Nicolai Kapitz

Ab Montag ist wieder geöffnet: Erleichtert haben die Vorsitzenden der Gewerbevereine im Mittleren und Oberen Wiesental die Nachricht aufgenommen, dass Geschäfte mit einer Verkaufsfläche von unter 800 Quadratmetern unter Berücksichtigung verschiedener Sicherheitsvorkehrungen wieder öffnen dürfen. Das betrifft unter anderem den kompletten Einzelhandel in den Innenstädten von Schopfheim, Zell, Schönau und Todtnau. Auf die Regelung hatten sich Bund und Länder am Mittwoch geeinigt.

„Schopfheim ist ab Montag wieder komplett offen“, freut sich Martin Bühler, Vorsitzender des Gewerbevereins mit Blick auf die Schließungsverordnung, die bis Sonntag gilt und danach gelockert werden soll. „Mir fällt da natürlich ein großer Stein vom Herzen. Nicht nur mir persönlich, sondern auch für alle Kollegen.“ Zwar habe sich der Einzelhandel in der Innenstadt so gut es ging auf die Zwangsschließung eingestellt, aber das sei nicht mehr als eine Notlösung gewesen. „Wir haben versucht, es am Laufen zu halten mit dem offenen Service-Center und Online-Handel“, so Bühler über sein eigenes Geschäft. „Aber es gab natürlich genug Läden, die in der Zeit wirklich null Geschäft gemacht haben. Das ist natürlich extrem bitter.“

Noch sei unklar, wie die Öffnung der Geschäfte vonstattengehen wird. „Wir wissen noch nicht, welche Einschränkungen es geben wird und was das für uns alle schlussendlich bedeutet“, so Bühler. Von Warteschlangen außerhalb der Geschäfte über Zugangsbeschränkungen anhand der Kundenzahl bis hin zu Security-Personal in den Läden sei alles möglich. „Das liegt uns noch etwas im Magen“, so Bühler. Er sei mit Bürgermeister Dirk Harscher in Kontakt, um die Anordnungen so schnell und korrekt wie möglich umzusetzen. „Hätten Sie mich vor einer Woche gefragt, hätte ich nicht damit gerechnet“, zeigt sich der Gewerbevereinsvorsitzende auch ein Stück weit überrascht von der Lockerung der Schließungsregeln. „Jetzt hoffen wir, dass es auch so bleibt.“ Wenn die Läden dann offen sind, komme es einfach darauf an, „wie gut sich die Kunden an die Regeln halten und wie vernünftig sie sind“. Da gebe es aus seiner Erfahrung drei verschiedene Gruppen: „Die einen sind fast schon übervorsichtig und halten viel Abstand, die anderen halten sich an die Regeln, sind aber nicht so pingelig. Und dann gibt es die, denen es fast schon egal ist.“ Für sein eigenes Elektronikfachgeschäft hat Bühler bereits Pläne: „Wir haben für die Kassen einen Spuckschutz bestellt und werden auch im Wartebereich an den Kassen Markierungen am Boden anbringen“, so der Euronics-Bühler-Geschäftsführer. Das Personal wird mit Mundschutzmasken ausgestattet, auf Gummihandschuhe wird aber verzichtet: „Vor der Krise haben wir alle über die Vermeidung von Plastikmüll diskutiert und ich sehe nicht ein, dass wir jetzt in großem Umfang Plastikmüll produzieren. Da muss Händewaschen reichen.“

In der Innenstadt können, so Bühler, alle Läden wieder öffnen. Nach seiner Kenntnis habe keiner der Einzelhändler in der Zwangspause so große wirtschaftliche Probleme bekommen, dass die Wiedereröffnung in Gefahr geriet. Auch die Geschäfte in den Randbezirken der Stadt – das betrifft vor allem das Gewerbegebiet Gänsmatt unter anderem mit großflächigen Mode- und Schuhläden – können wieder öffnen. Wie Bürgermeister Dirk Harscher am Donnerstag bestätigte, überschreitet kein einziges dieser Geschäfte die Größe von 800 Quadratmetern. „Das ist natürlich super“, sagt auch Dennis Vogt, Vorsitzender des Zeller Gewerbevereins. Der Zeller Einzelhandel könne jetzt langsam wieder hochfahren, „die Geschäfte sind gerade beim Vorbereiten“.

Wichtig sei nun, dass auch die Kunden wieder kommen. „Wir hoffen, dass sich nicht alle inzwischen auf den Onlinehandel gestürzt haben, sondern ihren Läden treu bleiben und wieder kommen“, sagt Dennis Vogt. Grundsätzlich sei es bei so einer Regelung schwierig, den Trennstrich an der richtigen Stelle anzusetzen: Dass gerade Geschäfte mit einer Verkaufsfläche von weniger als 800 Quadratmetern wieder öffnen dürfen, komme aber den Händlern in den Klein- und Mittelzentren wie Zell zugute. „Ich denke, man muss irgendwo anfangen“, so der Vorsitzende. Ihm sei wichtig, dass in absehbarer Zeit auch die Gastronomen und Frisörgeschäfte wieder öffnen dürfen, um das normale Geschäftsleben in Zell wiederherzustellen.

Auch in Todtnau herrscht Erleichterung: „Das war eine existenziell bedrohliche Situation“, sagt Gerhard Asal vom Gewerbeverein Treffpunkt Todtnau. In Todtnau sei kein Geschäft größer als 800 Quadratmeter, insofern könne die komplette Stadt wieder als Einkaufsort genutzt werden. „Schade finde ich, dass die Gastronomie noch nicht wieder öffnen kann“, sagt Asal. „Die Situation für die Gaststätten und Herbergen wird sicher nicht einfacher.“ Gerade Todtnau sei auch auf eine funktionierende Gastronomie angewiesen. Asal kann allerdings auch Verständnis für die drastischen Maßnahmen aufbringen: „Sanktionen sind absolut notwendig, sonst geht es nicht. Aber wichtig ist in erster Linie, dass man Abstand einhält.“ Nun liege es einerseits an den Geschäftsinhabern, andererseits aber auch an den Kunden, die Vorschriften zur Einhaltung der Abstände zueinander einzuhalten.