Rheinfelden – Wie im Flug ist die Zeit beim Zunftabend der Narrenzunft Rheinfelden im Bürgersaal vergangen. Und wie am Schnürchen lief das Programm ab. Die Vertreter aller Cliquen waren bereits auf der Bühne, als die Zunft und die musizierenden Latscharis einliefen. Und außer dem tänzerischen Auftritt der Grabbe-Clique wurde bewusst auf Zugaben verzichtet – wenngleich die Gäste diese forderten. Der Grund für diese Neuerungen erklärte an dem Abend ein bestens aufgelegter Oberzunftmeister Michael Birlin: Man wolle „das Zeitlimit nicht bis nach Mitternacht überziehen, damit das Publikum noch miteinander schwätze und feiern kann“.
Sabrina Birlin und Tim Schick führten am Freitag durch das Programm und forderten bei der Premiere am Valentinstag dazu auf: „Heute heißt es Narro am Rhy, hesch D‘Rose debi?“ Die Karsauer Zunft kam in großer Abordnung zu den Kanälern, sie durften nicht fehlen, denn ihr Thema „50 Jahre Zwangseingemeindung“ zog sich wie ein roter Faden durch das Programm. Am Schluss war von den Latscharis zu hören: „Ein Leben lang zwangseingemeindet, an unsrer Seite seid ihr niemals allein, dürft all die Zeit mit uns verbringen, was für ein Glück, dass es Rheinfelden für euch gibt“.
Überhaupt, die Latscharis mit ihrer 45 Minuten langen Darbietung bestachen mit spielerischer Klasse aus Musik, Gesang, Wortwitz und ambitioniertem Balanceakt, für den es viel Beifall gab. Für die Ruine Kreiskrankenhaus gab es gleich zwei Empfehlungen an Oberbürgermeister Klaus Eberhardt: „Die Stadt macht da oben einen eigenen Recyclinghof auf oder ein Center mit all jenem, was in Rheinfelden fehlt“, so der Rat der Narren. Es war eine in jeder Hinsicht farbenprächtige Nummer, Unterhaltung auf hohem Niveau.
Auch die anderen Programmpunkte fielen nicht ab. „Rhyfelder Chronisten“ nennen sich Michael Birlin, Edmund Maier und Adalbert Leuter von der Narrenzunft, die treffende Verse über Geschehnisse aus dem Stadtleben parat hatten: „Zum Glück ist der Gugelhupf auf der Rheinbrücke nicht aus Teig, sonst hätten ihn die Vögel und Fische schon lange verzehrt.“ Es gab sogar eine Spitze gegen Edmund Maier, der bekanntlich im Froschenland Minseln dieses Jahr als Froschenkönig regiert: „Statt einer jungen Königin regiert jetzt ein Rentnerteam.“ Edmund Maier reagierte prompt: „Wo sind all die schönen Mädchen geblieben, deshalb bin ich auf den Thron gestiegen.“
Die Flyburghexen gaben Unterricht in alemannischer Sprache und richteten sich an den Oberbürgermeister: „Nicht mal mehr auf unserem Rathaus wird unsere schöne Sprache geschwätzt. Gel, Klaus!“ D‘Maximale zeigten in ihrem eigenen Fernsehprogramm, wie schön Rheinfelden – in Anspielung auf die SWR-Landeschau Baden-Württemberg – wirklich ist. In ihrer „Stinktier-Show“ mit den Moderatoren Stink und Stunk hoben D‘Maximale das Adelbergkirchlein hervor und tauften den Narrenbrunnen auf dem Oberrheinplatz kurzum in Trevibrunnen um. Vor allem, als es um das Trottoirfest mit der eigenen Hütte ging, horchte das Publikum auf. Bestens kam auch der dazugehörige Südtiroler Schuhplattler in echten Krachledern an.
Unschlagbar fit betrat Sabine Schütz-Baumgartner die Bühne und bekam allein schon dafür Beifall. Ungeniert und keck gab sie Wortspiele zum Besten und machte Werbung für die bevorstehende Wahl: „Der Einzige mit Durchblick, deshalb heißt er Glaser.“ Gemeint war Stefan Glaser, der im Wahlkreis Lörrach-Müllheim für die CDU antritt und am Freitag im Publikum saß. Als Quereinsteigerin als Friseurin wurde Hannelore Nuß vom Tierheim von Schütz-Baumgartner bezeichnet, denn sie möchte „Pony schneiden“. Und munter ging es weiter: „Krankenhaus haben wir in unserer Stadt keines mehr, bis man in Lörrach durch die langen Gänge gegangen ist, weiß man dann nicht mehr, was man hat.“
Wahre Begeisterungsstürme hatte das Publikum für Helmut Augsten übrig, der bis zur Unkenntlichkeit als elegante Dame verkleidet war, die von ihrer Kreuzfahrt auf dem Traumschiff erzählte. Augsten, ein bewährter und ausdrucksstarker Darsteller, selbst wenn er über Texthänger hinwegspielte, gewann das Publikum für sich und brachte ununterbrochen alle herzlich zum Lachen. Ein toller Schlusspunkt vor dem großen Finale war „Wild Wild West“, getanzt von den Grabbe-Mädels aus Herten.