Der Tank des Autos ist leer – auf zur nächsten Tankstelle. Doch wer im Fricktal Benzin oder Diesel braucht, muss verhältnismäßig tiefer in die Tasche greifen als etwa in anderen Teilen des Kantons oder im benachbarten Baselbiet.
Kürzlich klagte ein Mann aus Frick in der Schweiz genau das mit einem Leserbrief. Ihm sei aufgefallen, dass das Benzin im Fricktal im Durchschnitt 10 bis 20 Rappen teurer sei als im restlichen Aargau. Doch nicht nur. Er findet sogar, dass es im Fricktal teurer sei als in den meisten Teilen der Schweiz.
Eine virtuelle Fahrt durch den Benzinpreisradar vom TCS durch den Kanton bestätigt dies – aber nicht vollumfänglich. Vor einigen Tagen kostete das Benzin in Rheinfelden, Möhlin sowie Eiken über 1,70 Franken. Doch es bleiben die einzigen Höchstwerte im Fricktal. Sonst kostete das Benzin rund 1,65 Franken pro Liter. Wer tankt und dabei sparen will, muss nach Laufenburg. Denn dort kostete der Liter lediglich 1,58 Franken.
Doch es geht noch billiger, wie das Freiamt zeigt. In Hendschiken gibt es den billigsten Volltank für 1,53 Franken pro Liter. Zur gleichen Zeit zahlt man in Wohlen nur einen Rappen mehr und in Teufenthal muss man 1,55 Franken bezahlen. In Andermatt UR kostet ein Liter rekordverdächtige 1,94 Franken. Im Tessin, aber auch in Graubünden und Obwalden sind die Preise durchschnittlich knapp über 1,70 Franken und damit ähnlich wie im Fricktal.
Gibt es Absprachen unter den Tankstellen?
Dass die Benzinpreise im Fricktal höher sind als in anderen Teilen des Kantons, kann der TCS weder bestätigen noch begründen. Auch die große Auswertung von SRF, welche die Benzinpreise 2024 unter die Lupe genommen hat, gibt keine plausiblen Antworten. Der kantonale Durchschnitt war im letzten Jahr 1,78 Franken pro Liter. Dennoch gab es Tankstellen im Fricktal, die darunter lagen.
So befanden sich im letzten Jahr die billigsten Fricktaler Tankstellen in Sulz, Schwaderloch sowie Laufenburg. Teuer war es in Rheinfelden, Eiken oder auch in Kaisten. Den hohen Preisen entgegenzuwirken, hilft etwa, eine Billig-Tankstelle in die Nähe zu setzen. Damit werden auch die Preise der anderen Tankstellen gedrückt. Dieses Beispiel zeigt sich etwa in Dintikon, wo kürzlich eine Billig-Tankstelle eröffnet wurde. Dort zahlt man aktuell 1,53 Franken pro Liter.
Der Leserbriefschreiber findet, dass es bei den regionalen Anbietern Absprachen, sprich Kartelle, gebe und spricht vom „modernen Raubrittertum“ auf Kosten der Fricktaler. Ein Blick über den Rhein nach Deutschland zeigt ähnliche Preise mit der Umrechnung. „Einzig zum Tanken lohnt sich der Grenzübertritt also momentan nicht“, sagt TCS-Mediensprecher Marco Wölfli.
Für fünf Kilometer Fahrt hin und das Gleiche wieder zurück sollte der Benzinpreis fünf Rappen günstiger sein, und man sollte 50 Liter tanken, sagt Wölfli. „Höchstens dann lohnt sich der Umweg.“ Anstatt Umwege zu machen, empfiehlt der TCS, die Gelegenheit zu nutzen, wenn man ohnehin im Gebiet mit günstigen Preisen zu tun hat.
Benzin und Diesel wird über den Rhein gebracht
Gemäß dem TCS kommen 30 Prozent aller Erdölprodukte wie Benzin, Diesel, Heizöl 2023 via Rhein in die Schweiz. „Somit ist die Rheinschifffahrt sehr wichtig für die Treibstoffversorgung der Schweiz“, sagt Wölfli.
Für den Leserbriefschreiber wäre angesichts der Nähe des Rheins logisch, dass das Benzin im Fricktal auch günstiger ist. Doch dem ist nicht so. Der Benzinpreis hängt von verschiedenen Faktoren ab. „Der Ölpreis hat einen Einfluss, aber auch die Produktpreise an der Börse, der Wechselkurs Franken zu Dollar und die Transportkosten auf dem Rhein“, schreibt der TCS. Nicht vergessen darf man, dass rund die Hälfte des Benzinpreises auf staatliche Abgaben entfällt.
Die Autorin ist Redakteurin bei der „Aargauer Zeitung“. Dort ist dieser Beitrag zuerst erschienen.
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