Die Region spielt eine wichtige Rolle in der europäischen Energiewende. Das Umspannwerk Kühmoss zwischen Egg und Willaringen ist eine Drehscheibe des internationalen Stromnetzes zwischen Deutschland, Frankreich und der Schweiz. Aus diesem Grund wird die Einrichtung in großem Stil umgebaut und modernisiert. Netzbetreiber TransnetBW hat den entsprechenden Auftrag jetzt an GE Vernova vergeben, einen us-amerikanischen Energieanlagenbauer. GE Vernova und TransnetBW gaben dies jetzt bekannt.

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Allerdings ist die Modernisierung des Umspannwerkes nur Teil des gesamten Großprojektes, das einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag kostet, wie Claudia Halici, Unternehmenssprecherin bei TransnetBW gegenüber dem SÜDKURIER mitteilt. Zum Gesamtprojekt gehört unter anderem auch die Aufrüstung der Kabeltrassen von derzeit 220 Kilovolt (kV) auf künftig 380 kV – eine Maßnahme, die aktuell im Rickenbacher Ortsteil Egg für Diskussionen sorgt. Die Arbeiten am Umspannwerk sollen Mitte 2026 beginnen, so Claudia Halici.

Warum ist der Ausbau der Strominfrastruktur überhaupt notwendig?

Die britischen Unternehmensberatung Timera Energy prognostiziert bis 2035 einen Anstieg des Stromverbrauchs um 50 Prozent und bis 2050 sogar eine Verdopplung – dies vor allem durch Umstieg von fossiler Energie auf regenerative Energieformen. Das heißt zum einen, es muss viel mehr Strom transportiert werden.

Gemeinsam mit dem Kraftwerk Säckingen begannen die Bauarbeiten in Kühmoos 1966.
Gemeinsam mit dem Kraftwerk Säckingen begannen die Bauarbeiten in Kühmoos 1966. | Bild: Schluchseewerk AG

Kommt hinzu, dass die Erzeugung erneuerbarer Energie wesentlich unkonstanter ist und deshalb zusätzlich Netzschwankungen ausgeglichen werden müssen. Diese Faktoren machen leistungsfähigere Netze und Knotenpunkte notwendig.

Knotenpunkt Kühmoos spielt eine bedeutende Rolle

Kühmoos ist in diesem Verbund eines der wichtigsten Umspannwerke in Süddeutschland und spielt gerade für die grenzüberschreitenden Stromflüsse und die Netzstabilität eine entscheidende Rolle, teilen GE Vernova und TransnetBW mit. Nach Fertigstellung soll der modernisierte Standort die Frequenzregelung, die Spannungsstabilität und den Stromaustausch zwischen Deutschland, Frankreich und der Schweiz verbessern – ein wesentlicher Baustein bei der europaweiten Energiewende zur Integration und besseren Verteilung erneuerbaren Energien, betonen TransnetBW-Geschäftsführer Rainer Pflaum und Johan Bindele, Vorstand bei GE Vernova.

Im Jahr 1966/67 wurde der größte Teil der 220kv-Anlage gebaut.
Im Jahr 1966/67 wurde der größte Teil der 220kv-Anlage gebaut. | Bild: Schluchseewerk AG

Stärkung eines strategischen Netzknotens

Kommt noch ein weiter Punkt hinzu: Das in der Gemeinde Rickenbach gelegene Umspannwerk ist auch Anschlusspunkt für die beiden große Pumpspeicher- und Kavernenkraftwerke Säckingen/Egg und Wehr/Hornberg. Rainer Pflaum verweist in diesem Zusammenhang auf die sogenannte „Schwarzstart-Fähigkeit“ der Pumpspeicherwerke.

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Was bedeutet schwarzstartfähig? Bei einem großen, überregionalen Stromausfall wie kürzlich in Spanien, braucht es leistungsstarke Kraftwerke, die in der Lage sind, das kollabierte Stromnetz wieder anzuschieben und hochzufahren. Schwarzstartfähig heißt also nichts anderes, als ein Netz wieder anzufahren, wenn alle Lichter ausgegangen sind. Die Modernisierung von Kühmoos ist damit ein Teil der Bemühungen Deutschlands, die Netzinfrastruktur zu stärken, so Rainer Pflaum, und darüber hinaus vor allem auch die Netzstabilität im europäischen Verbund mit Frankreich und der Schweiz.

Umfang der Arbeit von GE Vernova

Der Geschäftsbereich Grid Solutions von GE Vernova wird laut Mitteilung die schlüsselfertige Lieferung eines neuen gasisolierten 380-kV-Umspannwerks (GIS) übernehmen, das die bestehende luftisolierte Schaltanlage ersetzt und die Kapazität auf einer deutlich kleineren Fläche verdoppelt, während der Betrieb während der gesamten Bauzeit aufrechterhalten wird. „Dies ist ein wegweisendes Projekt für die Region“, sagte Johan Bindele. „Die Modernisierung kritischer Netzknotenpunkte wie Kühmoos ist für die langfristige Zuverlässigkeit des europäischen Stromnetzes von entscheidender Bedeutung“, fügt er hinzu – und dies gerade vor dem Hintergrund des europaweiten Ausbaus erneuerbarer Energien und stärkerer grenzüberschreitender Vernetzung.