Nicolai Kapitz

Das Schopfheimer Freibad wird zur Zeit für eine mögliche Öffnung Ende Juni vorbereitet. Wie am Mittwoch bekannt wurde, tendieren Stadtverwaltung und Gemeinderat nach internen Beratungen zu einer Saisoneröffnung des Freibads im Oberfeld Ende Juni. Zuvor muss mit dem Betreiber über die Konditionen verhandelt werden. Im Höhenbad Schweigmatt dagegen ist die Saison vorbei, bevor sie angefangen hat: Wegen der Corona-Auflagen wird das Bad geschlossen bleiben.

  • Freibad Schopfheim: „Das beliebte Freizeitbad im Oberfeld wird seit Dienstag, 9. Juni, auf eine mögliche Öffnung Ende Juni vorbereitet“, schreibt die Stadt in einer Pressemitteilung. „Soziale Aspekte“ haben Stadt und Gremium bewegt, auf eine Öffnung hinzuarbeiten. Der Gemeinderat positioniert sich zwar sehr vorsichtig, aber trotzdem mit einer klaren Tendenz. Wenn die Stadt mit dem Betreiber Einigung über die Modalitäten erzielt, soll das Bad trotz der Corona-Einschränkungen und dem damit verbundenen Mehraufwand inklusive höherer Kosten beziehungsweise Einnahmeverlusten öffnen. Das zeigt eine kleine Umfrage bei den Fraktionen. „Es ist wichtig, dass wir ein Angebot für Familien mit Kindern und Jugendliche haben“, sagt Grünen-Fraktionschef Ernes Barnet auf Nachfrage. „Auch wenn die Vorgaben relativ kompliziert umzusetzen sein werden.“ CDU-Sprecherin Ute Zeh sieht es genauso: „Wir tendieren zu einer Öffnung. Wenn es, wie prognostiziert, wieder ein sehr heißer Sommer wird, könnte sich das Defizit auch in Grenzen halten. Wenn das Bad geöffnet wird, dann zugunsten der Familien und Kinder.“ Es fehlen, so Zeh, im Wiesental auch Alternativen: „Bei uns könnten die Leute nur an die Wiese sitzen. Zwischen die Hundehaufen.“ Der SPD-Ortsvereinsvorsitzende Peter Ulrich beschreibt das Problem dabei sehr treffend: „Ich bin schon der Meinung, dass das Bad öffnen sollte, um den Menschen eine Freizeitmöglichkeit im Sommer zu gewähren. Das muss entsprechend den Verordnungen ausgestaltet werden. Und das ist ein schmaler Pfad, auf dem man da entlang wandelt. Wir versuchen, die Öffnung möglich zu machen, ohne die Sicherheit zu gefährden.“ Auch deshalb ist Hildegard Pfeifer-Zäh, Fraktionschefin der Freien Wähler, sehr zurückhaltend: „Wir wünschen uns, dass es klappt. Aber es sind so viele Aspekte zu berücksichtigen. Wir müssen vermeiden, dass zu große Erwartungen geschürt werden, die unter Umständen enttäuscht werden. Wir müssen abwarten, was die Bedingungen sind.“

Der Gemeinderat fasst einen endgültigen Beschluss am 22. Juni, wenn die Modalitäten zwischen Stadt und Betreiber klar sind. Das Problem: Die Vorbereitungen dafür, das Bad zu öffnen, müssen eigentlich vor dem 22. Juni beginnen. Denn das Schwimmbad braucht zwei bis drei Wochen Vorlaufzeit, um unter Einhaltung der Corona-Vorschriften öffnen zu können. Nachdem die Stadtverwaltung ein Stimmungsbild bei den Gemeinderäten eingeholt hatte, werden deshalb auch ab sofort die Becken gefüllt. „Wir sind jetzt dabei, das Bad auf die Öffnung vorzubereiten“, sagt Bademeister Mathias Wüst auf Anfrage. „Die ganze Anlage wird hergerichtet, dass alles läuft und überprüft ist.“ Die letzten Vorbereitungen werden aber erst erledigt, wenn eine definitive Entscheidung gefallen ist. Ebenso ist noch unklar, welche Vorkehrungen für die Einhaltung der Corona-Sicherheitsrichtlinien getroffen werden müssen. „Auf jeden Fall müssen wir im Schwimmbecken einen Einbahn-Verkehr einrichten“, sagt Bademeister Wüst. „Die Schwimmer dürfen sich nicht auf einer Bahn begegnen.“ Außerdem muss voraussichtlich gewährleistet sein, dass jeder Badegast auf der Liegewiese zehn Quadratmeter Fläche für sich hat. Und es gibt Regelungen, was Duschen und Umkleiden angeht. Die Stadt erwähnt weitere Einschränkungen: Dauerkarten gibt es nur für Frühschwimmer, Tickets sind ausschließlich online erhältlich und die maximale Anzahl an Besuchern wird stark eingeschränkt sein. Für all das muss das Freibad erst fit gemacht werden, „das ist alles noch in der Besprechung“, so Wüst. „Wir hoffen, dass es bald losgehen kann.“

