Auf dem Rathausplatz standen zwei echte, leuchtend rote und herausgeputzte Feuerwehr-Veteranen geparkt: Ein Ford, Baujahr 1955, direkt daneben ein Magirus, luftgekühlt, Baujahr 1960. Dazwischen – sowohl körperlich wie auch vom Baujahr her – hatte sich an diesem Dienstagmittag der Hauptdarsteller fürs Gruppenfoto positioniert: Dietmar Müller, Rheinfeldens Feuerwehr-Gesamtkommandant, feierte einerseits seinen 65. Geburtstag – und andererseits seinen letzten Tag im Amt. „So will es das Feuerwehrgesetz“, meinte Müller zwischen all den Gratulationen und Umarmungen, die er an diesem Überraschungstermin am und im Rathaus bekam. „Man soll gehen, wenn es am schönsten ist.“
Stadt und Feuerwehr hatten sich eine echte Überraschung einfallen lassen, um Müller, der prägenden Person der Rheinfelder Feuerwehr der vergangenen Jahre, den Abschied so süß wie möglich zu machen. Mit dem Ford-Oldtimer der Abteilung Karsau war er am Vormittag in seinem Wohnort Herten abgeholt und durch ganz Rheinfelden mit seinen zehn Feuerwehr-Abteilungen kutschiert worden. „An jeder Station gab‘s einen kleinen Fachvortrag“, schmunzelte Oberbürgermeister Klaus Eberhardt bei seiner Ansprache im Rathaussaal, wo sich mittags dann zahlreiche Gäste vorwiegend aus der Feuerwehr- und Blaulicht-Fraktion eingefunden hatten, um den Kommandanten zu verabschieden.
Eberhardt würdigte die „starke Verbundenheit“ Müllers mit Rheinfelden und seiner Feuerwehr. Kein Wunder, so der OB, bei einem gebürtigen Rheinfelder, der in Herten aufwuchs und den weder die Bundeswehrzeit noch die Ausbildung zum Chemie-Techniker davon abhalten konnten, in seiner Heimat zu bleiben, hier eine Familie zu gründen und sich dann auch beruflich ganz dem Dienst bei der Feuerwehr zu widmen.
In diese war Dietmar Müller 1980 in Herten eingetreten, wo er ab 1989 für 25 Jahre Abteilungskommandant war. Davon wiederum war Müller die letzten zehn Jahre Stellvertreter von Gesamtkommandant Gerhard Salg, den er 2014 in diesem Amt beerbte. In den neun Jahren als Sprecher der Rheinfelder Feuerwehr, wie er selbst betonte, hinterließ Müller Bleibendes. OB Eberhardt zählte die Anschaffung von Feuerwehrfahrzeugen – zuletzt der neuen Drehleiter – ebenso auf wie etwa die Sanierung des Degerfelder Feuerwehrhauses. Und Müller leitete den Neubau des Feuerwehrhauses in Rheinfelden in die Wege, der zurzeit an der Römerstraße Formen annimmt.
„Die Feuerwehr hat in dieser Zeit einen Quantensprung gemacht“, konstatierte Eberhardt. „Loyalität, Sachbezogenheit, Zuverlässigkeit, Fleiß, Einsatz und Kompetenz“ zeichneten ihn aus, lobte der Oberbürgermeister. Ähnlich klopfte dem Neu-Pensionär auch Reiner Jacob, der Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbands, auf die Schulter, dessen Stellvertreter Dietmar Müller ist – und nach dem Wunsch Jacobs auch noch bleiben soll.
Die womöglich innigste Umarmung erhielt Müller allerdings von einem, der nun von der geleisteten Arbeit richtig profitieren kann: Nachfolger David Sommer überhäufte Müller nicht nur mit Geschenken der Feuerwehrkameraden, sondern auch mit Würdigungen. Es sei, so Sommer, keine Selbstverständlichkeit, mit welcher Akribie Müller das Amt ausgeführt habe und ihm so „ein bestelltes Feld“ hinterlasse, worauf er nun aufbauen könne. „Ich möchte, dass es in diesem Stil weitergeht“, erklärte Sommer.
Dietmar Müller will, so kündigte er an, „nun einige Dinge verfolgen, die bisher in der zweiten Reihe standen“. Dazu zählt eine Modelleisenbahn im Keller – und natürlich auch die Familie. Ehefrau Yvonne und Tochter Saskia nahmen es mit sichtlicher Freude zur Kenntnis. Und Müller macht sich um die Genießbarkeit einer Spezialität seines Heimatorts verdient: „Es gab einmal Zeiten, da galt es als Körperverletzung, eine Flasche Hertener Wein zu verschenken“, sagte der Hobby-Winzer grinsend. „Das haben wir inzwischen ganz gut im Griff.“