Sie sind in vielen Gärten und entlang der Straßen zu finden und mit ihrer leuchtenden Blütenpracht häufig auch hübsch anzuschauen. Doch bei Jakobs-Kreuzkraut, Riesenbärenklau und etlichen anderen Pflanzen, die sich in den vergangenen Jahren massiv im Landkreis ausbreiten, sollten Naturfreunde aufpassen. Welche Gefahren von den Pflanzen für Gesundheit und Umwelt ausgehen, was man bei deren Auftauchen beachten sollte und warum bestimmte Pflanzenarten sich gerade jetzt besonders stark ausbreiten? Natur- und Kräuterpädagogin und Vorsitzende des Obst- und Gartenbauverbands Hochrhein, Michaela Berthold-Sieber, gibt einen Überblick.
1. Jakobs-Kreuzkraut: Giftstoffe schädigen die Leber
Optisch ist die Pflanze so ansprechend, dass sie gelegentlich sogar für Blumenschmuck verwendet werde, weiß die Expertin. Dabei sei das Jakobs-Kreuzkraut eine der gefährlichsten Pflanzen, die es in unserer Region gibt. Alle Pflanzenteile enthalten Pyrrolizidinalkaloide (PA), die über Hautkontakt in den menschlichen Organismus gelangen und sich in der Leber ablagern. Das führe zu Langzeitschäden, denn der Giftstoff könne nicht abgebaut werden. Zur Übertragung des Gifts genügt einfacher Hautkontakt.
„Früher war sie sogar Bestandteil von Pflanzenmischungen.“ Das habe zur Verbreitung beigetragen. Heute würden die Pflanzen derweil vor allem über die Mähwerke der Straßenmeistereien verbreitet und seien inzwischen in allen Teilen des Landkreises teils großflächig auf Weiden vorzufinden. „Der Klimawandel begünstigt die Ausbreitung“, so die Berthold-Sieber.
In Baden-Württemberg wird die Ausbreitung der Pflanze als derart gravierendes Problem eingestuft, dass sich vergangenes Jahr sogar der Landtag damit befasste. Groß ist die Sorge, dass die Giftstoffe in den Lebensmittelkreislauf gelangen könnten. Das Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz betont, dass Maßnahmen ergriffen worden seien, um Landwirte zu informieren und zu sensibilisieren.
Berthold-Sieber rät: „Die Bekämpfung sollte immer mit Handschuhen erfolgen.“ Die Pflanze sollte mitsamt der Wurzel ausgestochen und im Restmüll entsorgt werden, um Nachreife der Samen zu verhindern.
2. Riesenbärenklau: Achtung, Verbrennungsgefahr!

Die gravierendsten unmittelbaren Folgen hat derweil eine Begegnung mit dem Riesenbärenklau: „Bei Berührung verursacht die Pflanze schwere Verbrennungen auf der Haut“, schildert Berthold-Sieber. Auch eine gefährliche Reizung der Atemwege ist möglich. Verantwortlich dafür sind sogenannte phototoxische Substanzen, die ihre volle Wirkung in Kombination mit Sonnenlicht entfalten.
Gerade wegen dieser direkten Gefahr für Mensch und Tier ist der Riesenbärenklau in Baden-Württemberg meldepflichtig. Das ist über eine spezielle Meldeplattform der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg möglich. Die Behörde rät bei der Bekämpfung zur Verwendung von Schutzausrüstung, sodass ein Hautkontakt vermieden wird.

Pflanzen sollten samt der Wurzelrübe ausgegraben werden. Wichtig ist auch die Entfernung der Blütenstände, bevor diese Samen bilden. Die Entsorgung sollte nicht im Kompost erfolgen, sondern über die Biotonne oder den Hausmüll. Die Pflanze kann bis zu vier Meter hoch werden und hat ihre Hauptblütenzeit von Juli bis September.
3. Kanadische Goldrute: Neophyt wuchert wie wild

Die Goldrute ist zwar nicht giftig. Im Gegenteil werde die Pflanze sogar in der Kräuterheilkunde eingesetzt, schildert Berthold-Sieber. Goldrutentee werde für die Behandlung von Harnwegsinfekten, aber auch für Entzündungen im Mundbereich verabreicht.
Allerdings: „Diese Art ist extrem invasiv“, erklärt Berthold-Sieber. Vor allem komme sie sehr gut mit Trockenheit klar, die seit Jahren die Sommerzeit dominiere. Inzwischen ist aber die aktive Anpflanzung im Garten verboten. „Sie wächst kräftig und bis zu zwei Meter hoch, verbreitet sich unterirdisch über Wurzelausläufer sowie durch tausende Samen pro Pflanze“, schildert der Naturschutzbund Nabu in einer Einschätzung. Dadurch überwuchere und verdränge sie einheimische Pflanzenarten.
Bei der Bekämpfung raten Experten vor allem zur regelmäßigen Mahd betroffener Grundstücke. Auf diese Weise könne die Pflanze geschwächt werden. Werden Pflanzen ausgerissen, sollten sie im Restmüll entsorgt werden, um eine Nachreife zu vermeiden.
4. Die Feinstrahl-Aster: Wenig beachtet, aber gefährlich für die Artenvielfalt

Im Gegensatz zu vielen anderen invasiven Pflanzen fliegt die Feinstrahl-Aster gewissermaßen unter dem Radar vieler Pflanzenexperten. „In der Schweiz ist die Feinstrahl-Aster melde- und sogar bekämpfungspflichtig. Bei uns interessiert sich keiner dafür“, sagt Berthold-Sieber. Das habe die großflächige Ausbreitung der harmlos aussehenden Pflanze, die Ähnlichkeit mit der Kamille hat, begünstigt.
Inzwischen wird aber vor der Feinstrahl-Aster gewarnt. Sie wird als Gefahr für die pflanzliche Artenvielfalt eingestuft. Denn zunehmend verdrängt die Art einheimische Gewächse – und siedelt sich gerade dort an, wo Trockenheit die Grasnarbe ausdünnt, so Berthold-Sieber. Zur Bekämpfung in der Fläche raten Experten zu regelmäßiger Mahd, um das Samenwachstum zu stören.
5. Indisches Springkraut: Verlierer des Klimawandels, aber weiter ein Problem

Noch vor wenigen Jahren wurde dem Indischen Springkraut im Rahmen großer Aktionen der Kampf angesagt. Die Pflanze hatte sich insbesondere in den feuchten Randgebieten von Bächen und Seen zeitweise explosionsartig verbreitet. Gefährlich ist die Pflanze vor allem für die einheimische Flora, die zurückgedrängt werde. Darüber hinaus sorgen die Bestände in Böschungsbereichen für Instabilität und Erosion.
„Das Springkraut gehört zu den Verlierern des Klimawandels, denn die Trockenheit hemmt die Ausbreitung massiv“, sagt Berthold-Sieber. Das Kraut sei zwar so weit verbreitet, dass eine vollständige Ausrottung unwahrscheinlich sei. Es lasse sich aber besser eindämmen, etwa durch regelmäßige Mahd. Denn im Gegensatz zu vielen anderen invasiven Arten pflanzt sich das Springkraut ausschließlich über die Samen fort.