Julia Jacob

Das Geschäftsjahr 2020 ist für die Rheinfelder Wohnbaugesellschaft außerordentlich erfolgreich verlaufen – trotz der Corona-Pandemie. Neben einer Rekordbilanzsumme von 87,2 Millionen Euro und einem Jahresüberschuss von 2,8 Millionen Euro konnte auch das Eigenkapital weiter aufgebaut werden. Im gleichen Zeitraum ist die Durchschnittsmiete nur geringfügig gestiegen.

Mieten weit unterhalb des üblichen Niveaus

Im vergangenen Jahr habe die Wohnbau ein „ambitioniertes Programm mit sozialer Handschrift gestemmt“, lobte Oberbürgermeister Klaus Eberhardt, der im Aufsichtsrat den Vorsitz führt, bei der Bilanzpressekonferenz am Dienstagmorgen im Sitzungssaal des Rheinfelder Rathauses. Mit dem Neubau von 150 Wohnungen bis 2022, von denen 59 öffentlich gefördert werden, sollen vor allem Einkommensschwache mit Mieten deutlich unterhalb der ortsüblichen Vergleichsmiete versorgt werden. Aktuell liegt der durchschnittliche Quadratmeterpreis bei der Wohnbau, die 1900 eigene Wohnungen im Bestand hat, bei 6,68 Euro (2019: 6,51 Euro). Ortsüblich sind zehn Euro und mehr. Zu der moderaten Mietpreiserhöhung habe man sich auch aus Rücksicht auf die finanzielle Situation vieler Mieter während der Corona-Pandemie entschlossen, sagte Geschäftsführer Markus Schwamm.

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Kurz vor der Fertigstellung ist das erste von zwei Wohngebäuden in der Römerstraße. In dem Quartier, das nachverdichtet wird, entstehen 94 neue Wohneinheiten, von denen 47 gefördert werden. Weitere zwölf geförderte Wohneinheiten für Familien entstehen in der Ernst-Reuther-Straße. Hinzu kommen 40 Mietwohnungen im Herbert-King-Park, allerdings im „oberen Preissegment der Wohnbau“, wie Schwamm betont.

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Mit dieser Bautätigkeit trage man zu einer gewissen Entspannung auf dem Wohnungsmarkt bei, sagte Eberhardt. Wie angespannt die Lage auf dem Wohnungsmarkt ist, zeigt folgende Zahl: Aktuell befinden sich alleine auf der Warteliste der städtischen Wohnbaugesellschaft 800 Interessenten. Erschwerend hinzu kommt, dass Wohnungen nur selten wieder frei werden. Die Fluktuationsquote im Bestand der Wohnbau liegt bei 5,2 Prozent. Der Leerstand beträgt unter einem Prozent.

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Die Einnahmen aus dem überaus erfolgreich verlaufenen Geschäftsjahr 2020 will die Wohnbau daher weiter investieren: In weitere Neubauprojekte – aber auch in den Erhalt des Bestandes. Bereits 2020 wurde für 4,2 Millionen Euro saniert. 40 Millionen fließen in die laufenden Neubauprojekte. Um das benötigte Kapital dafür freizumachen, ist die Wohnbau dazu übergegangen, einige Wohneinheiten zu veräußern. Die Verkaufstätigkeit soll auch in Zukunft ein wichtiger Baustein der Ergebniserzielung sein, so Schwamm, auch vor dem Hintergrund der meist nicht kostendeckenden Miethausbewirtschaftung.

Mehr Eigenkapital

Insgesamt hat die Wohnbau ihre Eigenkapitalquote von 36 Prozent im Vorjahr auf 36,4 Prozent gesteigert. Das solide Finanzpolster ist für die Wohnbau auch deshalb wichtig, weil sie beim Bau von gefördertem Wohnraum 20 Prozent der Investitionskosten aus Eigenmitteln bestreiten muss. Dass die Wohnbau dieses Jahr die Marke von 2000 Gebäuden knackt, stellt die GmbH auch personell vor Herausforderungen. Neue Projekte wurden bisher mit einer nahezu unveränderten Personaldecke gestemmt. Das drückt zwar die Kosten, doch die Deckelung ist nicht ganz freiwillig. „Uns fehlen Fachkräfte“, erklärte Schwamm. Zwar bilde die Wohnbau auch aus, Verstärkung werde aber sofort benötigt.

Neue Zielgruppe

Neben der Schaffung von Wohnraum für Ältere, etwa in der Wohnanlage am Herbert-King-Park, die mit einem Gemeinschaftsraum ausgestattet ist und auch eine Anbindung an das Bürgerheim ermöglicht, rückt nun eine weitere Gruppe in den Fokus: Die Auszubildenden. Für sie sollen voraussichtlich ab 2022, ebenfalls im Quartier Römerstraße, 80 bis 90 Mikro-Appartements im Preissegment bis 450 Euro entstehen. Das Angebot könne auch als Starthilfe etwa für Alleinerziehende dienen, sagte Markus Schwamm. Grundsätzlich versuche man ausgehend von der Frage zu planen: Was können sich die Menschen leisten?