Horatio Gollin

2018 kann die Stadt wieder 50 Geflüchtete mit Wohnraum zur Anschlussunterbringung versorgen, obgleich Rheinfelden von der Zuweisung befreit ist. In der Werderstraße wohnen geflüchtete Familien gemäß dem Projekt Integratives Wohnen auf drei Etagen.

Büro für die Stabsstelle Integration und Flüchtlinge

Im Neubau in der Werderstraße stehen auf drei Etagen geflüchteten Familien Wohnungen für die Anschlussunterbringung zur Verfügung, während im obersten Stockwerk Einwohner, die von Wohnungslosigkeit bedroht sind, untergebracht werden. Neben den insgesamt zwölf Eineinhalb-Zimmer-Wohnungen und zehn Drei-Zimmer-Wohnungen sind gemäß dem Projekt „Integratives Wohnen auf drei Etagen“ je ein Büro der Stabsstelle Integration und Flüchtlinge untergebracht. Allerdings wohnen nur 13 Familien mit 41 Angehörigen von den 240 in Rheinfelden in Anschlussunterbringung betreuten Geflüchteten in 16 der 22 Wohnungen in der Werderstraße.

Rheinfelden hat sein Soll längst erfüllt

Stabsstellenleiter Armin Zimmermann meint, dass 20 Prozent der Geflüchteten die Unterstützung der Stadt bei der Suche einer Wohnung brauchen, während der Großteil privat die Anschlussunterbringung organisieren kann. 2016 brachte die Stadt etwa 100 Geflüchtete unter, während seit 2017 auf die Zuweisungsquote die Hälfte der Plätze der Gemeinschaftsunterkünfte angerechnet wird und die Stadt keine Geflüchteten in Anschlussunterbringung unterbringen müsste. Zimmermann geht davon aus, dass 2018 wieder 50 Geflüchtete untergebracht werden. „Die Leute sind hier vernetzt. Sie sind hier im Verein oder in Ausbildung oder haben Arbeit. Die haben ein großes Interesse, hier zu bleiben“, erklärt Zimmermann.

Mehr als die Hälfte der Menschen aus Syrien

Mehr als die Hälfte der 240 Geflüchteten in Anschlussunterbringung in Rheinfelden stammt aus Syrien, immerhin 30 kommen aus dem Irak, je 21 aus Afghanistan und Iran sowie 15 aus Albanien oder dem Kosovo. Wenige stammen aus der Türkei, Eritrea, Somalia, Pakistan, Sri Lanka, Gambia, Palästina oder Georgien. Zimmermann weist darauf hin, dass bei der Zusammensetzung der Bewohnerschaft der Werderstraße auf eine gewisse Homogenität geachtet wurde, und dort Afghanen, Iraker und Syrer lebten.

Auch die von Wohnungslosigkeit Bedrohten müssen Platz finden

Die Gemeindeordnung verpflichtet die Kommune auch zur Unterbringung von Personen, denen Wohnungslosigkeit droht. Gerade im preiswerten Segment sind im ganzen Landkreis Wohnungen rar, weiß Bürgermeisterin Diana Stöcker. Auch hier bedeutet die Werderstraße eine gewisse Entlastung, nachdem vier Wohnungen im alten Rathaus in Nollingen entfallen waren. „Aber wir haben keine Wohnungen über“, meint Stöcker. Daher werden seit drei Jahren Wohnungslose in Wohngemeinschaften zusammengelegt, um den vorhandenen Wohnraum besser zu nutzen.

Gemeinsam gestalten sie das Außengelände

Um die Wohnungslosen kümmert sich der Fachverband für Wohnungslosenhilfe AGJ Freiburg. Für die Geflüchteten bieten die städtischen Integrationsmanager Termine und regelmäßige Bürozeiten direkt in der Werderstraße an, zu denen auch andere Geflüchtete kommen können. Mit den Geflüchteten werden individuelle Integrationsvereinbarungen getroffen und nach einer bestimmten Zeit die Zielerreichung besprochen. Neben der Beratung organisieren die Integrationsmanager auch Begegnungsanlässe oder kümmern sich zusammen mit den Bewohnern um die Gestaltung des Außengeländes.

Erste Anmeldungen für das Projekt Ressourcenschutz

Die meiste Zeit nimmt aber die Beratungstätigkeit in Anspruch. Die Geflüchteten kommen mit Fragen zum Lebensunterhalt, zur Wohnungssuche, Arbeitssuche oder Ausbildung, führt Zimmermann aus. Die Integrationsmanager vermitteln an die entsprechenden Stellen weiter oder helfen beim Lesen von Formularen und Verträgen oder bei Alltagsfragen. Für das von der Stadt initiierte kreisweite Projekt Ressourcenschutz haben sich schon die ersten Flüchtlinge für die 30 Plätze in Rheinfelden angemeldet. Ein Projektziel ist es auch die Wohnungen in der Werderstraße in einem guten Zustand zu erhalten, weshalb Geflüchteten etwa die Vermeidung von Schimmel und richtiges Heizen und Lüften beigebracht wird.

Positive Atmosphäre in der Werderstraße

Zimmermann nimmt insgesamt eine positive Atmosphäre in der Werderstraße wahr: Kinder spielen im Hof, viele Bewohner zeigen sich gesellig und lassen ihre Türen offen, laden die Integrationsmanagern auf einen Kaffee ein oder wollen nur ein paar Worte auf dem Gang wechseln. Angesichts blühender Geranien vor einigen Fenstern, meint Stöcker, dass das mit der Integration schon gut klappe: „Das ist für mich ein typisches Sinnbild für deutsche Wohnkultur.“