Die Kritik einiger Rheinfelder Eltern an der von der Stadtverwaltung geplanten Erhöhung der Kita-Gebühren formiert sich. Anfang dieser Woche haben Elternvertretende von 14 Kindergärten eine „IG Familien in Rheinfelden“ gegründet. Diese soll die Interessen der Familien in Bezug auf die Kinderbetreuung vertreten und die Gründung eines Gesamtelternbeirats vorbereiten. Bürgermeisterin Diana Stöcker findet das nachvollziehbar.
Stadt plant Erhöhung
Die Stadt Rheinfelden möchte die Kita-Gebühren erhöhen, um in den nächsten drei Jahren 20 Prozent der Betriebskosten für die Kindertageseinrichtungen über die Elternbeiträge decken zu können. Dagegen formiert sich unter den Eltern Widerstand. Elternbeiräte von 14 der 20 Rheinfelder Kitas haben nun am Montag eine Interessensgemeinschaft mit dem Namen „IG Familien in Rheinfelden“ gegründet, das teilt Stephanie Müller im Namen der IG mit.
Eine Stimme für Familien
Die IG will alle interessierten Familien vertreten – in Bezug auf die Erhöhung der Kita-Gebühren, die Reduzierung der Betreuungszeiten im Ganztagsbetrieb (geplant sind 45 statt 50 Stunden), die Einführung eines Punktesystems zur Vergabe der Kita-Plätze und den Fachkräftemangel. Außerdem soll die IG die Gründung eines Gesamtelternbeirats vorbereiten.
„Wir wollen mit einer Stimme sprechen und als Gruppe wahrgenommen werden“, erklärt Müller, Mitglied im Elternbeirat des städtischen Osypka Kinderhauses. „Wir haben alle Elternbeiräte kontaktiert und uns am Montag getroffen, weil da die meisten Zeit hatten.“ Es sei bei dem Treffen auch um ein Kennenlernen gegangen: „Wir mussten uns schnell finden und das zu einem sehr emotionalen Thema.“
Gründung unter Zeitdruck
Genau dieser Zeitdruck – der Gemeinderat will im Juli ein Modell für die Gebührenerhöhung beschließen – habe die Gruppe veranlasst, eine IG zu gründen, so Müller. Denn die Gemeinderatsfraktionen können noch im Mai alternative Gebühren-Modelle vorschlagen, die die Verwaltung dann prüfen soll, da wollen sich die Eltern einbringen.
Schon im Sozialausschuss vergangene Woche war deutlich geworden, dass sich die Eltern vernetzen. Simone Fuchs, Leiterin der Abteilung Frühkindliche Bildung und Betreuung, hatte darum gebeten, abzuwarten, bis ein Gesamtelternbeirat gegründet werden kann – und zwar mit Unterstützung der Stadt. Hierfür sollten die Elternbeiräte aller Kitas angefragt werden, außerdem wollte die Verwaltung einen Raum für die Gründungsveranstaltung zur Verfügung stellen.
Dass die Eltern nun mit einer IG der Gründung des Beirats vorauseilen, findet Bürgermeisterin Diana Stöcker „nachvollziehbar und begrüßenswert“ – bis der Gesamtelternbeirat gegründet ist. „Die Eltern Rheinfeldens möchten ihre Interessen und Vorschläge zu aktuellen Themen des frühkindlichen Bereiches kund tun und gehört werden“, so Stöcker.
Der Stadt sei es aber wichtig, dass „ein anerkanntes Gremium“ gegründet wird, in dem alle Kindertageseinrichtungen vertreten sind und das auch auf der Ebene des Landeselternbeirats agieren können soll. Der Vorstand dieses Gesamtelternbeirats soll jährlich gewählt werden. Dies soll von der Stadt moderiert werden, wobei der Beirat auch eigenständig Sitzungen einberufen können soll. Maßgeblich seien hier die Richtlinien des Sozialministeriums nach dem Kindergartengesetz.
Deshalb begrüße die Verwaltung die Gründung der IG, nehme ihre Anregungen „dankend an“. Dann aber freue man sich, so Stöcker, wenn nach der Gründung des Gesamtelternbeirats „die Synergien in einem gemeinsamen, anerkannten Gremium genutzt werden“. Die konstituierende Sitzung für die Gründung dieses Beirats sei auf den 21. Juni terminiert.
Doch genau deshalb habe man nicht auf den Gesamtelternbeirat warten können, sagt Müller. Die IG Familien soll keineswegs in Konkurrenz zum Gesamtelternbeirat stehen, dessen Gründung man unterstütze, betont Müller. Wichtig sei aber jetzt, dass die Eltern in den Dialog mit einbezogen werden, und das gehe eben am besten über einen Kanal wie die IG. „Wir wollen, dass alle Beteiligten sich an einen Tisch setzen und dass auf Augenhöhe kommuniziert wird.“ Denn viele Eltern wollen sich einbringen, sagt Müller.
Offene Frage
„Mehr als die Hälfte“ habe Verständnis dafür, dass die Kita-Gebühren erhöht werden sollen. „Es ist die Menge. Die ist für viele Familien nicht machbar.“ Den Vorteil an einer Interessengemeinschaft sieht Müller darin, dass sich dort auch Menschen einbringen können, die nicht in einem Elternbeirat aktiv sind und vielleicht noch gar keine Kinder in einer Kita haben. Ob die IG nach der Gründung eines Gesamtelternbeirats weiterbestehen soll, da sei man offen. „Im Moment ist das ein temporäres Hilfsmittel, um als Gruppe wahrgenommen zu werden.“ Grundsätzlich sieht Müller aber auch das Problem, dass „Familien in Deutschland keine gute Lobby“ haben. Sie könne sich daher gut vorstellen, dass die IG auch generell für die Themen Familie, Erziehung und Bildung eintritt. „Das Interesse der Eltern ist da. Und das Thema ist auch für die Unternehmen wichtig.“ Die Frage, ob man Kinder bekommt, solle nicht am Geld oder am Job hängen.