Zum Pfingstwochenende sind die schriftlichen Abiturprüfungen zu Ende gegangen. Bereits im zweiten Jahr in Folge fanden diese unter den erschwerten Bedingungen der Pandemie statt. Die Situation bedeutete für die Gymnasien vor allem einen logistischen Mehraufwand. Sie mussten an den Prüfungstagen mehr Räume bereithalten, mit entsprechend hohem Personalaufwand. Viele Schüler haben sich aus Angst vor einem falschen positiven Ergebnis vor den Klausuren auch nicht auf Covid-19 testen lassen.
Am Georg-Büchner-Gymnasium in Rheinfelden verteilten sich die 48 Abiturienten des Jahrgangs – fünf weitere Schüler haben direkt den Nachtermin gewählt – und vier Schüler des Abendgymnasiums auf drei Gruppen: getestet, nicht getestet und Risikogruppe. In Letzterer fanden sich nicht nur Schüler, die selbst stark gefährdet sind, sondern auch diejenigen mit Familienmitgliedern aus Risikogruppen.
„Es ist kompliziert“, betont der stellvertretende Schulleiter Clemens Hauser. Den erhöhten Bedarf an Aufsichtspersonen während der Prüfungen könne die Schule gerade so decken. Weil die Prüfungsaufgaben aber nicht mehr auf Papier verschickt würden, sondern in einer verschlüsselten E-Mail, haben die Prüfungstage auch für die Lehrkräfte mit etwas mehr Stress begonnen.
Zeit musste derweil nicht nur zum Ausdrucken eingeplant werden, sondern auch für die Auswahl der Prüfungsfragen. Hier ist das Kultusministerium entgegenkommend, die Lehrer konnten nach Einschätzung des Leistungsstandes der Schüler aus mehr Optionen also sonst auswählen. So sollte nach Möglichkeit aufgefangen werden, dass unter Pandemiebedingungen der Prüfungsstoff nicht an allen Schulen mit der gleichen Intensität vorbereitet werden konnte, erklärt Hauser.
Angst vor einem falschen Positivergebnis
Für die Abiturienten stand jeweils am Tag vor der nächsten Prüfung eine belastende Frage im Raum. Sie mussten entscheiden, ob sie sich auf Covid-19 testen lassen oder nicht. Die Tendenz ist eindeutig ausgefallen: Es gab zum Teil deutlich mehr Nichtgetestete als Getestete.
„Viele Schüler haben Angst vor einem falschen Positivergebnis, das den Ausschluss von der Prüfung bedeuten würde“, sagt Clemens Hauser. Zwar stünden Nachtermine zur Verfügung – einer im Juli und ein weiterer zu Beginn des nächsten Schuljahres – dem Stress, sich vorzubereiten und dann doch keine Prüfung ablegen zu können, wollten sich die meisten Schüler aber dennoch nicht aussetzen.
Immerhin durften sich die Schüler über eine halbe Stunde mehr Zeit zum Bewältigen der Aufgaben freuen. Auch dieser Zeitbonus sollte der besonderen Prüfungssituation Rechnung tragen. Denn ob getestet oder nicht: Während der Klausuren war das Tragen des Mund-Nasenschutzes Pflicht.
„Viele frustrierende Momente“
Sinja Buchholz, stellvertretene Schülersprecherin am Georg-Büchner-Gymnasium in Rheinfelden, fasst die Gemütslage der Abiturienten zusammen: „Es gab viele frustrierende Momente.“ Besonders belastend sei das Gefühl, vieles verpasst zu haben, was eigentlich zum Abschlussjahr dazu gehört, die Abifahrt und aller Voraussicht nach auch der Abiball.
Wie im Vorjahr soll es auch zum Ende des Schuljahres 2021 eine feierliche Zeugnisübergabe im Freien geben. Aber eben keine Party. Die Prüfungsvorbereitungen haben die Schüler aufgerieben. „Lange war nicht klar, ob wir die letzten zwei Wochen vor den Prüfungen in die Schule kommen können“, erzählt die 18-Jährige. Letztlich wurde die finale Vorbereitungsphase im Homeschooling bewältigt.
Während einige Lehrer bis nachts für Fragen erreichbar waren, habe es aber auch solche gegeben, die tagelang keine Rückmeldung gaben. Auch auf den Rückhalt in Lerngruppen mussten die Schüler weitgehend verzichten. Belastend für viele sei auch die Frage, wie es nach dem Abitur weitergeht. Die Aussicht, ein Studium in einer fremden Stadt anzufangen, das vorwiegend online stattfindet, mache vielen Angst. Auch Reisen und Auslandspraktika lassen sich kaum gesichert in Angriff nehmen. „Wir sind bei der weiteren Planung stark eingeschränkt“, gibt Sinja Buchholz zu bedenken. Sie selbst kann sich aber freuen. Sie wird ein freiwilliges soziales Jahr über den Bundesfreiwilligendienst beim Jugendhaus Rheinfelden beginnen.