Schopfheim Die Kürnberger sind schockiert: Vor einem Jahr ist die Wiedereröffnung des Dorfladens mit dem neuen Café gefeiert worden und Landrätin Marion Dammann hat das vorbildliche Projekt gelobt. Jetzt ist schon wieder Schluss: Das Markus-Pflüger-Zentrum will den Betrieb einstellen.
Auch er sei von der Nachricht überrascht worden, sagte Ortsvorsteher Peter Ulrich in der Ortschaftsratssitzung. Er will in Verhandlungen mit der Heimleitung des Pflüger-Zentrums erreichen, dass der Laden und das Café bis zum Beginn der Sommerferien weiterbetrieben werden. Er appellierte an die Dorfgemeinschaft, zusammenzuarbeiten und eine Lösung zu finden. „Wo eine Tür zugeht, geht immer wieder eine auf“, gab sich Ulrich zuversichtlich.
Nach Pächterwechseln hatte 2017 das Markus-Pflüger-Zentrum den Dorfladen übernommen. Damit sollte die Nahversorgung für die rund 230 Kürnberger im kleinsten Schopfheimer Ortsteil gesichert, Inklusion umgesetzt und den Heimbewohnern ein Weg in den ersten Arbeitsmarkt eröffnet werden. Da der Laden nicht richtig lief, sollte er mit dem Café ergänzt werden. Die Dorfgemeinschaft packte an und installierte 2024 unter der Leitung von Michael Schmidt im Untergeschoss eine Toilettenanlage für die Kunden.
Inzwischen habe sich gezeigt, so Ulrich, dass die Klienten des Markus-Pflüger-Zentrums und die Betreuer immer weniger Motivation zeigten, im Dorfladen und Dorfcafé zu arbeiten. Zudem habe sich die Hoffnung, eine „schwarze Null“ schreiben zu können, nicht erfüllt. Daher habe sich die Heimleitung des Pflüger-Zentrums zur Kündigung entschlossen. Auch den Betrieb des Wildgeheges in Zell gibt das Heim auf.
Schopfheims Bürgermeister Dirk Harscher habe die Unterstützung der Stadt für den Weiterbetrieb zugesichert. Für das Haus werde die Stadt „keine anderweitige Nutzung“ vorsehen, berichtete Ortsvorsteher Ulrich. Von einer „schockierenden Nachricht“ sprach Ortschaftsrat Gerold Schmidt. Er habe beobachtet, dass sich gerade im Café-Bereich etwas entwickelt habe, der Betrieb zunehmend angenommen wurde. Für ihn komme die Kündigung zu einem „unglücklichen Zeitpunkt“.
In der Ortschaftsratssitzung wurden Ideen für den Weiterbetrieb gesammelt. Man könnte einen Betreiber mit sozialem Hintergrund suchen oder einen Trägerverein gründen, so Ulrich. Eine andere Möglichkeit wäre, über eine Spendensammlung und regelmäßige Beiträge einen Minijob zu finanzieren. Gerold Schmidt und Anika Silbausch brachten ins Gespräch, mit den Märkten in Schopfheim und Zell zu sprechen, ob Online-Bestellungen nach Kürnberg geliefert werden können, die von dort verteilt oder abgeholt werden.
Schmidt plädierte für eine Dorfversammlung, in der sich „jeder entscheiden muss, ob er den Laden will oder nicht“. Ein Zuhörer zweifelte an, ob eine derartige Zusammenarbeit in Kürnberg möglich ist, und kritisierte, dass die Angebote im Laden immer mehr reduziert worden seien. Ulrich sieht den Dorfladen als Chance für neuen Zusammenhalt. „Der Laden ist tot, aber mit dem Café kann man etwas machen“, meinte ein anderer Zuhörer und verwies darauf, dass zwei Vereine ohne Vereinsheim das Haus für Veranstaltungen betreiben oder vermieten könnten. In dieser Woche ist ein Treffen des Ortschaftsrats mit Interessenten und Vereinsvertretern geplant.