Vielleicht können sich einige noch an diesen Moment in der Grundschulzeit erinnern: Der letzte Erzählkreis bevor der große Gong in die Sommerferien entlässt. Das Thema: Urlaubsziele. Doch während einige Kinder der Amalfi-Küste entgegenfiebern, oder gar nicht mehr aufhören wollen, über die geplante Reise nach Kreta oder Korfu zu erzählen, bleiben andere Kinder auffällig still. Viele Eltern müssen in den Sommerferien arbeiten oder können sich einen Urlaub inklusive Hotel, Flug oder Wohnmobil schlicht nicht leisten. Damit sich jedes Kind auf einen erlebnisreichen Sommer freuen kann, organisiert die Kreisstadt Waldshut-Tiengen das Fez-Programm. Seit 44 Jahren gibt es hier Ferien zu Hause.

Dieses Jahr stehen neben zahlreichen Ganztagesangeboten für Kinder zwischen sieben und 13 Jahren auch wieder die Kinderspielstadt Fez City (bis zwölf Jahre) und die beliebte Zirkuswoche auf dem Programm. Wer lernen möchte, wie man drei Bälle gleichzeitig in der Luft hält oder wie man als Clown das Publikum zum Lachen bringt, ist hier genau richtig.

Eine Stadt nur für Kinder

In der Stadthalle in Tiengen bauen sich die Kleinsten dann in der zweiten Septemberwoche ihre eigene Stadt: Dort gehen sie ihrer Arbeit als Verkäufer, Barkeeper oder Künstler nach, besitzen ein Bankkonto, zahlen Steuern und wählen in der Bürgerversammlung ihren Bürgermeister oder ihre Bürgermeisterin. Bei einer Fantasie-Welt soll es aber nicht bleiben. Im Rahmen eines Stadtplanungsworkshops haben die Kinder die Möglichkeit ihre Meinungen, Bedürfnisse und Verbesserungsvorschläge für echte Städte zu formulieren.

Die Stimmen der Jüngsten sollen ernst genommen und in die entsprechenden Gremien getragen werden, erklärt Silke Padova, die Leiterin des Kinder- und Jugendreferats. Seit vergangenem Jahr gibt es außerdem einen Tag der offenen Tür, bei dem Eltern, Gemeinderatsmitglieder und alle Interessierten der Stadt der Kinder einen Besuch abstatten können.

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Beim Ganztagesprogramm gibt es zwei Wochen lang von 9 bis 16.30 Uhr jeden Tag ein neues Projekt zu entdecken. 21 Gastgeber und Vereine zeigen den Kleinen zum Beispiel wie man ein Modellflugzeug baut oder suchen mit ihnen zusammen die Bienenkönigin im Bienenstock. Bei einem Ausflug zum Tier- und Freizeitpark Tatzmania und einer Fahrradtour können die Kinder außerdem eine kleine Pause vom Alltag nehmen und die Umgebung erkunden.

Das Engagement der Vereine, Einzelpersonen und Einrichtungen, die ihre Sommerzeit den Kindern widmen, ist laut Silke Padova „das Herzstück des Ganzen“. „Davon lebt Fez einfach“, unterstreicht sie. Manchmal gefällt es den Kindern so gut, dass ein Verein sogar neue Mitglieder dazugewinnt. Aber auch die ehrenamtlichen Helfer sind essenziell, dieses Jahr sind es 36. Damit sich alle möglichst sicher in ihren Aufgaben fühlen, bekommenen sie einen Crashkurs in Erster Hilfe, juristischen Grundlagen rund um Aufsichtspflicht und Pädagogik.

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Die dadurch ermöglichte zuverlässige Betreuung der Kinder in einem festgelegten Zeitrahmen ist für viele Eltern eine Entlastung, meint Silke Padova: „Was vielleicht bei einem Kind mit einem mobilen Opa noch funktioniert, ist bei drei Kindern und berufstätigen Eltern schwierig. Deswegen haben wir uns allen Lebensrealitäten angepasst und haben jetzt ein Ganztagesangebot.“

Zusammenarbeit mit Lebenshilfe

Dass Fez ein inklusives Programm für alle ist, zeigt die enge Zusammenarbeit mit der Lebenshilfe: Auch Kindern mit Behinderung soll die Teilnahme am Ferienprogramm ermöglicht werden. Zudem seien die Preise so gestaltet, dass möglichst viele Familien das Angebot wahrnehmen können: Durch die Subventionierung der Stadt kostet ein Tag Freizeit-Spaß inklusive Verpflegung 15 Euro, für das zweite und dritte Kind gilt der ermäßigte Preis von 13 Euro.

Das Konzept kommt gut an: Pünktlich um 00:00 Uhr sei das Programm dieses Jahr online gegangen, „und um 00:01 Uhr kamen die ersten Anmeldungen rein“, erzählt Martina Gallinger, die für die Verwaltung zuständig ist. Direkt am ersten Tag nach Anmeldungsbeginn war die Zirkuswoche ausgebucht, Fez City am zweiten.

Wo sind noch Plätze frei?

Vereinzelte Plätze gibt es noch beim Ausflug zum Hochseilgarten in die Teamwelt Höchenschwand (sieben Plätze), beim Karate-Schnuppertraining (sechs Plätze), beim Bouldern (sechs Plätze), bei der Aktion Musikdetektiv (drei Plätze) und bei Survival auf Pfadi Art (fünf Plätze). Wer noch einen Platz ergattern möchte, kann sich noch schnell unter www.unser-ferienprogramm.de anmelden.