist das Departement Bau, Verkehr und Umwelt (BVU) mit der Abteilung für Umwelt, Sektion Grundwasser, Boden und Geologie für Geotope und so auch für wissenschaftlich bedeutsame paläontologische Funde zuständig. Aufgrund der Zuständigkeiten bei Finanzierung und den Erfahrungen in Ausstellungs- und Grabungstätigkeiten ergab sich laut Sprecherin die Zusammenarbeit mit dem Departement Bildung, Kultur und Sport (BKS). Beide Departements stellen je ein Mitglied in der Saurierkommission der Gemeinde Frick.
Der Kanton unterstütze die Gemeinde Frick seit 2008 im Bereich der Grabungen von paläontologischen Funden mit Swisslos-Gelder. „Diese Beiträge belaufen sich aktuell auf 105.000 Franken pro Jahr“, so BKS-Sprecherin Simone Strub Larcher.
Beim Vorhaben für ein neues Sauriermuseum hinter dem Bahnhof spiele der Kanton aktuell keine aktive Rolle. Die Sprecherin relativiert aber: „Der Kanton kann sich durchaus vorstellen, ein entsprechendes Projekt aus einem geeigneten Fördergefäß zu unterstützen.“ Beispielsweise aus dem Swisslos-Fonds. Interessant könnte aus Sicht des Kantons auch eine Zusammenarbeit mit thematisch ähnlich ausgerichteten Institutionen wie dem Naturama sein.
Wer weiß, ob die Prophezeiung der Fricker Gemeinderätin Susanne Gmünder-Bamert vom Oktober 2021 eines Tages doch noch zutrifft: „Irgendwann wird die Schweiz nicht nur mit Uhren, Schoggi und dem Matterhorn in Verbindung gebracht werden, sondern vielleicht auch mit unseren Sauriern.“
Mehr Bilder vom Museum gibt‘s hier:
Impressionen aus dem Sauriermuseum in Frick
Die Autorin arbeitet für die „Aargauer Zeitung“. Dort ist dieser Beitrag auch zuerst erschienen.