Brigitte Chymo

Ganz zu Beginn ging es einmal darum, die Eisbären zu retten. Schnell wurde dem damals neunjährigen Felix Finkbeiner aber klar, dass der Klimawandel uns alle betrifft. "Es geht um unsere Zukunft", betonte der inzwischen 21-Jährige am Montagabend vor großem Publikum in der Murgtalhalle, in die "Murg im Wandel" in seiner Reihe der Murger Zukunftsgespräche eingeladen hatte.

Mit Felix Finkbeiner stand der bisher jüngste Redner auf der Bühne der Murgtalhalle. Und gemessen an seinem Tun für den Klimawandel auch einer der erfolgreichsten. Seiner Erkenntnis als Neunjähriger folgten sogleich Taten. Felix Finkbeiner pflanzte seinen ersten Baum und gründete zusammen mit anderen Kindern die Initiative "Plant-for-the-Planet". Das war 2007. Inzwischen ist die Initiative weltweit aktiv, 15,2 Milliarden Bäume sind bereits gepflanzt und 1000 Milliarden Bäume sollen es werden.

Die drei größten Probleme der Welt

Warum Bäume? Weil ein Baum zehn Tonnen CO2 aufnimmt und 1000 Milliarden Bäume in der Lage sind, ein Viertel der menschengemachten CO2-Emissionen aufzunehmen. Das werde nicht ausreichen, die Klimaschutzziele zu erreichen, aber es werde mithelfen, den Treibhauseffekt zu senken, so Finkbeiner. Gut anderthalb Stunden lang präsentierte der Doktorand in Ökologie an der ETH Zürich souverän und in verständlicher Form die Zusammenhänge zwischen Ursachen und Auswirkungen des Klimawandels.

In der Klimakrise, der wachsenden ökonomischen Ungerechtigkeit und dem Bevölkerungswachstum sieht Finkbeiner die drei weltweit größten Herausforderungen. Größtes Problem sei aber die Klimakrise, weil sie die politischen Krisen verschärfe, so Finkbeiner und verweist auf die Dürre zwischen 2006 und 2011 in Syrien, die den späteren Bürgerkrieg begünstigte. Die Vereinten Nationen rechnen bis 2050 mit 200 Millionen Klimaflüchtlingen.

Aber war das nicht immer mal wieder so mit dem Klima? Nein. Finkbeiner verweist auf sogenannte Eiskernbohrungen, dank derer über Jahrhunderte zurück genau festzustellen ist, wie viel CO2-Bestandteile bei welcher Temperatur die Luft hatte. Die Korrelation lasse sich genau erkennen, so Finkbeiner. Das Publikum, darunter auch viele Kinder und Jugendliche, bedankten sich am Ende mit begeistertem Beifall bei Felix Finkbeiner. "Was wir noch dringender bräuchten, sind Menschen wie Sie", meinte ein Besucher.

Jeder kann einen Beitrag leisten

Es schloss sich eine Fragerunde mit vielen weiteren Aspekten an. Finkbeiner plädierte zum Beispiel beim Bäumepflanzen für heimische Arten, Mischwälder und die richtige Art und Weise der Pflanzung. Und beruhigte, was Weihnachtsbäume aus Kulturen angeht: "Es ist nichts Schlechtes daran, einen Weihnachtsbaum zuhause zu haben." Auch eine Veränderung der Essgewohnheiten hilft mit: "Was jeder machen kann ist, einen Tag in der Woche auf Fleisch zu verzichten", so Finkbeiner. Er appellierte weiter an den Schutz von Torfböden, weil deren Austrocknung sehr viel CO2 freisetze.

"Weil ich länger lebe als du" war das 15. Murger Zukunftsgespräch und gleichzeitig das erste ohne den erst vergangene Woche verstorbenen Karl Geck, dem Initiator von Murg im Wandel und Organisator der Zukunftsgespräche. "Karl, Dein Wunsch ist aufgegangen, es sind viele Generationen vertreten", sagte Sonja Sarmann von Murg im Wandel über das gut durchmischte und zahlreiche Publikum in der Murgtalhalle. "Seine Persönlichkeit hat die Gemeinde geprägt", würdigte Bürgermeister Adrian Schmidle den Verstorbenen und versicherte in Richtung Zukunft der Bürgerinitiative: "Gemeinde und Gemeinderat stehen voll hinter Ihnen."