Wenn eine Stadt 4,5 Millionen Euro für eine Immobilie ausgibt, dann erhofft sie sich davon offensichtlich etwas – zum Beispiel das Ende eines langjährigen Leerstands wie beim Rößle-Areal in Schwenningen. Den Kaufpreis nannte Villingen-Schwenningens Oberbürgermeister Jürgen Roth kürzlich im Gemeinderat, verbunden mit der Summe von 2,85 Millionen Euro, die als mögliche Landesförderung wieder in die Stadtkasse hineinkommen könnten. Doch was soll auf dem Rößle konkret geschehen?

Hört man sich unter den Vorsitzenden der Gemeinderatsfraktionen der Doppelstadt um, gibt es viele Ideen – und mitunter auch markante Unterschiede.

CDU hält Kaufpreis für nachvollziehbar

So schreibt CDU-Fraktionschef Dirk Sautter auf Anfrage, gesetzt sei, einen Teil der städtischen Verwaltung aus gemieteten Räumen herauszuholen und auf dem Rößle-Gelände unterzubringen. Bei den vielen Ideen, die es für das Gelände gibt, sei es nun umso wichtiger „gemeinsam die finale Planung“ zu gestalten.

„Die Fläche ist groß, schön wäre ein Jung-und-alt-Projekt wie Seniorenwohnungen und Kitas unter einem Dach.“ Dirk Sautter, CDU-Fraktionschef
„Die Fläche ist groß, schön wäre ein Jung-und-alt-Projekt wie Seniorenwohnungen und Kitas unter einem Dach.“ Dirk Sautter, CDU-Fraktionschef | Bild: CDU

Bibliothek und Volkshochschule seien Ideen für das Rößle-Areal, aber Sautter bringt auch ins Spiel, dass das Gelände eine Alternative für das Zehn-plus-eins-Projekt sein könnte, bei dem eine Ausstellungshalle für die städtischen Museen entstehen soll. Schön wäre ein Jung-und-alt-Projekt wie Seniorenwohnen und Kita unter einem Dach, so Sautter, und ein grüner Innenhof oder Dachgarten.

Die Planung sollte möglichst schnell starten. Den Kaufpreis bezeichnet Sautter als „nachvollziehbar und realistisch“.

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Freie Wähler warnen vor Abriss

Andreas Flöß warnt als Vorsitzender der zweitgrößten Ratsfraktion, der Freien Wähler, davor, das gesamte Bestandsgebäude abzureißen. Schächte und Treppenhäuser könnten aus seiner Sicht womöglich erhalten bleiben – auch um nicht ein Übermaß an grauer Energie freizusetzen.

„Der Kaufpreis ist okay.“ Andreas Flöß, Fraktionsvorsitzender Freie Wähler
„Der Kaufpreis ist okay.“ Andreas Flöß, Fraktionsvorsitzender Freie Wähler | Bild: Freie Wähler VS

„Der Kaufpreis ist okay“, sagt Flöß. Nun müsse es darum gehen, möglichst günstig bauen zu können, um ein Gesamtpaket für die künftige Nutzung zu schnüren.

Die Pläne, dort Teile der Verwaltung, Parkraum und die Stadtbibliothek anzusiedeln, hält er für richtig. Zu prüfen sei, ob auch Volkshochschule und Städtische Galerie untergebracht werden könnten. Flöß spricht sich deutlich dafür aus, „diese unsägliche Brücke“ zugunsten eines luftigen Stegs abzureißen. Inklusive Planung und Bau dürfte es nach seiner Einschätzung 2028 oder 2029 werden, bis der jahrzehntelange Leerstand wieder mit Leben gefüllt wird.

AfD ist gegen doppelte Vorhaltung

Für die AfD-Fraktion begrüßt auch deren Sprecher Olaf Barth die Entwicklung: „Wir setzen uns für einen Teilabriss ein, um Platz für ein modernes Verwaltungsgebäude zu schaffen.“ Er bringt auch Wohnbebauung, möglicherweise mit Gastronomie, Einzelhandel, studentischem und seniorengerechtem Wohnen, ins Spiel.

