Der Laufenburger Bildhauer Erwin Rehmann ist am Freitag im Alter von 99 Jahren gestorben. Dies teilte die Familie Rehmann mit. Der bekannte Künstler lebte seit fast zwei Jahren im Alterszentrum Klostermatte im schweizerischen Laufenburg. Dort hatte er bis zuletzt unermüdlich und innovativ neue Skulpturen entworfen und gemeinsam mit Daniel Waldner realisiert. Die beiden arbeiteten 25 Jahre lang zusammen.
Viele von Rehmanns Kunstwerken befinden sich im öffentlichen Raum in der Schweiz. Auch in und um Laufenburg sind sie zu sehen – unter anderem eingangs der Hochrheinbrücke, die Deutschland und die Schweiz verbindet. Der markante Brunnen an der Rheinanlage beim Restaurant Warteck in Laufenburg/Schweiz stammt von ihm, außerdem das Gemeinschaftsgrab auf dem Laufenburger Friedhof und die Brunnenplastik in der Dorfmitte von Kaisten.
Wegen seines großen Anteils an der Verschönerung der Stadt Laufenburg und der Erhaltung der historischen Altstadt wurde er 1976 zum Ehrenbürger von Laufenburg ernannt. 2001 gründete er das Rehmann-Museum in Laufenburg. 2016 anlässlich seines 95. Geburtstages benannte die Stadt Laufenburg den parallel zum Rehmann-Museum verlaufenden Rheinuferweg auf Schweizer Seite nach ihm.
Am 27. November 1921 in Laufenburg geboren und dort aufgewachsen, hatte er schon in den frühen 1950er Jahren Schweizer Skulpturgeschichte geschrieben. Er machte sich einen Namen als Schöpfer von eisernen Raumereignissen und Lichtfiguren. 1956 war er an der Biennale in Venedig im Schweizer Pavillon präsent. Später wandte er sich dem Metall Bronze zu und richtete in seinem Atelier in Laufenburg eine eigene Gießerei ein. Er entwickelte eine Vielfalt von neuartigen Gusstechniken, experimentierte mit verschiedenen Legierungen und wurde zum Erzähler in der Sprache der Metalle. 1967 entwickelte Rehmann einen Prozess, den er als „Schnittplastiken“ bezeichnet. Durch Schweißverfahren, Guss und Schnitt entstand damit für ihn eine vollkommen neue bildhauerische Sprache.
Rehmann erhielt zahlreiche Aufträge für Kunst am Bau. Es folgten nationale Anerkennungen: 1972 zeigte das Aargauer Kunsthaus eine erste Retrospektive, weitere folgten 1981 und 1996. 1976 wurde Erwin Rehmann der Kunstpreis des Kantons Aargau verliehen. Im Rehmann-Museum wird voraussichtlich ab September 2021 eine Ausstellung mit Werken aus verschiedenen Schaffensperioden des Bildhauers zu sehen sein. Erwin Rehmann hinterlässt neben seinem bildhauerischen Werk seine Familie und einen großen Freundeskreis. Laut Christoph Rehmann, Sohn des verstorbenen Bildhauers und früherer Präsident des Rehmann-Stiftungsrates, wird die Bestattung im Familienkreis stattfinden. Eine Trauerfeier soll es zu einem späteren Zeitpunkt geben.