Im Höhenbad Schweigmatt wird es in diesem Jahr keine Badegäste geben.
Im Höhenbad Schweigmatt wird es in diesem Jahr keine Badegäste geben. | Bild: Martin Klabund
  • Höhenbad Schweigmatt: Sicher keine Badesaison wird es im Höhenbad in Schweigmatt geben. Thomas Jost, Vorsitzender des Schweigmattvereins und sozusagen Chef-Betreiber des kleinen Freibads, hat den Betrieb in der Saison 2020 bereits abgehakt. „Wir werden nicht öffnen“, sagt Jost. „Die Auflagen sind so hoch, das ist hier nicht möglich.“ Das Becken sei so klein, dass die Abstandsregelungen kaum machbar seien. „Im Schwimmerbereich müssten wir die Leute in getrennten Bahnen schwimmen lassen. Das bedeutet, dass nur eine Person gleichzeitig ins Wasser darf“, so Jost. Auch getrennte Ein- und Ausstiege ins Becken seien in Schweigmatt nicht möglich. Weiter seien elektronische Zugangskontrollen nicht umsetzbar und der zu erwartende Personalaufwand für die Einhaltung der Vorschriften nicht stemmbar. „Zudem hat uns ein Aushilfs-Bademeister bereits abgesagt“, sagt Thomas Jost. „Da ist es nur sehr schwer machbar.“

Weiter sei der Parkplatz am Schwimmbad zur Hälfte mit einer Baustelle für die Verlegung von Breitband-Internet belegt. „Und wenn wir jetzt anfangen, das Wasser auszutauschen, kostet das viel Geld und wir müssten die Pumpen laufen lassen. Dann fängt das Bad an, richtig teuer zu werden.“ Stattdessen bereiten sich Jost und der Schweigmattverein auf die Saison 2021 vor: „Wir nutzen die Zeit und sind am Renovieren.“ Es stehen Arbeiten am Parkplatz und eventuell auch am Gebäude auf dem Plan, was aber noch mit der Stadt zu klären sei. „Wir träumen ja immer noch von einem Wohnmobil-Stellplatz“, sagt Jost. Und zudem wird ohnehin noch ein neuer Pächter für den Schwimmbad-Kiosk gesucht – die Auszeit kann also sinnvoll gefüllt werden. Auch die Festivitäten zum 85. Geburtstag des Höhenbades werden ins nächste Jahr geschoben. Was die Bad-Betreiber aus dem Raitbacher Weiler umtreibt, ist nicht die abgesagte Saison 2020, sondern der Blick in die fernere Zukunft: „Wenn der Gemeinderat in der Klausurtagung über Einsparpotentiale diskutiert, fürchte ich, dass das Bad an erster Stelle steht“, sagt Jost. „Es steht viel auf dem Spiel.“ Deshalb wird in Raitbach auch über alternative Betreiberformen nachgedacht: „Wir müssen auf lange Sicht andere Lösungen finden. Vielleicht ist ein reiner Schwimmbad-Betreiberverein eine Lösung.

Der Ortschaftsrat ist da an verschiedenen Ideen dran.“ Es sei auf jeden Fall Ziel, das Schwimmbad zu erhalten. „Was uns hier fehlt, ist ein funktionierender Tourismus“, sagt Thomas Jost. Das beginne schon bei Ladestationen für E-Bikes am Schwimmbad und der Frage nach erwähntem Wohnmobilstellplatz und gehe bis zu der Tatsache, dass es in Schweigmatt kein Wirtshaus und keine Pensionen mehr gibt. „Man muss alles auf mehrere Füße stellen“, sagt Jost. „Das kostet aber eben auch immer Geld. Und Gehirnschmalz.“

Info: Der Gemeinderat tagt am kommenden Montag, 22. Juni, öffentlich. Neben der Frage zur Saisonöffnung des Schopfheimer Schwimmbads wird es unter anderem auch um Einsparpotenziale nach den finanziellen Einbußen durch die Corona-Krise gehen.