„Wir setzen uns für einen Teilabriss ein, um Platz für ein modernes Verwaltungsgebäude zu schaffen.“ Olaf Barth, Vorsitzender der ...
„Wir setzen uns für einen Teilabriss ein, um Platz für ein modernes Verwaltungsgebäude zu schaffen.“ Olaf Barth, Vorsitzender der AfD-Fraktion | Bild: AFD

Platz wäre auch für Bibliothek und VHS, eine doppelte Vorhaltung von beidem in den beiden großen Stadtbezirken lehne die AfD aber ab. Ein Architektenwettbewerb sollte noch 2025 ausgeschrieben werden. Den Kaufpreis habe die AfD-Fraktion erwartet, weiteres Abwarten hätte laut Barth Stillstand bedeutet.

Grüne sind für Gesamtkonzept

Ulrike Salat gibt für die Grünen-Fraktion zu: „Wir haben keine einheitliche Position zum Endausbau.“ Das Gelände müsse aber im Gesamtkonzept aller städtischen Gebäude in Schwenningen gesehen werden. Salat weist in diesem Zusammenhang auf Pläne zum Museumsquartier hin, auf Bibliothek und Volkshochschule, auf den Muslenplatz, der dringend saniert gehöre.

„Wir brauchen ein Gesamtkonzept für die städtischen Gebäude in Schwenningen, dann können wir sehen, was am Rößle gebraucht wird.“ Ulrike ...
„Wir brauchen ein Gesamtkonzept für die städtischen Gebäude in Schwenningen, dann können wir sehen, was am Rößle gebraucht wird.“ Ulrike Salat, Fraktionsvorsitzende der Grünen | Bild: www.jenshagen.info

Wenn es ein Gesamtkonzept für die städtischen Gebäude gibt, könne man sich klarmachen, was die Stadt auf dem Rößle-Areal braucht, so Salat. Kita, Wohnbau, Altenheim – all das sei auf dem Gelände möglich. Dabei wolle man rasch und ergebnisoffen vorgehen. Zum Kaufpreis kommentiert sie: „Das war das Beste, was der OB herausholen konnte.“

SPD stimmt mit der Faust in der Tasche zu

Bei Raum für die Stadtverwaltung und der Bibliothek geht auch SPD-Fraktionschef Nicola Schurr mit. Als Wünsche seiner Fraktion nennt er aber auch Räume für die mobile Jugendarbeit und einen Begegnungsraum für Vereine, Initiativen und Kulturschaffende. Auch bei der SPD stehen Wohnraum unter Beteiligung der Baugenossenschaften und eine Kita auf der Wunschliste.

„Die Schwenninger Innenstadt braucht jetzt ein schlüssiges Konzept mit sozialem Fokus und Zukunftsperspektive.“ Nicola Schurr, ...
„Die Schwenninger Innenstadt braucht jetzt ein schlüssiges Konzept mit sozialem Fokus und Zukunftsperspektive.“ Nicola Schurr, SPD-Fraktionsvorsitzender | Bild: SPD

Und seine Fraktion lege Wert auf einen kühlenden und grünen Begegnungsort im Freien auf dem Gelände. Statt Stückwerk wünsche sich die SPD „ein schlüssiges Konzept mit sozialem Fokus und Zukunftsperspektive“. Dem Kaufpreis habe man allerdings nur „mit geballter Faust in der Tasche“ zugestimmt – weil er ein Gamechanger für Schwenningen sei.

FDP findet den Preis zu hoch

Auch die FDP-Fraktion sieht laut Fraktionschef Frank Bonath die Notwendigkeit, das Gelände zu entwickeln. „Aber den Preis fanden wir zu hoch“, sagt er unumwunden, seine Fraktion habe gegen den Kauf gestimmt. Schließlich handele es sich um die Fehlinvestition eines privaten Investors.

„Wir müssen uns im Vorfeld überlegen, was wir uns leisten können, und dann schauen, was man macht.“ Frank Bonath, Vorsitzender der ...
„Wir müssen uns im Vorfeld überlegen, was wir uns leisten können, und dann schauen, was man macht.“ Frank Bonath, Vorsitzender der FDP-Fraktion | Bild: www.jenshagen.info

Seine Befürchtung: Die Stadt übernimmt sich, sagt er auch angesichts des Stopps des Projekts Villinger Straße. Jetzt müsse man eine kostengünstige Möglichkeit für die Entwicklung finden, mit der Leitfrage: Was nutzt der Stadt? Unbedingt sollte man private Investoren integrieren. Neben den städtischen Mitarbeitern könne er sich auch Wohnbau vorstellen – oder ein Technologiezentrum mit Arbeitsplätzen, die die Anwohner ringsum nicht stören. Die beherrschende Frage für Bonath: „Wie kann man das im Haushalt abbilden?“